Ökumenische Friedensdekade: 12.11.23-22.11.23

Wir sind mittendrin in der ökumenischen Friedensdekade (Zehn Tage Nachdenken und Gebet für den Frieden). Ich erinnere mich noch, als diese 1980 offiziell begann, damals in Zeiten der atomaren Hochrüstung. Christen wollten ein Zeichen setzen und sich einbringen im Ringen um Frieden mit Gebeten, Gottesdiensten, Diskussionsrunden und Aktionen, wie beispielsweise Kriegsspielzeugumtauschaktionen. „Schwerter zu Pflugscharen“ wurde zum Logo der Friedensdekade- und vieler friedensbewegten Menschen. Ursprünglich war es auf Flies gedruckt und als Lesezeichen gedacht. Bald schon trugen es Menschen als Aufnäher auf dem Parka. Anfangs wurde das geduldet, aber nach kurzer Zeit versuchten die staatlichen Stellen der DDR dieses Emblem zu verbieten, weil es zum `Bekenntniszeichen` geworden war. Die Träger mussten mit Anfeindungen und Strafen rechnen, obgleich das Bild dem Denkmal entlehnt war, das der sowjetische Bildhauer J.W. Wutschetitsch (1908-1974) geschaffen hatte und 1959 ein Geschenk der Sowjetunion an die UNO war.

Das geflügelte Wort – „Schwerter zu Pflugscharen“ – stammt aus der Bibel- aus dem Prophetenbuch Micha (Mi.4,3ff) – und beschreibt die Hoffnung und die Vision auf eine friedliche Welt:
„Auf lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus, in dem der Gott Jakobs wohnt! Er soll uns seine Wege weisen. Dann können wir seinen Pfaden folgen.“ Denn vom Berg Zion kommt Weisung. Das Wort des Herrn geht von Jerusalem aus. Er schlichtet Streit zwischen vielen Völkern. Er sorgt für das Recht unter mächtigen Staaten, bis hin in die fernsten Länder. Dann werden sie Pflugscharen schmieden aus den Klingen ihrer Schwerter. … Dann wird es kein einziges Volk mehr geben, das sein Schwert gegen ein anderes richtet. Niemand wird mehr für den Krieg ausgebildet. Jeder wird unter seinem Weinstock sitzen und unter seinem Feigenbaum. Niemand wird ihren Frieden stören.
Mitten in Europa herrscht Krieg. Selbst in Israel wird mit Waffen gekämpft. Unzähliges Leid geschieht auch heute. Menschen sterben. Dass Kriege ein Ende haben sollen, dass Menschen im Frieden miteinander leben können – im Großen und im Kleinen – ist eine alte biblische Hoffnung, die auch viele Menschen in diesen Tagen verbindet. Voraussetzung dafür ist das Bewusstsein und das achtsame Bemühen jedes Einzelnen, einander in Unterschiedlichkeit und Prägung zu verstehen, als Teil der Menschheitsfamilie zu akzeptieren und einen Raum zu schaffen, in dem das Miteinander in Würde und Gerechtigkeit gelingen kann. Ob Gewalt und militärische Bestrebungen von Menschen dazu dienen, bleibt fraglich. In der Bibel lesen wir anderes: eine innere Neuausrichtung und das Vertrauen auf Gottes schöpferisches Wirken ebnet friedvolle Wege zwischen Menschen, Völkern und Staaten, die dem Leben aller dienen und den Boden bereiten, dass Neues wachsen kann. Daran erinnern wir uns in diesen Tagen und vielleicht ermutigt es, vertrauensvoll im eigenen Umfeld Schritte zum Friede zu wagen.
Ute Thalmann, Pastorin