von Pfarrer Jörg Reichmann Pößneck

Schriftwort: Hiob 9, 8 +9

Gott breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meeres. Er macht den Großen Wagen und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens. (Herrnhuter Losung von Dienstag, dem 5. Mai)

Gedanken zum Schriftwort:

Was für ein Gotteslob! Geradezu kosmisch preist Hiob seinen Gott – Himmel, Meer, Gestirne, die ganze Pracht. Was für ein Gotteslob von einem Mann, dem alles, was ein Mensch lieben kann auf dieser Welt, genommen wurde. Nichts hat er mehr, niemanden hat er mehr. Und die Freunde sind ihm keine Hilfe. Sie sagen: Gott wird schon seinen Grund gehabt haben, dir das alles zu nehmen. Und wenn du nichts dafür kannst, was nutzt dir dann dein Glaube? In der gegenwärtigen Krise, die nicht nur einen einzelnen Menschen wie Hiob betrifft, sondern uns alle, stehen diese Fragen für glaubende Menschen wieder im Raum: Die Schuldfrage – wer ist „schuld“ an der Seuche? Ist sie nicht eine Strafe Gottes für den Übermut der Menschen? Hiob lernt, als er Gott zur Rede stellt und ihm sein Leid klagt, aus der Antwort Gottes: Wir sollen als Menschen niemals unsere Maßstäbe im Denken, Handeln und Empfinden an Gott anlegen. Wer Leid von Menschen als Strafe Gottes deutet, versteigt sich nicht nur zu Erklärungen, die er als Mensch mit begrenztem Verstand gar nicht geben kann. Er maßt sich darüber hinaus auch noch an, Gott seine eigenen Vorstellungen von Gerechtigkeit aufzudrücken, sich so zu sagen ein „Bild“ von Gott zu machen, wie der HERR zu sein hat. Für uns Christen verbietet sich diese Denkart von selbst, nicht nur, wenn wir die Gebote ernstnehmen. Denn der Leidensweg Christi zeigt uns, dass Gott mit allen Konsequenzen den Weg der Liebe mit uns durch das Leid und sogar den Tod hindurch geht. Er schickt nicht das Leid, Er hilft hindurch. Und das wird Er auch in dieser gegenwärtigen Krise tun. Darauf dürfen wir vertrauen und darum wollen wir ihn von ganzem Herzen bitten.

 

Gedanken zum Bild:

Ein ungewöhnliches Gebäude steht an der Westküste Irlands – eine der ersten christlichen Kirchen, gebaut nur aus übereinander geschichteten Steinen, nicht sehr groß, aber absolut wasser – und winddicht, mindestens 1300 Jahre alt. Gewaltigen Stürmen hat sie getrotzt, den Menschen Raum geboten zum Beten, zum Hören des Evangeliums. Das Gotteswort fiel bei ihnen auf fruchtbaren Boden. Denn schon bald machten sich die ersten Missionare aus Irland auf den Weg zum Festland und brachten auch zu uns die frohe Botschaft. Auch ihr Glaube musste sich bewähren, immer wieder in der Geschichte ihrer wunderschönen Insel, in der so manche Katastrophen zu verzeichnen sind. Und so ist dieses Bild der urtümlichen irischen Kirche für mich ein treffender Ausdruck für: „fest im Glauben zu stehen.“ Wie ein Fels in der Brandung, aber doch Raum und Schutz zu bieten für Menschen, die auf der Suche sind nach Gott.

Gebet:

Himmlischer Vater, wir danken dir, dass in

der Krise wieder Gottesdienste gefeiert werden dürfen.

Wir danken Dir für alle Bewahrung und bitten Dich für alle Menschen, die verunsichert sind, verängstigt oder auch ungeduldig werden.

Wir möchten bei Dir bleiben, Du Gott des Lebens und suchen die Kraft Deines Wortes. Du rufst uns täglich neu ins Leben und schenkst uns die Freude an Deiner Schöpfung.

Du lässt uns zur Ruhe kommen, nimmst uns ab, was uns belastet und beschwert. Sprich Du zu uns, dass wir innerlich erneuert und verändert werden.

Erfülle uns mit Deiner Lebenskraft, die uns den Mut schenkt, das Leben zu meistern.

Beten wir das Vaterunser

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

in Ewigkeit

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN