Andacht zu Himmelfahrt, 21. Mai 2020
Tobias2022-11-24T19:02:56+01:00Jesus spricht: Ich aber werde über die Erde erhöht werden und werde dann alle zu mir ziehen.
Jesus spricht: Ich aber werde über die Erde erhöht werden und werde dann alle zu mir ziehen.
In der evangelischen Tradition tragen die Sonntage der österlichen Freudenzeit zwischen Ostern und Pfingsten lateinische Namen, die auf einen Vers des Wochenpsalms zurückgehen. Der heutige Sonntag heißt „Rogate“ = Betet! (Bezug zu Psalm 95,6) und möchte uns ermuntern, das vertrauensvolle Gespräch mit Gott zu suchen – was wir auch beten nennen können. Anliegen und Bitten gibt es in unserer aufgewühlten und verunsicherten Krisenzeit viele. Aber vergessen wir nicht den Dank und den Lobpreis für alles, was ER uns zum Leben schenkt.
Dieser kurze Satz stammt aus einem Apostelbrief, den ein Schüler des berühmten Paulus an einen jungen Mann mit dem damals beliebten Namen Timotheus schrieb. Dieser junge Mann sah seine Lebensaufgabe darin, den Glauben an Christus zu verbreiten. Der Schreiber des Briefes gab ihm wichtige Ratschläge mit auf den Weg, die in diesem Satz zusammenfließen: Der Herr aber wird dir in allen Dingen Einsicht geben. Schade, möchte ich anmerken, dass hier die Übersetzung in unsere Sprache dem Urtext die Kante nimmt. Denn eigentlich steht hier: Der Herr aber wird dir in allen Dingen Scharfsinn / Verstand geben. Denn die Dinge, die der junge Missionar zu klären hatte, wären allein mit Einsicht kaum zu bewältigen gewesen.
Das gab es wohl noch nie in der Geschichte des Christentums: Gottesdienste ohne Gemeindegesang – wie sie gegenwärtig durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona – Pandemie vorgeschrieben sind. Dabei gehört das gemeinsame Singen der alten und neuen Glaubenslieder zu einer der schönsten und stärkenden Erfahrungen für die meisten Glaubenden. Selbst unmusikalische Menschen fühlen sich darin mitgetragen. Es ist also ein echter, schmerzhafter Verzicht, der uns da abverlangt wird und der besonders am Sonntag Kantate ins Bewusstsein rückt, der in guten Jahren immer auch mit musikalischen Höhepunkten im Gottesdienst gefeiert wird. Nun, die Not macht erfinderisch. Sologesang im stillen Kämmerlein oder unter der Dusche, ein Minichor aus Verwandten sind nicht verboten. Und für den Gottesdienst haben wir Gott sei Dank die Orgel, die Königin der Instrumente. Die kann vielstimmig zur Ehre Gottes jubilieren.
Uralt sind diese Worte aus dem 2. Samuelbuch im Ersten Testament. König Saul war gestorben und der neue König David kämpfte um die Macht, denn er hatte nicht nur Freunde unter den Anhängern Sauls. Ein schmutziger, gnadenloser Bürgerkrieg oder besser Bruderkrieg entbrannte, angefeuert auch durch den Gedanken der Blutrache. Das 2. Buch Samuel berichtet in allen brutalen Einzelheiten. Und mitten im Kampf um Leben und Tod diese Frage des Kriegers Abner an seinen Gegner: Soll das immer so weiter