von Pfarrer Reichmann (ev.) Pößneck

Zum Sonntag:

Der Sonntag nach Pfingsten geht im kirchlichen Festkalender eher unter. Das Pfingstfest mit dem freien Montag im Anhang ist erst eine Woche her. Und dann bringt der Trinitatissonntag ein sperriges Thema mit: Die Dreieinigkeit Gottes. Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist und alle in EINEM. Generationen von Theologen haben sich die Köpfe darüber zerbrochen, wie das zu verstehen ist. Denn in der Bibel wird das leider nicht erklärt. Martin Luther hat einmal in einer Predigt den bekannten Aaronitischen Segen (siehe unten) in Bezug auf die Dreieinigkeit Gottes ausgelegt, weil auch dieser in drei entscheidenden Sätzen gesprochen wird. Man könnte das Geheimnis Gottes auch einfach akzeptieren, der die Welt geschaffen hat, uns in Christus das Tor zum Leben geöffnet hat und uns mit seinem Geist immer neue Impulse gibt, wie wir in seinem Sinn miteinander und füreinander leben können. Und das geschieht durch SEINEN Segen.

Schriftwort: 4. Mose 6, 22 -27

Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.

Liebe Schwestern und Brüder,

Was für große Worte, dieser gut bekannte Segensspruch. Drei Sätze, die sich bis zum großen Wort des Friedens steigern. Ursprünglich hinein gesprochen in eine belastende Lebenslage.

Die Israeliten hörten sie, als sie gefühlt schon eine ewige Zeit durch die Wüste zogen. Immer anstrengender wurde der Alltag und immer mehr Menschen fragten sich immer lauter: Wo ist er denn, dieser Segen? Im täglichen Kampf ums Überleben unter diesen Bedingungen? Eine kurze Zeit Entbehrungen und Einschränkungen, die halten wir ja durch. Aber wenn das ein Dauerzustand wird? Wenn aus Wochen Monate werden und aus Monaten Jahre? Eine Dauerkrise mit immer neuen Herausforderungen, am Ende über 40 Jahre?

Wo ist dann dieser Segen? Und was genau ist in einer solchen Lage als Gottes Segen zu erkennen? Unsere Wüstenerfahrungen sehen anders aus als die der alten Israeliten und sind ihnen doch verblüffend ähnlich. Bis vor kurzem waren das immer ganz persönliche Lebenswege, die vergleichbar waren mit einer Wüstenwanderung. Die Corona Pandemie lehrt uns, dass das plötzlich alle betreffen kann.

Wir durchschreiten gemeinsam, ob wir wollen oder nicht, diese Zeit, die so fern scheint vom Segen. In der offenbar wird, wer wirklich nur an sich selber denkt. In der immer mehr Menschen den Blick nicht mehr heben können, weil sie nur noch die nächsten Schritte ihres Alltags regeln müssen. Die Menschen fragen und zweifeln und Gott antwortet stellvertretend für alle dem Bruder des Mose, dem Aaron:

„Der Herr segne dich und behüte dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei dir gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“

Und über allen, die diese Worte hören, geht der weite Horizont Gottes auf und es klingt in den Ohren: Du bist gemeint, du bist gesegnet und der EWIGE selbst behütet dich auf deinem Lebensweg. Du kannst sein leuchtendes Angesicht über dir sehen, auch wenn dich dieser Weg durch die tiefsten und dunkelsten Täler führt.

Wer das spürt, der hat wieder Mut und Kraft, die Last seines Lebens zu schultern. Denn der Segen des EWIGEN schafft mir Raum, macht mich gewiss, dass nicht mein Tun und Lassen alles entscheidet. In SEINEM Segen empfange ich, was ich nicht erarbeitet habe, was ich mir nicht verdienen kann. Ich empfange aus Gottes überströmender Güte den Frieden für mein Herz, kann zufrieden sein.

Segen ist also etwas ganz anderes als ein Glücksrausch. Gesegnete Menschen sind nicht daran zu erkennen, dass es ihnen materiell unendlich gut geht. Das Leben der Menschen im Segen Gottes ist kein ununterbrochener Spaziergang im Sonnenschein, nicht Reichtum, nicht tadellose Gesundheit, sondern Friede in allem Glück und Unglück, in der noch so zerrütteten Familiensituation, in den unerfüllten Wünschen des Lebens.

Der Segen des HERRN verändert die Sichtweise der Menschen auf ihr Leben. Sie sehen klarer, fühlen sich nicht mehr ihrer Lage hilflos ausgeliefert, sondern trotz allem und in allem, was geschieht, von Gott gesehen und geliebt.

Der Segen des HERRN verändert die Sichtweise der Menschen auf ihr Leben, denn ER stiftet Vertrauen, schenkt Glauben.

Luther konnte wortgewaltig sagen: „Der Glaube ist eine lebendige, verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade, so gewiss, dass er tausendmal dafür sterben würde. Und solche Zuversicht und Erkenntnis göttlicher Gnade macht fröhlich, trotzig und lustig gegen Gott und alle Kreaturen; das wirkt der Heilige Geist im Glauben.“

Eine verwegene Zuversicht, trotz aller Beschwernisse des Lebens, trotz aller Besserwisser, die sagen, dass der Glaube von gestern ist. Weil der HERR niemals mit seinem Latein am Ende ist, sondern immer neue Wege öffnet und keine Grenze kennt, noch nicht einmal den Tod. Amen.

Gebet:

Gott des Himmels und der Erde, Du bist groß und heilig, hältst Zeit und Ewigkeit in Deiner Hand.

Und doch gehst Du uns nach, rufst uns, brauchst uns Menschen auf Deiner Erde für Dein Werk.

HERR, wir danken Dir für jede und jeden, der DEINEN Ruf hört, sich in die Gemeinden einbringt mit den Gaben, die Du geschenkt hast.

Lass uns bei Dir bleiben und stärke unser Vertrauen in Deine Verheißungen des neuen Lebens.

Lass unsere Arbeit Früchte tragen und begeistere uns immer neu und beschenke unsere Mitmenschen auch durch uns mit Deinem lebendigen Geist.

Hilf, dass unser Tun dazu dient, sie Schwachen zu stärken, die Traurigen zu trösten und die Verzweifelnden aufzurichten.

Amen

Beten wir das Vaterunser:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf

Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir

vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern

erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die

Herrlichkeit

in Ewigkeit

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige

Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN