Christen feiern am Sonntag nach Pfingsten (Trinitatis) das Fest der Dreieinigkeit Gottes. Der Name leitet sich ab von lateinischen Trinitas (im Genitiv: Trinitatis)- Dreieinigkeit, Dreifaltigkeit. Hintergrund des Festes sind theologische Ideen, wie das Wesen Gottes beschreibbar ist – als Vater – Sohn und Heiliger Geist. Gibt es eine Verbindung ihnen und wie kann ich sie mir vorstellen? Im Laufe der Kirchengeschichte wurde darüber immer wieder diskutiert und entsprechende Lehrsätze entwickelt. Ich soll mir kein Bildnis von Gott machen und dennoch haben Menschen sich immer wieder Vorstellungen von Gott und seinem Wirken gemacht.

Was uns die Dreieinigkeit Gottes zeigt: Gottes Wirken ist umfassender, als wir es uns vorstellen können. Er ist in der Geschichte – und auch im Leben des einzelnen erfahrbar und zeigt darin etwas von seinem Wesen. Als „Vater“ ist er nicht nur Schöpfer dieser Welt, sondern erwählt sich auch ein Volk. Als „Sohn“ wird er selbst menschlich – in Jesus von Nazareth. In ihm kommt er uns heilsam nahe. An ihm erkennen und erfahren wir Wesenszüge Gottes. Als „Heiliger Geist“teilt er sich unserem Inneren mit – als Begeisterung, als Freude, Trost und Liebeskraft. Er stiftet Beziehung.

In verschiedenen Symbolen wollten Christen dem Ausdruck verleihen – im Dreieck – im Kleeblatt.

Der Schweizer Dichter und Pfarrer Kurt Marti (1921 -2017) hat sich in einem Gedicht seinen eigenen Reim auf die Trinität Gottes gemacht.

Kurt Marti: Die gesellige Gottheit am Werk
Von Ur an:
Gott in Geselligkeit,
Gott mit Sophia,
der Frau, der Weisheit,
geboren,
noch ehe alles begann.

Sie spielte
vor dem Erschaffer (Spr.8,22-31),
umspielte, was er geschaffen
und schlug, leicht hüpfend von Einfall zu Einfall,
neue Erschaffungen vor:
Warum nicht einen anmutig gekurvten Raum?
Warum nicht Myriaden pfiffiger Moleküle?
Warum nicht schleierwehende Wirbel, Gase?
Oder Materie, schwebend, fliegend, rotierend?

So sei es, lachte Gott,
denn alles ist möglich,
doch muss auch Ordnung ins Ganze-
durch Schwerkraft zum Beispiel.

Dazu wünschte Sophia sich ebensoviel Leichtigkeit.
Da ersann Gott die Zeit.
Und Sophia klatschte in die Hände,
Sophia tanzte, leicht wie die Zeit,
zum wilden melodischen Urknall,
dem Wirbel, Bewegungen, Töne entsprangen,
Räume, Zukünfte, erste Vergangenheiten –
Der kosmische Tanz,
das sich freudig ausdehnende All.
Fröhlich streckte Sophia Gott die Arme entgegen.
Und Gott tanzte mit.

Am Anfang also Beziehung.
Am Anfang Rhythmus.
Am Anfang Geselligkeit.

Und weil Geselligkeit: Wort.
Und im Werk, das sie erschuf,
suchte die Geselligkeit Gottes sich neue Geselligkeiten.
Weder Berührungsängste noch hierarchische Attitüden.
Eine Gottheit, die vibriert vor Lust, vor Leben.
Die überspringen will
Auf alles,
auf alle.
Bildchen, naiv.

Doch wie sonst faß ich`s?
Imagines, imaginatio.
Denn wer glaubt, glaubt an Wunder.
Wunder ist der Inhalt jeder Theologie.

(Quelle: Kurt Martin – Die gesellige Gottheit)

Ein Trost und Hoffnung in dieser Zeit: er selbst greift über die Abstände hinweg, sucht „Geselligkeit“ – Beziehung zu uns Menschen in ganz verschiedener Art und Weise. Lassen wir uns also von ihm überraschen, berühren- ja vielleicht auch in unserer Hoffnung beflügeln, nicht nur an diesem Fest, sondern immer wieder im Jahr.

Ute Thalmann