Der 1. Advent steht vor der Tür – und er wird ganz anders als üblich. Das traditionelle Adventmärktchen, in diesem Jahr das 14. musste schweren Herzens abgesagt werden, das Konzert mit „Vocalitas Krölpa“ ebenfalls. Von alters her ist die Adventszeit im Grunde eine stille Zeit, früher war sie sogar Fastenzeit. Da wurde bewusst verzichtet. Vom Martinstag an bis zum Weihnachtsfest haben die Menschen keine großen Festessen veranstaltet. Die Martinsgans war wohl der letzte Braten vor dem Fest. Jetzt scheint es ähnlich. Früher – und ich erinnere mich noch an meine Kindheit – hat man in den Familien „Dämmerstunden“ gehalten, da wurden Kerzen entzündet und man hat bei einem Tee Geschichten erzählt oder vorgelesen. Manchmal saßen wir mit den Großeltern zusammen und haben Strümpfe oder anderes gestrickt oder etwas gebastelt, kleine Geschenke für das Weihnachtsfest.

Ich liebte diese Zeit, denn da hatten auch die Eltern Zeit für uns Kinder. Manchmal haben wir auch ältere Leute im Dorf besucht, ihnen von den selbstgemachten Plätzchen mitgebracht, an solchen Nachmittagen wurde auch miteinander gesungen. Es war eine heimelige Zeit- voller Erwartungen. In den Familien wurde vieles vorbereitet in dieser Zeit, Plätzchen und Stollen wurden gebacken und Päckchen gepackt. Oft gingen wir in diesen Tagen auch im Wald spazieren, wo wir Moos und Wurzeln, aber auch Tannenzapfen und Zweige sammelten. Es war ganz selbstverständlich, dass wir die Adventskränze und Gestecke selbst herstellten. Statt der Weihnachtshits aus dem Radio gab es damals noch Schallplatten mit Weihnachtsliedern.

Die Adventzeit in diesem Jahr wird ähnlich still werden. Es ist eine Zeit, die wir aber bewusst gestalten können. Anders als die Jahre zuvor, dafür aufmerksamer und achtsamer. Advent (von lat. adventus) heißt Ankunft. Eine erwartungsvolle Zeit in der Gläubige mit der Ankunft Christi eine gerechte Ordnung, das Ende von Krieg und Leid herbeisehnen. Advent lädt mich ein, genau hinzuschauen auf mich und diese Welt, zu warten und zu lauschen, ob sich irgendetwas tut, zu suchen und auf den Weg machen, der Sehnsucht zu folgen und zu staunen, wie sich nicht nur in den Zeichen und Symbolen Himmel und Erde miteinander verbinden.

Eine gesegnet Adventszeit wünscht

Ute Thalmann!