Von Pfarrer (ev) Reichmann in Pößneck

Schriftwort: Sacharja 4, 6 b

Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth. (Wochenspruch)

Gedanken zum Schriftwort:

Der Prophet Sacharja lebte in kriegerischen Zeiten: Das Heer der Perser unter König Kyros überrannte das babylonische Reich. Das muss für die Menschen des Volkes Israel unglaublich beeindruckend gewesen sein. Denn drei Generationen zuvor hatte eben dieses Babylon ihre alte Heimat im Sturm erobert, den Tempel und die Städte zerstört und einen Großteil der Bevölkerung in die Gefangenschaft verschleppt. Militärische Macht schien wieder einmal alles zu entscheiden und der große Held dieser Tage bei den Gefangenen war der Perserkönig Kyros. Durch seinen Sieg keimte plötzlich wieder die Hoffnung auf Rückkehr in ihre alte Heimat auf, die sich bis dahin nur ganz wenige aus dem Volk bewahrt hatten. Kyros der Superheld. Die Menschen sehen immer, was sie sehen wollen. Ihr Horizont ist begrenzt. Und nur ganz selten denken sie weiter. Der HERR aber möchte, dass sein Volk weiter sieht und weiter denkt.

Deshalb spricht ER selbst durch den Mund seines Propheten Sacharja: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth.

Ohne Gottes Geist bleibt auch der größte Sieg geistlos und zieht nur neue Gewalt und neues Unrecht nach sich. Der Sieg des Kyros aber brachte für das Volk Israel tatsächlich die erhoffte Heimkehr in die alte Heimat.

Einige Kinder der Verschleppten von damals kamen als sehr alte Leute zurück und mit ihnen die nachfolgenden Generationen, die Jerusalem nur aus den Erzählungen kannten. So wie die Heimkehrer war auch die Heimat nicht mehr dieselbe. Sie mussten bei Null anfangen, im wahrsten Sinn des Wortes. Und dazu half ihnen kein Kriegsheld, keine militärische Macht, sondern nur der gute Geist Gottes. Der ließ sie zum einen nach ihren Wurzeln fragen und ihre Identität bewahren und zum anderen kreativ und engagiert an die Organisation des täglichen Lebens gehen.

Foto: privat J. Reichmann

Gedanken zum Bild:

Diese Steinblume in der israelischen Wüste südlich des Toten Meeres wurde allein durch den ständigen Wind geformt. Für mich ist sie ein starkes Symbol für die Geistkraft des Heiligen, die die Welt formt und überraschend verändert. Das geschieht meistens langsam und kaum merklich, wie bei dieser Steinblume. Aber unaufhaltsam und unumkehrbar ergibt sich ein neues Bild, das auch nicht für immer so bleibt. Menschlicher Geist hingegen setzt auf Beständigkeit, Festhalten wollen, Absichern, in allen Lebensbereichen. Vor allem aber, wenn es um Macht, Einfluss und Privilegien geht.

Und da scheint im Weltmaßstab immer noch wie vor 2500 Jahren der das Sagen zu haben, der am lautesten von allen mit dem Säbel rasseln kann. Militärische Macht als Lösung für zivile Probleme im eigenen Land inbegriffen. Aber was soll das, was kann das am Ende für ein Sieg werden? Haben wir nicht schon genug schwerwiegende Probleme auf der Welt, die wir schnellstmöglich gemeinsam in den Griff bekommen sollten? Und da meine ich nicht nur die noch längst nicht überwundene Pandemie.

Gebet:

Barmherziger Gott, Du hast uns Deinen Geist

geschenkt, den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

Erneuere uns mit Deinem Geist, wenn wir alles absichern und festhalten wollen, wenn wir in Gefahr geraten, unsere innere Stärke aus dem Vertrauen zu Dir zu verlieren.

Erneuere uns mit Deinem Geist, wenn wir geistlos miteinander umgehen, wenn wir uns missverstehen oder auseinanderleben.

Erneuere uns mit Deinem Geist, dass wir geistvoll allen beistehen, die unsere Nähe, unser Zuhören und unsere Anteilnahme brauchen , die sich oft in ganz konkreter Hilfe für den Alltag zeigt.

Erneuere uns mit Deinem Geist, dass wir die Weite Deiner Liebe erspüren, die alle Christen als Geschwister und alle Menschen dieser Welt umfasst.

Erneuere unseren Geist, dass wir geistesgegenwärtig und mit Besonnenheit die Geister unterscheiden lernen und miteinander und füreinander in Deinem Geiste leben.

Amen

Beten wir das Vaterunser

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

in Ewigkeit

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN