Ein Großteil der Ernte ist eingebracht, manche Landwirte oder auch Agrargesellschaften gehen schon wieder an die Aussaat für das kommende Jahr. Ist die eine Arbeit zu Ende gebracht, kommt schon wieder die Nächste. So erleben das die meisten Menschen. Wie wäre es, mit Innehalten, Wahrnehmen, Entdecken, Staunen und Danken? Nicht umsonst beginnen im September in den meisten Gemeinden die Ernte-(dank)-feste. Danken kann ich nicht befehlen. Dankbarkeit wächst aus der Erfahrung. Nur um Erfahrungen zu sammeln, muss ich mir auch die Möglichkeit geben, einmal inne zu halten. Die Arbeit anzuhalten, wahrzunehmen, was um mich herum passiert. Eine syrische Journalistin antwortete neulich auf die Frage, was sie denn als typisch deutsch empfinde, dass die Menschen, wenn sie beispielsweise im Garten tätig sind, nie richtig anhalten und genießen können.

Sie arbeite auch gerne im Garten, pflege und umsorge die Pflanzen, aber sie nehme sich auch Zeit, sie zu betrachten, sich an ihnen zu erfreuen, eben: sie zu genießen. Den Deutschen falle es besonders schwer, in ihren Gärten auch mal nichts zu tun und nur zu schauen und zu staunen. Da wächst Dankbarkeit, nicht nur über das geschaffte, sondern auch über das, was alles gewachsen ist, über wunderbare Farben und Formen, die die Schöpfung um uns herum hervorbringt. Gerade jetzt mit den beginnenden Herbst strahlt und leuchtet sie. Das ist nicht selbstverständlich- es weißt uns auf den, der es wachsen und gedeihen lässt, auch ohne unser Zutun – auf Gott, den Schöpfer.

Jedes Jahr im September wird die „Schöpfungszeit“ ausgerufen. Gottesdienste, Andachten und Veranstaltungen in den Kirchengemeinden laden ein, innezuhalten, die Vielfalt und Schönheit der Schöpfung wahrzunehmen, dankbar zu werden und vielleicht etwas dafür zu tun, damit sie noch lange erhalten bleibt. Wir leben von der Schöpfung – von den Früchten, die auf den Feldern und in den Wäldern wachsen – aber auch von dem, was wir mit unseren Augen und unseren Sinnen aufnehmen- von Landschaften, die uns staunen lassen, von den Farben und Formen, die uns umgeben, von der frischen Luft im Wald genauso wie vom klaren Quellwasser, was wir genießen können. Gerade in diesen Wochen und Monaten, die wir aufgrund der Corona -Pandemie weniger auf Reisen, als daheim verbracht haben, konnten wir das wahrnehmen und vielleicht auch ganz neu schätzen lernen. Vielleicht geht es Ihnen in diesen Tagen auch so- dass Sie des Lobes voll sind über die Wunder von Gottes Schöpfung, wie wir es in der Bibel lesen: „Ich will nun preisen des Herrn Werke und verkünden, was ich gesehen habe…Die Sonne blickt auf alle Welt herab und gibt ihr Licht, und des Herrn Werk ist seiner Herrlichkeit voll.“ (Jesus Sirach 42,15a.16)

(Foto: U. Thalmann, privat)