Schriftwort: Jesaja 57,15

Gott spricht: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.

Gedanken zum Schriftwort:

Wo ist Gott angesichts unseres Schicksals? So fragten sich die Menschen des Volkes Israel in der Zeit der Gefangenschaft in Babylon. Vor langen Jahren waren sie nach dem verlorenen Krieg hierher verschleppt worden. Seit Anbeginn schon gab es nicht wenige, die sagten: Unser Gott kann uns nicht helfen. Der wohnte im Tempel in Jerusalem und nicht mal den konnte ER vor der Zerstörung bewahren.

Gott wohnt im Gotteshaus, ganz klar. So fremd ist uns das nicht. Ich kannte einen alten Mann, der sagte mit einem Lächeln auf den Lippen nach einem Kirchenbesuch: „Ich war mal wieder beim lieben Gott.“ Und er meinte das durchaus ernst. Aber wohnt ER nur dort?

In Babylon waren auch die anderen, die sich da nicht mehr so ganz sicher waren. Konnte es sein, dass sie Gott ganz neu und unerwartet erfuhren? Zu diesen Menschen sprach der Prophet Jesaja das Gotteswort, das alle Unklarheiten beseitigte: Nicht nur im Himmel und im Heiligtum, sondern bei den Gedemütigten und Zerschlagenen ist ER zu finden. Bei denen, denen das Leben übel mitspielt, bei denen, die vor lauter Sorgen und Zweifeln nicht weiter wissen, bei den Trauernden und den Verunsicherten.

Gut, das zu hören, gut, das zu wissen, fanden die Menschen damals in Babylon. Denn das macht Mut und schenkt Kraft für den Alltag und die immer wieder neuen Herausforderungen des Lebens. Deshalb schrieben sie das Gotteswort auf für die Nachgeborenen. Wir lesen es heute und teilen ihre Erfahrung.

Foto: J. Reichmann

Gedanken zum Bild:

Eine Lindenallee auf einem Friedhof in frischem Grün. Trauer und kraftvolles Leben auf einen Blick. Der Weg führt an den Gräbern vorbei, an den Orten des Schmerzes, den Punkten der Erinnerung, der Lebensläufe mit ihren frohen und bitteren Geschichten. Ein Weg der Lebensgeschichten von Menschen und Bäumen. Er erinnert mich an den Weg, den wir alle gehen, durch die Zeit, die wir erleben dürfen. Wie viele sinnbildlich zu Stein gewordene Geschichten liegen an unserem Weg? Nehmen wir sie wahr, verweilen wir sogar hin und wieder bei ihnen oder streben wir nur immer weiter vorwärts? Was ist uns wirklich wichtig im Leben? Wohin wird uns unser Weg noch führen? Sehen wir den offenen, lebendigen Himmel über uns oder starren wir am liebsten vor unsere Füße? Fragen des Übergangs zwischen dem Rückblick – und Trauermonat November und dem kommenden Advent, der in diesem Jahr ganz besonders zu Besinnung und Einkehr einlädt.

Gebet:

Ewiger Gott, wir bergen uns in die Hoffnung, dass auch der kommende Weg geborgen sein wird in den weiten Gedanken DEINER Liebe.

HERR, nimm uns die Angst, die kränkende Sorge, das Misstrauen und die Unruhe durch DEINE Nähe, wie DU sie durch den Propheten DEINEN Menschen verheißen hast.

Hilf uns HERR, zur Zuversicht, zur Geduld und zu einem weiten Herzen. Schenke Ideen und Wege, die zum Frieden führen in unserer friedlosen Welt.

Öffne DU, HERR, Türen und Fäuste, wo wir scheitern, bewahre uns davor, bitter und mutlos zu werden. Schenke uns offene Augen für die Freude und Schönheit des Lebens.

Ewiger Gott, den Sterbenden reiche die Hand und tröste die Trauernden. Uns alle Gott, in unseren Kirchen und Gemeinden, halte in DEINER Hand und sei uns gnädig.

Erbarmender Gott, erhöre uns. Amen

Beten wir das Vaterunser.

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

in Ewigkeit

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN