Seit Jahren rankt sich eine Tradition um die Kirchspiele Ranis- Gräfendorf und Krölpa-Öpitz. Am Ostermontag machen sich Menschen auch aus den Gemeinden der Region auf den Emmausweg, der seinen Namen aus einer biblischen Geschichte von zwei Jüngern hat, die nach dem Tod von Jesus nach Emmaus, ihrem Heimatort wollen.(Lukas 24,13ff)

Sie können diesen Weg gehen, indem Sie die entsprechenden Stationen im Bild betrachten und die entsprechenden Abschnitte lesen. Im Besonderen begleitet uns ein Liedtext.

Start: Stadtkirche Ranis

Aus Lukas 24,1ff i.A. (Übertragung von Jörg Zink)

Am ersten Werktag der neuen Woche kamen Frauen in der Morgenfrühe zum Grab mit salben, die sie vorbereitet hatten. Sie entdeckten aber, dass der Stein vom Eingang der Höhle abgewälzt war und als sie eintraten fanden sie den Leib des Herrn Jesus nicht. Während sie noch ratlos und bekümmert dastanden, erschienen mit einem Male bei ihnen zwei Männer in blitzenden Gewändern, und sie erschraken, wandten ihr Gesicht ab und blickten vor ihnen zur Erde. Die Männer aber sprachen zu ihnen: Warum sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier.Er ist lebendig! Erinnert euch! In Galiläa schon hat er es euch gesagt: Ich muss mich der Gewalt der Menschen ausliefern und mich kreuzigen lassen und am dritten Tage nach dem Tode wieder auferstehen. Sie erinnerten sich, dass er das gesagt hatte, und verließen das Grab, liefen zurück und erzählten das alles den elf Mitarbeitern des Herrn und allen übrigen…. Aber die hatten den Eindruck, es handle sich um Gerede, und glaubten ihnen kein Wort.

Noch mehr geschah an diesem Tag: Zwei aus dem Kreis der Freunde wanderten nach Emmaus, das man von Jerusalem aus in einer Stunde zu Fuß erreichte, und redeten miteinander über alles, was geschehen war.

Manches, was wir erfahren, können wir mitunter gar nicht glauben. Menschen ging es anfangs mit Corona so. Wie kann ich mir das vorstellen: schönes Wetter, blauer Himmel, dennoch Verbot hinauszugehen – Ansteckungsgefahr! Die Viren unsichtbar. Eine Gefahr, die ich nicht greifen kann. Das verunsichert, macht Angst. In völlig anderer Weise erfahren die Frauen etwas, was sie zuerst nicht glauben können: die Auferstehung Jesu. Und sie selber, als sie davon weitererzählten, fanden auch keinen Glauben.

Nachsinnend gehen wir von der Kirche in Ranis hinunter in den Hain. Bedenken Eigenes.

1.Station: Am Teich

Es gibt Erfahrungen im Leben, die wiegen schwer- sind schwerwiegend: die Aussichtslosigkeit, wie es weitergeht mit dem kleinen Betrieb, nachdem er schließen musste. Die momentane Unbestimmtheit, wie weiter verfahren wird nach dem 19.April: ob es eine Lockerung der Bestimmungen gibt, ob die Schule wieder anfängt, die KITAS wieder öffnen, wann die Verwandten in den Alten- und Pflegeheimen wieder besucht werden dürfen…, wann und ob wieder Normalität ins Leben einkehrt. Und dazu die Angst bei nicht wenigen, vor Ansteckung. Solche Erfahrungen wiegen schwer wie Steine- sie belasten. Sie lähmen, sie hindern am Leben, lassen kaum Hoffnung wachsen.

Lied: Wir stehen am Morgen (Text: Jörg Zink,Musik Hans-Jürgen Hufeisen)

Wir stehen am Morgen. Aus Gott ein Schein durchblitzt alle Gräber.

Es bricht ein Stein. Erstanden ist Christus. Ein Tanz setzt ein. Halleluja

Wir bringen im Gebet das was uns beschwert, bedrückt und belastet vor Gott und bitten ihn,

dass er uns nahe ist in allem, dass er das Dunkel erhellt, die Last weg nimmt.

Nachsinnend gehen wir am Wisentgehege vorbei zur Brücke:

2.Station: Auf der Brücke

Aus Lukas 24,13ff:

Während sie so miteinander sprachen und rätselten, näherte sich Jesus und gesellte sich zu ihnen. Sie aber erkannten ihn nicht, ihre Augen waren wie zugehalten. Was sind das für Geschichten, die ihr auf eurem Weg beredet? fragte sie Jesus. Da blieben sie traurig und verdrossen stehen, und der eine, der Kleopas hieß, entgegnete: Du bist wohl der einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in den letzten Tagen drüben geschehen ist? Was war das? fragte Jesus. Das mit Jesus von Nazareth, erwiderten sie, der ein großer, gewaltiger Prophet war. In Wort und Werk hat er vor Gott und den Menschen unerhörte Dinge getan. Den haben unsere Priester und Machthaber zum Tode verurteilt und gekreuzigt! Und wir hatten gehofft, er sei der, der kommen würde, Israel zu befreien. Vorgestern ist das geschehen. Aber nun haben uns ein paar Frauen aus unserem Kreis erschreckt. Heute morgen waren sie am Grab, fanden seinen Leib nicht und kamen mit der Nachricht zurück: Wir haben Engel gesehen! Die haben uns gesagt, er lebe!…

Warum versteht ihr so wenig? entgegnete Jesus. Warum braucht ihr so lange, um zu begreifen, was die Propheten längst gesagt haben? …

Und er fing an, zu erzählen und zu erklären, was in den Büchern des Alten Testaments bei Mose und den Propheten über ihn geschrieben sei.

