„Über 50 Meter tief ist sie an ihrer tiefsten Stelle. Da liegt sogar ein Flugzeug aus dem Krieg auf dem Grund.“ – hatte ich vor Jahren von der Bleilochtalsperre gehört, als ich die ersten Male dort war. Seit ich wusste, wie tief sie tatsächlich ist, hatte ich Respekt, um ehrlich zu sein, auch ein bisschen Angst. Stellen Sie sich einmal 50 Meter in der Tiefe vor! Wer möchte da freiwillig landen! Und zu diesem Gewässer gehört nicht nur, darin zu schwimmen, sondern auch zu segeln. Ein Sport und ein Hobby, dem mein Schwiegervater seit vielen Jahren verbunden war. Und er segelte mit Leidenschaft ein altes Holzboot, einen Gaffelsegler. Um diesen gut zu segeln, braucht es mindestens 3 Leute. Ja, die waren wir: zwei Erfahrene und eine Anfängerin. Und natürlich damals noch ein Kind an Bord, mit Schwimmweste, wie es sich gehört und wenn nötig auch in der Kajüte. … Jetzt denken Sie vielleicht: Respekt! Ja, den hatte ich – vor dem Steuermann (mein Schwiegervater) und meinem Mann, der auch geschickt und gekonnt Hand anlegte. Es wurde ein wunderbarer Segeltörn auf dem Stausee, denn ich konnte mich ganz und gar auf den Steuermann verlassen und einlassen. Es gab nie einen Zweifel oder Angst, ob er alles richtig macht. Er war alt, erfahren und weise. Ich habe ihn einfach vertraut und bin seinen Kommandos gefolgt. Wir hielten Kurs. Und ich fand Freude an Segeln! Ja, es machte richtig Spaß mit diesem Steuermann!

„Fahre hinaus, wo es tief ist und werft eure Netze zum Fang aus!“(Lk.5,4b) Jesus ermutigt seine Freunde, nach einer erfahrenen „Schlappe“ beim Fischen, es noch einmal zu versuchen. Kein Mensch hätte damals tagsüber gefischt. Sie wagen es, dennoch. Warum? – frage ich. Vielleicht, weil es lebensnotwendig war, damit ihre Familien genug zum Essen hätten, damit sie wenigstens etwas verdient hätten. Ob sie jemanden etwas beweisen wollten? Die Angst saß den Fischern schon im Nacken. Kein Fang – kein Verdienst! Sie lassen sich dennoch ein auf Jesu Ansage. Sie riskieren – ja sie wagen etwas. Sie vertrauen. Sie vertrauen darauf, dass alles gut geht, auch wenn vielleicht manche Meinung und Tradition dem entgegen stand. Kurz: Sie gehen konstruktiv mit ihrer Angst um. „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.“ Solches Vertrauen trägt Frucht! Es ist kein blindes Vertrauen. Ungewöhnliches, heilsames Neues hatten sie vielleicht schon von Jesus gehört, mit ihm erlebt. Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, so dass sie fast sanken.“ (Lk.5,6-8) Damit hatte wohl keiner gerechnet! Ihr Vertrauen hat sich gelohnt- aber gewaltig!

So sehr, dass mancher ins Nachdenken kommt- vielleicht auch über das Vertrauen, was er anderen gegenüber hat, Gott und den Menschen und wie klein es manchmal sein kann. Und doch: was Vertrauen bewirkt! „ Fürchte dich nicht!“ sagt Jesus einem seiner Freunde zu und lädt sie ein, diese ihre Erfahrung auch in anderen Bereichen zu nutzen. Nämlich Menschen zu gewinnen – mit Vertrauen – zum Vertrauen – mit Vertrauen zum Glauben. Sie einzuladen, es einfach auszuprobieren, was es bringt, zu einander zu vertrauen und Gott zu vertrauen.

Ja, es kann Spaß machen. Da kann ich Neues entdecken. Ungeahnte Möglichkeiten und Weiten! Und ich kann ausloten, wie es ist mit der „Crew“ und mit Gott. Und ich kann auf Kurs bleiben –dem Kurs des Lebens! Selbst da, wo die Wasser tief sind… .

Ich wünsche Ihnen viele gute, fruchtbringende Erfahrungen in Sachen Vertrauen, ob nun zu Wasser oder auf Land!

Ute Thalmann, Pastorin