Grau ist er – kalt – Regen und Wind treiben die letzten Blätter vor sich her. November – nicht geliebt – weil er an Abschied erinnert: das Kirchenjahr neigt sich dem Ende entgegen, das Jahr auch.

Manche stimmt es traurig: „Ist es wieder schon ein Jahr?!“ Ein Jahr in Ausnahmesituation- alles war anders als das, was wir bisher erlebt haben – die Feste waren anders, der Sommer war anders – eben ohne Urlaub im Ausland – ohne Reisen, zumindest für viele. Die Arbeit hat sich verändert. Manchem hat sie keinen Ertrag gebracht durch Corona, eher traurige Bilanzen.

Menschen gehen in diesen Tagen auf die Friedhöfe, treten an die Gräber ihrer Angehörigen und Freunde. Spüren ihre Trauer, merken, was fehlt.

Wir spüren in dieser Zeit, wie sich unser Leben verändert.

Gibt es Lichtblicke in diesem November? Manche meinen, die Gemütlichkeit: im warmen Heim eine Kerze anzünden, ein Buch lesen oder einen Film schauen – und freuen sich drauf.

Ich kann sie draußen an der Natur ablesen. Denn erst wenn die Blätter von den Bäumen fallen, werde ich gewahr, dass da schon neue Knospen getrieben sind. Vorboten für neues Leben, für kommendes Wachsen und Blühen, sicher klein und zart, aber schon sichtbar. Hoffnungszeichen in grauen Novembertagen. Zeichen auch für unser Leben in diesen Wochen.

Welche kann ich für mich persönlich entdecken? Wo treibt mein Leben neue Knospen, trotz Dürre, trotz der Veränderungen, die uns manchmal hin und her wirbeln, wie die Herbstblätter im Wind?

Es lohnt sich, genauer hinzusehen und hinzuspüren, und die zarten Knospen zu entdecken sorgsam zu hüten, damit sie im kommenden Frühjahr austreiben. Manche brauchen etwas Schutz, wie frische Pflanzen im Garten. Die meisten sind so widerstandsfähig, dass sie die Kahlheit und Fröste ertragen.

Die Bibel ist voll solcher Hoffnungszeichen, die Menschen wahrgenommen haben- eines davon hat der Prophet Jeremia in einer Zeit „gehört“, in der Menschen im Exil und im Ausnahmezustand in einem für sie fremden Land leben mussten: Gott spricht: sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten. (Jeremia 31,9).

Trost und Orientierung, aus denen wirklich neues Leben erwachsen ist – für ein Volk und ein Land, vielleicht auch noch mehr – damals vor 2500 Jahren. – Ein Wort, das auch hineinspricht in unsere Novembergedanken als Monatsspruch.

Mögen Sie achtsam und aufmerksam bleiben, um die Lichtblicke und Knospen neuen Lebens auch in den kommenden Wochen wahrzunehmen und sich davon berühren und bewegen zu lassen.

Ute Thalmann