Geteiltes Leid, ist halbes Leid. Manchmal hilft es, wenn wir miteinander das, was uns bewegt, teilen können. Das tun Menschen in diesen Tagen. Da gibt es Anrufe, Videobotschaften, Gespräche mit Abstand, Mails und Whats apps und anderes. Da tauschen sich Menschen aus. Sie reden sich ihre Not von der Seele, das, was sie beschwert, was sie bedrückt, aber auch das, was sie sich wünschen, ersehnen und erhoffen. Kontakte wachsen und dabei auch Beziehungen, selbst über Entfernungen. Da kommt man sich auch mit Abstand nah. Da fühlt sich eine ein. Ein anderer hört gut zu und bestätigt vielleicht die Erfahrungen. Da wird einem leichter ums Herz. Da kommt etwas in Bewegung… .Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind (auch auf Abstand- wie in diesen Zeiten, aber mit dem Herzen beieinander) da bin ich mitten unter ihnen. Auch heute.

Ein Tanz, der um die Erde und Sonne kreist, der Reigen des Christus,

voll Kraft und Geist, der Tanz, der uns alle dem Tode entreißt. Halleluja

Wir bringen im Gebet das, was uns hilfreich ist, worüber wir auch in dieser Zeit dankbar sind

vor Gott und bitten ihn, dass er auch weiterhin unseren Weg begleitet.

Nachsinnend gehen wir weiter durch den Hain an der Quelle vorbei durch den Ort Krölpa

zur Kirche hinauf:

Kirche Krölpa:

Aus Lukas 24,28ff:

Mittlerweile näherten sie sich dem Dorf, und er tat so, als wolle er weitergehen. Sie baten ihn aber dringend: Bleibe bei uns! Es ist Abend, bald wird es dunkel sein. So ging er mit ihnen in das Haus und blieb bei ihnen.

Da geschah es: Während er mit ihnen zu Tische lag, nahm er das Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und gab es ihnen. Da fiel es wie Schuppen von ihren Augen und sie erkannten ihn. Er aber verschwand vor ihnen. Wir haben es doch gespürt! durchfuhr es sie. Und sie bestätigten einander: Unser Herz brannte doch in uns, während er an unserer Seite ging und uns das Wort der Schrift erklärte!

Hören, spüren, ahnen, erkennen, erfahren… was Menschen verbinden kann und auch zueinander bringt über den angezeigten Abstand in diesen Tagen: Eine Musik, eingespielt von Hand, ein gesungenes Lied per Whats app, ein selbstgebackenes Osterbrot vor der Tür, eine Geschichte erzählt am Telefon, ein Klang, der vom Kirchturm Menschen bewegt, ein Zeichen, das erinnert und bestärkt, ein Brief zur rechten Zeit, ein Päckchen, das erfreut- das zeigt, ich bin nicht allein, dass Leben sich regt und Hoffnung auch mich trägt. Erfahrung, dass es all das gibt. Und das bestärkt, wie geteiltes Brot.

An Ostern, o Tod, war das Weltgericht. Wir lachen dir frei in dein Angstgesicht.

Wir lachen dich an, du bedrohst uns nicht. Halleluja

Aus Lukas 24,33ff:

Noch am Abend, in derselben Stunde, brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Dort fanden sie die elf Jünger und den Kreis der Freunde versammelt. Die riefen ihnen entgegen: Es ist wahr! Der Herr ist auferstanden! Simon hat ihn gesehn! Dann berichteten sie selbst, was auf dem Wege geschehen war und wie sie ihn an der Art, in der er das Brot brach, erkannt hatten.

Brot ist Leben. Brot brechen – und weitergeben, heißt Leben teilen. Leben mit allem, was dazugehört. Wo Menschen so Christus aufnehmen, bewirkt er etwas in ihnen und durch sie. Wir erleben es in diesen Zeiten besonders: Menschen kommen sich auf ganz neue Art – auch über den gebotenen Abstand- nah. Sie teilen miteinander ihr Leben. Sie geben einander Anteil an ihren Gedanken und Gefühlen. Sie spüren, was not-wendig ist. Sie verschenken sich aneinander in kleinen Gesten, sie helfen einander, da wächst Verständnis, da entwickeln sich ganz neue Beziehungen – da leben Herzen auf, da schöpfen Menschen Kraft und Hoffnung. Da haben sie Mut, über das, was sie zutiefst anrührt, zu sprechen. Da wächst Vertrauen, weil Menschen authentisch sind. Es kommt Licht ins Leben, weil es Menschen so wagen. Da wird es Ostern. Da gibt es Auferstehung – jetzt.

Wir folgen dem Christus, der mit uns zieht, stehn auf,

wo der Tod und sein Werk geschieht,

im Aufstand erklingt unser Osterlied. Halleluja

Ostersegen

Und nun geht. Geht mit Gottes Segen.
Geht in euer Leben, voller Kraft.
Liebt und streitet, lacht und weint,
lebt jeden Tag voll großer Leidenschaft.

Also geht. Gehet eure Wege.
Füllt die Tage, die er euch geschenkt.
Nutzt eure Gaben, bringt die Welt zum Blühen!
Denn alles kommt von dem, der Erd und Himmel lenkt.

Und nun geht. Das Leben ist voll Wunder.
Und selbst der Tod ist nunmehr nur ein kleines Tor.
Aus allem Dunkel, allen Trauerfalten
spitzt heut das Licht von Gottes Liebe vor.

(aus: Texte der Klänge in der Nacht 26.02.2016/ Citykirche Schweinfurt)