Sind Sie gern einmal draußen – genießen Sie auch die Ruhe und einen Spaziergang allein? Freuen Sie sich auch über Entdeckungen? Dann laden wir Sie ein, mit uns den „Emmausweg“ zu gehen. (Sie können natürlich auch gerne jemanden mitnehmen, der Sie begleitet.)

In christlicher Tradition spielt der „Emmausweg“ am Osterfest eine wichtige Rolle. Über Jahrhunderte schon gehen Menschen diesen Weg, von dem in einer biblischen Ostergeschichte (Lukasevangelium, Kapitel 24, ab Vers 13 ff) erzählt wird, in Gedanken oder in ihrer Umgebung nach. Die Geschichte fand vielfältige Nutzung, z.B. baut die Ausbildung ehrenamtlicher Hospizhelfer*innen darauf auf, ebenso kann ich ihre Erfahrungen nutzen, um mir einen Trauerweg zu vergegenwärtigen und sie kann hilfreich sein für das Verständnis und in der Begegnung mit anderen Menschen. Wenn Sie neugierig geworden sind, kommen Sie einfach mit. Der Start ist in Ranis an der Stadtkirche – das Ziel wird die Kirche in Krölpa sein. Sie können auch gern irgendeinen anderen Weg wählen.

Dazu können Sie sich die folgenden Texte, Fotos und Impulse ausdrucken und mitnehmen – oder aber mit ihrem Handy den Weg verfolgen.

1.Station: Stadtkirche Ranis

Die Situation ist bedrückend, alles ist grau, kein Lichtblick, nichts, was ermutigt, geschweige denn froh stimmt. Die Stimmen der anderen kommen gar nicht recht bei mir an. Ich bin so eingenommen von dem, was da war und von meiner eigenen Stimmung… . Kennen Sie so was? Dann kennen Sie vielleicht auch den Impuls: „Nichts wie weg hier!“ Manche steigen in diesen Tagen ins Flugzeug – oder auch ins Auto. Sie möchten fliehen – einfach raus aus dem Alltag, der so grau, bedrückend – vielleicht für manchen auch langweilig und eintönig ist, raus aus einer Situation, die nahe und nach geht und berührt, die ich einfach nicht annehmen und glauben kann.

Die Bibel erzählt in der Emmausgeschichte von zwei Freunden von Jesus – und dem, was sie erlebt haben, was sie bedrückt und was sie nicht loslässt: Es ist die Enttäuschung über das, was sich in der Hauptstadt Jerusalem kurz vor dem Passahfest zugetragen hat: Jesus wollte mit ihnen dieses Fest feiern. Aber er wurde festgenommen und es wurde mit ihm kurzer Prozess gemacht, weil er angeblich das Volk aufwiegele und Gotteslästerung betreibe. Darin wurde eine Gefahr für die Ordnung gesehen. Kurzerhand wurde er am Kreuz hingerichtet. Die Freunde haben alles miterlebt, sie haben Angst, sind geschockt und enttäuscht. Der Abschied von ihrem Freund sitzt ihnen tief in den Knochen. Alle ihre Hoffnung auf ein besseres Leben, ja selbst ihren Glauben haben sie zu Grabe getragen. „Nichts wie weg hier!“ und so entschließen sich zwei, Kleopas und ein anderer Freund von Jesus, sich auf den Heimweg nach Emmaus zu machen.

Basisbibel: Lk.24,13:

Am selben Tag waren zwei Jünger unterwegs zu dem Dorf Emmaus. Es liegt etwa sechzig Stadien von Jerusalem entfernt. Sie unterhielten sich über alles, was sie in den letzten Tagen erlebt hatten.

Impuls: Halten Sie einen kurzen Augenblick inne. Machen Sie sich bewusst, was Sie in der letzten Zeit erlebt haben!

Der Weg führt durch die Altstadt mit ihren engen Gassen hinaus in Richtung Brandenstein. Vor uns liegt ein Tal, in das wir hinabsteigen.

Wir sind im Tal – am Brandensteiner Teich angelangt. Nehmen Sie hier kurz Platz und lesen Sie die biblische Geschichte weiter.

Lk.24,14ff:

Sie unterhielten sich über alles, was sie in den letzten Tagen erlebt hatten. Dann, während sie noch redeten und hin und her überlegten, kam Jesus selbst dazu und schloss sich ihnen an. Aber es war, als ob ihnen jemand die Augen zuhielt und sie erkannten ihn nicht.

Er fragte sie: „Worüber seid ihr unterwegs so sehr ins Gespräch vertieft?“

Da blieben sie traurig stehen. Der eine- er hieß Kleopas – antwortete ihm: „Du bist wohl der Einzige in Jerusalem, der nicht weiß, was dort in diesen Tagen passiert ist?“

Jesus frage sie: „Was denn?“

Sie sagten zu ihm: „Das mit Jesus von Nazareth! Er war ein großer Prophet. Das hat er durch sein Wirken und mit seinen Worten vor Gott und dem ganzen Volk gezeigt. Unsere führenden Priester und die anderen Mitglieder des jüdischen Rates haben dafür gesorgt, dass er zum Tod verurteilt und gekreuzigt wurde. Wir hatten gehofft, dass er es ist, der Israel erlösen soll. Nun aber ist es schon drei Tage her, seit das alles geschehen ist.

