Andacht zum 5. Sonntag der Passionszeit, (Iudica), 21. März 2021
Tobias2022-11-24T20:07:39+01:00Mit Lösegeld werden Gefangene freigekauft, Übeltäter und Verurteilte. Daraus ergeben sich eine Reihe von Fragen: Wer sind die Verurteilten und wessen werden sie beschuldigt? Wer hat sie angeklagt und in Haft genommen? Das einzige, was fraglos klar ist: Das Lösegeld bezahlt der Menschensohn – aber warum mit SEINEM Leben? Die erste Frage hat eine sehr unangenehme Antwort: Die Verurteilten sind wir. Und gleich die Antwort auf die zweite Frage: Der EWIGE selbst klagt uns an. Und zwar, weil wir immer wieder tun, was wir unbedingt unterlassen sollen und unterlassen, was wir unbedingt tun sollen. Unser Leben ist ein Hin und Her zwischen guten Taten und bösen Gedanken, aus Wertschätzung gegenüber den einen und Schadenfreude gegenüber den anderen. Es ist ein Gemisch aus Liebenswürdigkeit und Selbstsucht. Da kommen wir nicht wirklich raus. Darüber hinaus sind wir auch noch vergesslich – Gott gegenüber. Leben und entscheiden so, als ob es IHN nicht gäbe und wundern uns, was dabei herauskommt: Hass und Gleichgültigkeit statt Verständnis und Liebe in Familien, unter Mitmenschen, ungezählte verpasste Momente zur Versöhnung, Vorurteile und Rechthaberei ohne Ende – kurz: verschwendetes, verfehltes Leben. ER hat also allen Grund, uns haftbar zu machen und unwiderruflich ins Verderben rennen zu lassen.

