Die dreizehnte Station: Der Leichnam Jesu wird vom Kreuz genommen und in den Schoß SEINER Mutter gelegt

Schriftwort: Hosea 6, 1

Kommt, wir wollen zum HERRN umkehren! ER hat uns verletzt, ER wird uns auch heilen. ER hat uns geschlagen, ER verbindet unsere Wunden.

Gedanken zum Text:

Karfreitag – der dunkelste Tag im Kirchenjahr, Gedenktag des Justizmords an Jesus, Tiefpunkt der Passionszeit. Kaum auszuhalten ist er in seiner Schwere – für die meisten Glaubenden schon nicht und für die Außenstehenden erst recht nicht. Ein freier Tag, dann ein langes Wochenende über Ostern, das bitte gern. Aber dann gleich von Anfang an Ostern zum Beispiel mit dem beliebten „Osterspaziergang“ am Karfreitag in Pößneck oder mit Tanz und Musik (wenn es denn wieder möglich sein wird) und nicht erst Tod und Trauer! Am liebsten feiern, bis der Arzt kommt – ein schräger Ausdruck, der im letzten Jahr und gegenwärtig jede Komik verloren hat.

An Karfreitag, am Ernst des Lebens, der ganz schnell todernst wird, führt kein Weg vorbei. Auch das hat uns das letzte Jahr gelehrt. Wie von diesen schweren Gedanken wieder wegkommen? Zurück zur „Normalität“ – und das so schnell wie möglich – wer will das nicht? „Normalität“ verstanden als weitgehende Sorglosigkeit, (fast) uneingeschränkte Freiheit – das ist doch aber nicht die Regel, sondern mit einem Blick in die Geschichte und auch in die Bibel die Ausnahme, oder? Die Regel ist doch das Leben als immer neue Herausforderung, als anstrengende Wanderung durch die Zeit, die durch ganz tiefe Täler führen kann. Täler, in denen die Menschen nach jedem Strohhalm der Hoffnung greifen, dankbar sind für jedes aufmunternde Wort und jeden Beistand, an den sie erinnert werden. Und genau das tut der Prophet Hosea: Er erinnert sein Volk an den besten Beistand, den es geben kann. Sicher, der EWIGE hält das Leid nicht fern von uns Menschen. Aber ER hilft uns hindurch. Gut, dass die Worte Hoseas aufgeschrieben wurden. Denn sie sprechen auch ganz unmittelbar in unsere Zeit. Meinen Sie nicht auch?

Grafik:. J.Reichmann

Gedanken zum Bild:

Nach all den brutalen Bildern der Todesfolter und des Sterbens Jesu nun wieder ein Bild der behutsamen Stille, voller Vertrautheit und Nähe, wie es in Wirklichkeit wohl niemals möglich war. Maria hält den toten Körper Jesu, nimmt endgültig Abschied von ihrem Sohn. Den Querbalken des Kreuzes hat die Wache längst beiseite geschafft, damit er bald für die nächste Kreuzigung wiederverwendet werden kann. Argwöhnisch beobachten sie jetzt die Szene, denn sie müssen die Kontrolle behalten. Noch ist die Gefahr spontaner Unruhen durch die Jesusanhänger nicht endgültig gebannt. Sie hätten solch eine anrührende Szene deshalb auf keinen Fall geduldet.

Maria, die Mutter Jesu blieb nach den Evangelien in der Nähe des Kreuzes bis zum Tode ihres Sohnes. Kein Wunder, dass schon bald die Legende entstand, sie hätte ihren toten Sohn noch einmal im Schoß halten können. Abschiednehmen braucht Zeit, weil die Trauernden die geliebten Menschen nur ganz langsam loslassen und gleichzeitig im Herzen bewahren lernen können. Gegenwart und Vergangenheit stehen oft gleichzeitig vor Augen und die Menschen brauchen Halt. Maria mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß kann vielen Menschen einen solchen Halt geben. Sie wird zur großen Schmerzensmutter, in vielen katholischen Kirchen als Pieta` dargestellt. Und ich denke, auch wir evangelischen Christen mit unserer rein menschlichen Betrachtung Marias werden angerührt durch dieses Symbol des Mitleidens und der Nähe Gottes für alle trauernden Menschen dieser Welt. Für mich ist die Schmerzensmutter noch mehr: Sie steht für die mitfühlende, mütterliche Seite Gottes, die ich immer dann spüren kann, wenn mein Verstand in Leid und Zweifel nach der Nähe des großen allmächtigen Schöpfergottes fragt und keine Antwort finden kann. Gott ist eben auch da, wo es keine Antworten mehr gibt, wo einzig ein Auffangen und Mittragen noch Entlastung bringen kann.

Gebet:

HERR unser Gott, heute liegt uns die Klage näher als die Bitte. Wir bringen vor DICH alle Menschen, die sich voreinander fürchten, die Angst haben vor unversöhnlicher Fremdheit und auch die, die verblendet sind in ihrem Hass.

HERR, wir bringen vor DICH alle Menschen, die nur an sich und ihren Vorteil denken, den Ungeist, der unsere Welt beherrscht und an dem wir selbst oft genug beteiligt sind.

HERR, wir klagen DIR unsere Irrwege, die wir immer wieder gehen – vernarrt, verführt oder verbittert. Wege, die weit weg führen vom Frieden und von der Gerechtigkeit, die DU verheißen hast.

HERR, wir klagen DIR unsere Schwächen und Sorgen und vertrauen darauf, dass DU die rettende Antwort hast. Bitten wollen wir DICH um DEINE väterliche Geduld, dass DU unsere Bitten hörst.

Wir bitten um DEIN Erbarmen Herr für alle Mütter, die wie Maria ihr Kind betrauern müssen, die ihre Liebste oder ihren Liebsten verloren haben. Schenke ihnen die Gewissheit, dass DU sie und ihre Lieben auffängst in DEINEN mütterlichen Händen. Schenke uns allen das Leben aus der Fülle DEINES Geistes.

Erbarmender Gott, erhöre uns. Amen

Beten wir das Vaterunser:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

in Ewigkeit.

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN