von Ute Thalmann, Pastorin Krölpa

war mit roten Garn in schöner Schrift auf das Tuch gestickt, dass über den Handtüchern in der Küche meiner Großmutter, gleich neben dem Ausguss hing. Schon als Kind zog es immer wieder meine Blicke an und so hab ich dieses Tuch aufgehoben. In einer Kommode lag es – zuoberst, dahin war es gekommen, nachdem die Küche meiner Großmutter, die ein Alltagstreffpunkt war, mit Fensterbank, Tisch und Küchenbuffet – ausgeräumt worden war. Der Handtuchhalter war nicht mehr modern, also wurde er ausrangiert – nur das Tuch blieb:

„An Gottes Segen ist alles gelegen“.

Ein Erinnerungszeichen, auch für mich.

Es erzählt mir eine eigene Geschichte: ich hatte es zum Studium mitgenommen – da gab es zuerst so einen alten Handtuchhalter… später hab ich es als Tischdecke gebraucht, weil es so schön war und irgendwann landete es wieder in einer Kommode.

Als ich den Predigttext für diesen Sonntag – den sogenannten „Aaronitischen Segen“ (4.Mos.6,22-27) las, hab` ich mich daran erinnert und hab` es wieder vorgeholt, denn vor allem, was wir denken, wollen und tun, vor allem, was wir ins Werk setzen, steht Gottes Zusage: „Ich will dich segnen … und du sollst ein Segen sein!“- ein wirkmächtiges, bestärkendes Wort.

Manchmal gerät das im turbulenten Alltag in Vergessenheit. Da wird es wie in die Schublade geschoben. Und dann ist man überzeugt, dass man alles aus sich heraus gut machen müsste und auch kann. Dass das nicht immer gelingt und auch nicht selten über unsere Kraft geht, wissen wir vielleicht. Gerade deshalb darf ich mich erinnern lassen:

Ich bin gesegnet und Gott traut mir Gutes zu. Ja mehr noch – er begleitet mich und bleibt bei mir. Ich bin angesehen von ihm – ich habe Ansehen. Und davon darf ich weiterverschenken.

Segnen – schon der Begriff (lateinisch: benedicere, griechisch: eulogein, aber auch lateinisch: signare)- jemanden etwas Gutes und Ermutigendes zusprechen, jemanden würdigen, bezeichnen und prägen- weist darauf hin, dass Menschen das nicht für sich selbst können, dass es ein Gegenüber braucht.

Gott hat seine Segenskraft dem Menschen von Anbeginn anvertraut und zugetraut, er kann sie weitergeben.

Zum Beispiel Mose, indem er zu ihm sprach, um ihn und sein Volk zu ermutigen und zu bestärken:

Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich:

So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet:

Der Herr segne dich und behüte dich,

der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;

der Herr erhebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden.

So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne. (4.Mose6,22-27)

Segen bedeutet viel mehr als der Wunsch „Alles Gute!“

oder „Viel Glück!“. Er ist eine Grundkraft des Lebens, die in der Nähe Gottes wurzelt.

Und wenn ich einen Menschen segne, beispielsweise, wenn Kinder das Haus verlassen oder auch, wenn ich im Krankenhaus Segen den Kranken zuspreche, in Worten und Gesten, dann stelle ich sie in Gottes Gegenwart und vertraue darauf, dass er ihnen nahe ist, dass sie unter seinem Schutz stehen. Natürlich ist das keine Garantieerklärung gegen Unglück, aber die Verheißung, dass sie und auch ich selbst in allem, was einem geschehen kann im Leben, in Gottes Gegenwart sind.

Segnen ist die weitergegebene Hoffnung: Dein Leben soll gut verlaufen – Gutes sollst du spüren, auch in schweren Stunden. Gottes Segen zusprechen – kann jeder, nicht nur der Pfarrer. So ist der Segen auch nicht nur am Ende des Gottesdienstes zu finden, sondern auch in unserem Alltag. Manchmal ist es gut, Erinnerungszeichen wieder aus der Versenkung hervorzuholen- wie das alte Tuch meiner Großmutter, das mitten im Alltag in der Küche ein Zeichen gesetzt hat: „An Gottes Segen ist alles gelegen!“.

Solcher kann sich auswirken: Menschen werden einander zum Segen – sie unterstützen sich, stehen einander bei, tragen miteinander. Die Fruchtbarkeit der Erde, von Mensch und Tier, weisen auf Gottes Segen hin, ebenso wie gelingende Beziehungen, ja mehr noch: „Segen bewirkt, dass in einer Welt des Unrechts irgendwo Recht gedeiht, dass in einer Welt der Gewalt die Zartheit des Herzens Raum behält. Segen ist eine heimliche Kraft, aus der Leben erwächst, trotz allem Leides und trotz allen Todes.“(Jörg Zink).

Immer wieder ist das spürbar – auch heute. Nicht zuletzt in den gegenwärtig weltweiten Protesten gegen die Apartheit. Gerade für sie gilt:

Der Herr segne dich und behüte dich,

der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;

der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

Oder wie es die Schweizer Theologin und Therapeutin

Antje S. Naegeli (dies. in: Wachsendes Vertrauen) mit ihren Worten für heute sagt:

Gott sei bei dir, wenn du Angst hast und unsicher bist.

Er stehe zu dir, wenn du keinen Ausweg siehst

und dich verlassen fühlst.

Er tröste dich, wenn du bekümmert bist.

Er nehme zu Herzen, was immer auf dir lastet

und wessen du bedarfst.

Er schenke dir, was du dir nicht selbst geben kannst:

wachsendes Vertrauen mitten in den Widersprüchen

dieses Lebens.

So seien auch Sie gesegnet! Ute Thalmann, Pastorin