(Von Ute Thalmann, Krölpa)

liegt vor uns. Wir gehen durch die Passionszeit auf das Osterfest zu. Die Zeit vor Ostern- besonders die Karwoche ist eine Möglichkeit, sich innerlich auf das Fest vorzubereiten, das in diesem Jahr so ganz anders sein wird, als wir es als Christen gewohnt sind: ohne Gottesdienste und Andachten in Gemeinschaft, ohne das Mahl am Gründonnerstag, ohne die Feier der Osternacht, in der wir spüren konnten, wie das Licht die Nacht erhellt. Ohne Emmausweg zwischen Ranis und Krölpa und das Wiedersehen mit vielen, die diesen Weg dankbar angenommen haben und sich dann im Pfarrgarten in Krölpa beim Kaffeetrinken und Ostereiersuchen austauschen konnten. Das fordert heraus, vielleicht bringt es den einen oder anderen dazu, einen eigenen Weg durch diese letzten Tage vor dem Fest zu wagen, die Leidensgeschichte von Jesu in der Bibel abschnittweise zu lesen ( z.B.: im Markusevangelium Kapitel 14-15, im Lukasevangelium Kapitel 22-23 oder auch bei Johannes Kapitel 18-19) und zu bedenken oder auch ein Kreuz meditierend zu betrachten. Manche Szene erscheint wie eine Folie für das, was wir in diesen Tagen erleben: Not, Leid und Sterben auf dieser Welt. Mit einem Mal ist alles sehr nah- für manchen ist das kaum auszuhalten. Da bekommen die Worte Jesu am Kreuz- „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!“noch einen ganz anderen Klang. Da betreffen sie mich in meinem Fragen und Suchen und manchen in seiner Verzweiflung.Da beginnt vielleicht eine Zwiesprache mit ihm: „Wo bist du Gott? Siehst du unsere Not? Komm uns nahe und hilf uns!“

Und ich nehme plötzlich einen wahr, der all dem, was Leid, Schmerz und Not mit Menschen machen, nicht ausgewichen ist- einer, der dies ausgehalten hat und der mir nahe kommt und nahe sein will in dieser Zeit: Jesus. Er, der diesen Weg bis zur letzten Konsequenz gegangen ist- bis zum Sterben – zum Tod am Kreuz.

Vielleicht sind Sie stutzig geworden beim Lesen: das bedeutendste Fest ist doch wohl Weihnachten-die Geburt von Jesus! Nicht umsonst sind da die Kirchen voll!

Dem möchte ich widersprechen: Wenn es keine Passion und vor allem kein Ostern – das Fest der Auferstehung von Jesus Christus- gäbe, dann gäbe es auch kein Weihnachten. Wie?! Ja, wenn Menschen – damals vor 2000 Jahren nicht erfahren hätten – die Sache von Jesus geht weiter – er lebt – er ist auferstanden- hätte es gar keinen Grund gehabt, über seine Geburt zu erzählen. Dann wäre er- seine Worte und Taten und die Geschichten um ihn irgendwann in Vergessenheit geraten. Aber Menschen haben erfahren- der Tod hat hier nicht das letzte Wort. Sie haben das nicht nur an Jesus erfahren, sondern auch in ihrem eigenen Leben.

Ostern ist also mehr als Schokohasen und Osterspaziergang. Ostern zeigt uns symbolhaft, was hilfreich und tröstlich ist für`s Leben: es gibt ein Licht, das die Nacht erhellt, es zeigt uns, wie der Stein nicht mehr den Weg versperrt, wie Fesseln von Sorge und Not gelöst werden, wie Menschen frei werden und das Leben sich wandelt und zum Aufbruch drängt. Bilder aus den uralten Texten der Bibel sprechen Grunderfahrungen menschlichen Lebens aus: Ostern ist immer dann, wenn das Leben den Tod besiegt, wenn Licht das Dunkel erhellt, wenn neue Hoffnung keimt. Wenn ich von geheilten Coronapatienten höre, wenn ich von Unternehmen lese, die mit ihren Gaben und Möglichkeiten anderen Menschen Unterstützung und Hilfe anbieten oder auch wahrnehme, wie junge Menschen freiwillig sich dem Dienst an Kranken widmen. Ostern wird es, wenn trotz der Angst jemand den Schritt ins Leben wagt, wenn ich mein eigenes Dunkel wahr- und annehmen kann, statt zu flüchten oder zu verdrängen. Ostern wird es dort, wo Schritte zur Versöhnung gewagt werden, ja selbst da, wo eine Krise zur Klärung verhilft. Wenn Verbindungen neu geknüpft werden, wo vorher eisiges Schweigen herrschte…. Und doch: Was Ostern meint, geschieht für jeden besonders und individuell – und doch feiern wir dieses Fest gemeinsam – in diesem Jahr – im Glauben verbunden – auch über den verordneten und nötigen Abstand hinweg – dass das Leben stärker ist als der Tod, dass es „Auferstehung“ gibt – im jetzigen Leben – auch in der Krise, aber auch dann, wenn wir gestorben sind. „Uns verbindet die Hoffnung…, der Glaube an das Licht, die Solidarität im Dunkel, uns verbindet unser Mensch-Sein, das wir leben dürfen, weil wir an Gott glauben.“ (Quelle: Andrea Schwarz in: Wenn der Tod zum Leben wird)

Ich lade Sie ein, am Karsamstag Ihre persönliche Osterkerze zu basteln: mit Zeichen und Symbolen, die für Sie auf das Leben weisen, die Sie anrühren und bewegen – sie am Ostermorgen zu entzünden und sich zu besinnen, was Ihnen ganz persönlich diese Tagen hell macht, Sehnsucht weckt und zum Zeichen der Hoffnung und des Lebens geworden ist. Das ist des Dankes wert.

Und vielleicht finden Sie Mut, davon einem anderen Menschen am Telefon, im Brief oder per Mail zu erzählen und mit ihm Ostern zu teilen und auch so den Segen des Festes zu erfahren.

Denn: Der Herr ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!

Bis dahin bleiben Sie behütet – und im Glauben verbunden!

Ute Thalmann