von Pfarrer Jörg Reichmann Pößneck

Station 7 – Beisetzung

Schriftwort: Johannes 19, 40 -42: „Josef aus Arimathäa und Nikodemus nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist. An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttags der Juden und weil das Grab in der Nähe lag,setzten sie Jesus dort bei.“

Besinnung zum Text: Wie der Evangelist Johannes die Beisetzung Jesu beschreibt, hört sich das alles wohl geordnet und traditionsgerecht an. Dabei war das alles ein kleines Wunder. Denn zum einen muss es wohl eine Sondererlaubnis der Römer gegeben haben, den Leichnam Jesu so kurz nach dem Tod vom Kreuz abnehmen zu dürfen. Um sicher zu gehen, dass Jesus wirklich tot war, kam der Befehl, ihn mit der Lanze zusätzlich zu erstechen. In der Regel verwesten die Toten als Abschreckung für die Lebenden am Kreuz und wurden erst abgenommen, wenn die nächste Kreuzigung anstand. Und zum anderen musste alles sehr schnell gehen: Jesus verstarb um die neunte Stunde, also gegen 15 Uhr nach unserer Zeit. Ab 18.00 Uhr begann der Shabbat des Passahfestes, kein Jude durfte dann einen Toten bestatten. Nicht viel Zeit für die Freunde Jesu. Die Kreuzabnahme, bei der sie mit Sicherheit keine Unterstützung durch die Römer bekamen, der Transport des Leichnams zum Grab, schnell die Leinenbinden – das war mit Sicherheit nur eine behelfsmäßige Beisetzung. Mehr ging nicht. Erst am dritten Tag würde alles mit der rituellen Salbung seine Ordnung finden können. Menschen finden erst Ruhe, wenn sie ihre Toten so begraben haben, dass es für sie in Ordnung ist.

Womit wir in der Gegenwart sind.

Collage: Privat – J. Reichmann

Bildbetrachtung:

Trauer braucht einen Ort, sonst frisst sie sich fest im Herzen, schwelt wie eine offene Wunde, die nicht heilen kann. Das steht außer Zweifel und doch verändert sich die Bestattungskultur. Gräber haben eine „Laufzeit“, und die finanziellen Möglichkeiten und der Wille der Angehörigen entscheidet allein, welchen Ort die Trauer finden kann. Gut ist, dass auch jetzt in der Corona – Krise Trauerfeiern möglich sind, auch wenn die Angehörigen zum eigenen Schutz vor dem Virus mit einer Minimalvariante einverstanden sein müssen. Aber auf unbestimmte Zeit keinen wirklichen Abschied und keinen Ort der Trauer zu haben, ist eine schwere seelische Belastung. Wie viele Menschen wissen bis heute nicht, wo das Grab ihrer Angehörigen ist, die im Krieg umgekommen sind. Wie viele Menschen wissen nicht, wo sie ihre Verstorbenen bestatten sollen, weil sie weit weg aus ihrer Heimat fliehen mussten. Die Trauer braucht einen Ort, sonst dreht sie sich im Kreis und raubt den Hinterbliebenen die Kraft.

Bedenken wir vor Gott, wie wir mit den Abschieden in unserem Leben leben gelernt haben oder leben lernen möchten.

Gebet:

Lasst uns beten für unsere Verstorbenen, derer wir in Liebe gedenken.

Lasst uns beten für alle, die sich um Gräber kümmern und sie pflegen.

Lasst uns beten für alle, deren letzte Ruhestätte nicht bekannt ist oder die namenlos in Massengräbern verscharrt wurden.

Lasst uns beten für uns – um die Gnade einer würdigen Grabstätte. Herr, erbarme dich!

Zum Ende der Karwoche beten wir:

Herr Jesus Christus, was du für uns erduldet hast, übersteigt unsere schlimmsten Vorstellungen.

Dein Leidensweg zeigt uns, dass wir auch heute oft unmenschlich miteinander umgehen und schuldig werden an unseren Mitmenschen.

Herr, wir alle leben aus deiner Gnade. Dafür danken wir Dir und biiten Dich:

Hilf uns, dass wir uns als Brüder und Schwestern erkennen und miteinander und füreinander das Leben gestalten, das Du uns schenkst .

Darum bitten wir dich, unseren geschundenen Bruder und auferstandenen Herrn, Jesus Christus, in der Gemeinschaft des Vaters und des Heiligen Geistes.

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

in Ewigkeit

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN