Von Ute Thalmann, Pastorin, Krölpa
Not lehrt Beten, sagt ein Sprichwort.
Mancher hat vielleicht in den vergangenen Wochen mehr und regelmäßiger gebetet als sonst.
Beim Abendläuten – oder auch nach dem Aufstehen… beim Blick auf die Nachrichten –daheim oder auch in der Stille der Kirche – im Wald oder auch bei der Arbeit im Garten. Die Corona- Pandemie hält uns in Atem.
Auch wenn wir nicht voneinander wissen, was jeder vor Gott gebracht hat, glaube ich, dass es für die meisten ein kurzes Gebet war – ein Hilferuf oder ein Dank an Gott- laut oder leise – aber mit ganzem Herzen – und mit Sicherheit ein Gebet, dass uns alle verbindet und auch alles verbindet:
Es ist das Gebet Jesu – das Vaterunser.
Unser heutiger Predigttext (Matthäus 6,5-15) legt uns dieses Gebet nahe, so wie Jesus selbst das seinen Freunden ans Herz gelegt hat – statt vieler Sätze – Worte die vieles verbinden und umfassen. Schon Kinder sprechen es mit und wissen darum.
Vater unser – beten wir – für Jesus war die Verbindung zu Gott, wie zu einem guten vertrauensvollen Vater – Abba – Papa sagt er – auch wir können in eine solche Beziehung hineinwachsen. Auch durchs Gebet.
Vater unser. Dahinein nimmt er seine Freunde und auch uns mit : denn Gott kennt uns als Menschen – er hat uns angenommen als seine „Kinder“, um die er sich sorgt, die er beim Namen ruft ( Taufe) – wir gehören zur Gemeinschaft der Kinder Gottes – wie die, die neben mir – hinter mir – vor mir und über mit beten.
Geheiligt werde dein Name.
Gottes Name: hebr. Jahwe bedeutet: „Ich werde sein, der ich sein werde“ … ihn achten meint, Gott diesen Raum zugestehen-er kann und will uns immer neu begegnen – das heißt aber auch: Gott kann auch anders handeln und wirken, als wir es uns als Menschen zurecht gelegt oder auch gewünscht haben. Das anerkennen und annehmen heißt auch, ihn zu ehren – mir und ihm täglich Zeit geben fürs Gebet und Stille.
Da Gott auch durch andere handelt – ist auch mein Umgang mit anderen Menschen hier angefragt. Wie ich ihnen begegne…
Dein Reich komme…
Gottes Reich soll kommen angesichts dieser Welt voll Leid, voll Not und Krieg – sein Reich soll kommen in dieser ungewissen Zeit, mit widerstreitenden Meinungen und Verschwörungstheorien…
Sein Reich soll unter uns Gestalt gewinnen – auch durch mich. Dass meint: dass ich alles tue, was in meiner Macht und Möglichkeiten liegt, um diese Welt ein klein wenig menschlicher und gottgefälliger mit zu gestalten.
Dein Wille geschehe – wie im Himmel so auf Erden
Nach Gottes Willen soll es gehen. im Miteinander –
Heilsam und hilfreich soll es sein – Jetzt und in Zukunft.
Nicht nach meinen eigenen Interessen und meinem Willen. Das kennen Sie vielleicht: Manchmal kommt es ganz anders, als gedacht oder geplant. „Warum geschieht das- warum mir?“ fragen wir dann. Ob ich darauf Antwort finde mit der Frage und Suche nach dem, was Gott von mir erwartet?
Unser tägliches Brot gib und heute…
Das, was wir zum Leben brauchen – eine Arbeit, Auskommen, Essen und Trinken natürlich, ein Dach über dem Kopf, Gesundheit und Gemeinschaft mit anderen und in der Familie.
Gott nimmt uns im Alltag wahr, wir dürfen ihn um alles bitten, was wir zum Leben brauchen, was notwendig ist. Aber unser Blick soll nicht beschränkt sein auf uns selbst- wir sind eingeladen, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken und andere mit ihrem Nöten wahrzunehmen. Wir sind eingeladen, gegen den Egoismus und die Gier – auf gerechte Verteilung der Rohstoffe und Ressourcen achten, Geschwisterlichkeit und Solidarität üben, selbst wenn die Lebensart eine andere ist – oder gerade deshalb.
Und vergib uns unsere Schuld – wie auch wir vergeben unsern Schuldigern…
Immer wieder werden wir schuldig, machen wir Fehler. Gottes Wille ist nicht, dass wir perfekt wären-
er vergibt uns unsere Schuld – er verzeiht uns, wenn wir Einsicht haben, er gibt uns neue Chancen.
Ja wir dürfen zu ihm kommen selbst mit unserer Unmöglichkeit zum Verzeihen.
Und führe uns nicht in Versuchung
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Da geht es nicht um das Stück Sahnetorte, was vielleicht zu viel wäre, sondern um die Beziehung zu mir selbst und anderen. Wie viel Achtsamkeit schwingt mit beim Sprechen, beim Planen und Ausführen- im Miteinander daheim und im Betrieb, in der Nachbarschaft aber auch anderswo? Immer wieder sind wir versucht, uns selber mit unseren Kräften und auch die anderen zu übersehen – und nur unsere Ziele im Blick zu haben.
Jesus lädt uns ein, Gott um Hilfe zu bitten, dass er uns vom Bösen erlöst und uns Wege eröffnet in seine neue Welt. Er tut es im unerschütterlichen Vertrauen darauf, dass Gott sein Reich errichtet, dass er Kraft dazu schenkt und seine Herrlichkeit unter uns erfahrbar wird – auch mitten in Corona- Zeiten.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen
Ute Thalmann, Pastorin