Und dann haben uns einige Frauen, die zu uns gehören, aus der Fassung gebracht: Sie waren frühmorgens am Grab. Aber sie konnten seinen Leichnam nicht finden. Sie kamen zurück und berichteten: „Wir haben Engel gesehen. Die haben uns gesagt, dass Jesus lebt!“ Einige von uns sind sofort zum Grab gelaufen. Sie fanden alles so vor, wie die Frauen gesagt haben, aber Jesus selbst haben sie nicht gesehen.“

Das sagte Jesus zu den beiden: „Warum seid ihr so begriffsstutzig und tut euch so schwer damit zu glauben, was die Propheten gesagt haben? Musste der Christus das nicht alles erleiden, um in die Herrlichkeit seines Reiches zu gelangen?“

Und Jesus erklärte ihnen, was in den heiligen Schriften über ihn gesagt wurde- angefangen bei Mose bis hin zu allen Propheten.

Impuls: Woran erinnert Sie das Gespräch? Welche eigenen Erfahrungen fallen Ihnen ein? Was geht Ihnen nach?

(Bedenken Sie es in der Stille oder tauschen Sie sich mit Ihrem Begleiter*in aus!)

Der Weg führt weiter am Wisentgehege entlang – über einen kleinen Bach und die Holzbrücke. Sie kommen an eine Bank. Nehmen Sie Platz!

Impuls :Betrachten Sie die Collage! Was entdecken Sie? Was lässt Sie staunen? Was berührt Sie?

Oder: Schauen Sie sich in der nächsten Umgebung – in der Natur um! Was sehen Sie? Worüber staunen Sie?

Was geht Ihnen zu Herzen?

Wir brechen auf laufen durch den Hain an der Hainquelle vorbei den Hainweg unterhalb des Pinsenberges in Richtung Krölpa. Wir überqueren die Bahnhofstrasse und kommen an der Schule im Schloß vorbei zur B 281.Diese überqueren wir an der Ampel und gehen die Trannrodaer Strasse entlang, lassen den Dorfplatz rechts liegen, überqueren den Bach und gehen links die Kirchgasse hinauf. Der letzte Anstieg ist fast geschafft und der Blick öffnet sich auf die Kirche St. Peter und Paul.

Wir treten ein und verweilen, um die biblische Geschichte weiter zu lesen:

Lk. 24,28ff :

So kamen sie zu dem Dorf zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat so, als wollte er weiterziehen. Da drängten sie ihn: „Bleibe doch bei uns! Es ist fast Abend und der Tag geht zu Ende!“ Er ging mit ihnen ins Haus und blieb dort.

Dann, nachdem er sich mit ihnen zum Essen niedergelassen hatte, nahm er das Brot und sprach das Dankgebet. Er brach das Brot in Stücke und gab es ihnen.

Da fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen und sie erkannten ihn. Im selben Augenblick verschwand er vor ihnen.

Sie sagten zueinander: „War unser Herz nicht Feuer und Flamme, als er unterwegs mit uns redete und uns die Heiligen Schriften erklärte?“ Und sofort sprangen sie auf und liefen nach Jerusalem zurück. Dort fanden sie die elf Jünger beieinander, zusammen mit allen anderen, die zu ihnen gehörten. Die Jünger riefen ihnen zu: „Der Herr ist wirklich auferstanden! Er hat sich Simon gezeigt!“ Da erzählte die beiden, was sie unterwegs erlebt hatten und wie sie den Herrn erkannten, als er das Brot in Stücke brach.

Impuls: Welche Erfahrungen und Entdeckungen unterwegs haben Sie besonders angerührt? Worüber staune Sie noch immer?

Was ist Ihnen zu Herzen gegangen?Sie können sich mit Ihrem Begleiter*in austauschen – oder es in der Stille bedenken.

Der Herr ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Er bewirkt Entdecken und neues Sehen – auf das eigene Leben und diese Welt – er lässt uns staunen, auch über kleine Dinge. Er weckt in uns Lebendigkeit und Hoffnung. Erfüllt uns mit Freude. Nichts ist mehr so, wie es war. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Auch nicht die Meldungen über die Inzidenzen des Covid-19 – Virus, nicht Trauer, Enttäuschung und Vergeblichkeit. Die Welt erscheint in einem anderen Licht -im Osterlicht.

Sie können Ihrer Hoffnung und Freude Ausdruck verleihen: …

Auch mit dem folgenden Gebet:

Wir spüren, das Leben siegt, Gott:

In der Natur regt sich neues Leben.

Menschen, die gedemütigt wurden, erheben ihre Häupter.

Menschen, die stummgeworden sind, fangen an zu sprechen.

Menschen, die resigniert haben, bekommen neue Hoffnung.

Stimmen, die von Hass erfüllt waren, reden freundliche Worte.

Hände, die kraftlos waren, fassen an und helfen.

Blicke, die leer geworden waren, finden sich neu.

Alles, was darniederliegt, erwacht zum neuen Leben.

Das ist ein Wunder vor unseren Augen. Hab Dank dafür. Amen

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib und heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Und nun geht. Geht mit Gottes Segen.
Geht in euer Leben, voller Kraft.
Liebt und streitet, lacht und weint,
lebt jeden Tag voll großer Leidenschaft.

Und nun geht. Das Leben ist voll Wunder.
Und selbst der Tod ist nunmehr nur ein kleines Tor.
Aus allem Dunkel, allen Trauerfalten
spitzt heut das Licht von Gottes Liebe vor.
(aus: nach -Texte der Klänge in der Nacht 26.02.2016/ Citykirche Schweinfurt)