Text: 1. Mose 16,13 (Jahreslosung 2023)
DU bist ein Gott, der mich sieht.
Gedanken zum Text:
Spontan gefällt mir diese Jahreslosung sehr gut. Denn sie ist einprägsam und klar, lässt sich gut merken und – das ist die Hauptsache: Sie bietet einen Perspektivwechsel an. Sie hebt den Blick weg von dem, was ständig vor Augen ist, was runter zieht und niederdrückt. Sie erinnert sanft daran, dass jeder, der diesen Satz liest, ausspricht oder auch nur denkt, sich im Horizont der Liebe Gottes wiederfindet – wirklich jede und jeder, nicht nur die Fröhlichen und Glücklichen. Dafür steht Hagar, die Dienerin Sarais, die diesen Satz als erste sprach. Hagar, die sich völlig verrannt hatte, als sie sich auf einen Machtkampf mit ihrer Herrin einließ; der
nichts anderes übrigblieb, als allein in die Wüste zu fliehen, als sie merkte, dass sie zu weit gegangen war und die jetzt nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Dieser Frau aus einfachen Verhältnisse geht der EWIGE in Gestalt eines Engels nach in ihre selbst verschuldete Notlage. ER spricht sie an und hilft ihr, den Weg ins Leben zurück zu finden. Mehr noch:
ER gibt ihr SEINE Verheißung mit auf diesen Weg, die den Jammer der Gegenwart überstrahlt. In diesem Moment sagt sie: DU bist ein Gott, der mich sieht. – mich, diesen einfachen Menschen mit seinen Gaben, Fähigkeiten und Möglichkeiten, aber auch mit seinen Fehlern, Schwächen und Grenzen. Keinen Menschen dieser Welt gibt ER verloren, auch wenn sein Schicksal aus eigener oder fremder Schuld ausweglos erscheint. Selbst da, wo niemand von Schuld reden kann, aber die Menschen dennoch unter der Last ihres Lebens leiden, geht ER mit, tröstet und öffnet einen Weg in die Zukunft. Dafür steht Sarai, die noch ein Kind bekam, als es
schon niemand mehr für möglich hielt. ER sieht und hört auch mich – und ER greift ein.
Das mögen wir im neuen Jahr erfahren können. Denn die Sehnsucht ist groß, dass ER sich zeigen möge in unserer unheilen Welt. Eines ist sicher: ER wird es wieder auf SEINE unnachahmliche Art tun: Nämlich so, wo, wann, durch wen und wie wir es überhaupt nicht erwartet haben.
Gedanken zum Bild:
Das Bild regt die Fantasie an und verleiht den Gedanken Flügel, gerade weil es dem suchenden Blick nichts „Konkretes“ zeigt. Für mich steht es an der Schwelle zum neuen Jahr auch für unseren immerwährenden Wunsch, in die Zukunft sehen zu können, wenigstens ein bisschen. Damit wir wüssten, was da auf uns zukommt, uns vielleicht schon darauf einstellen könnten und möglicherweise auch noch etwas abbiegen könnten von dem, was uns zu schaffen machen wird. Aber das ist und bleibt Menschen unmöglich. Unser Blick in die Zukunft ist verschwommen und wir wissen immer erst hinterher, ob wir richtig gesehen haben oder nicht. Obwohl wir nur Dank unserer Vorstellungskraft in dem Bild etwas „sehen“ können, ist für mich deutlich: Es ist ein Wunschbild, gemalt in hellen Farben, so wie wir uns das neue
Jahr wünschen. Es wirkt hell, ruhig, friedlich und weit. Es fehlen die scharfen Gegensätze und die harten Kontraste. Ach wäre das schön, wenn das Jahr 2023 so ähnlich würde . Der unselige Krieg zu Ende, die Krise vorbei, die Menschen atmen auf. Zu schön um wahr zu sein? Vielleicht ja, aber träumen ist doch noch erlaubt, oder? Die Band „Ton Steine Scherben“ (wer kennt sie noch?) hat in ihrem Lied „Der Traum ist aus“ einst gesungen; „…aber wir werden alles tun, dass er Wirklichkeit wird!“ Möglich, dass es mit dem Weltfrieden noch dauert. Aber der „kleine Frieden“ ist der erste Schritt auf dem endlos langen Weg dorthin. Gehen wir ihn weiter voller Zuversicht. Denn DU bist ein Gott, der mich sieht.
Gebet:
Barmherziger Gott, ein neues Jahr hat begon–
nen, in das wir voller Zuversicht starten. Denn
wir vertrauen darauf, dass DEIN Licht uns den
Weg in die Zukunft weist und dass wir selbst
anderen zum Licht werden können. Dafür dan–
ken wir DIR von Herzen.
HERR, unser Gott, wir bitten DICH für die
Welt unserer Tage. DU schenkst Hoffnung und
Trost allen, die mit Sorgen und Zweifeln leben
müssen, die benachteiligt und ausgenutzt wer–
den, die Angst vor de Zukunft haben oder die
sich ihr Leben so ganz anders wünschen, als es
ist.
Barmherziger Gott, wir bitten DICH zu Beginn
des neuen Jahres für alle Enttäuschten und Irre–
geleiteten, dass sie zurück finden auf den Weg
der Mitmenschlichkeit. Lass doch die, die sie
verführen und betrügen, endlich zur Vernunft
kommen.
HERR, unser Gott, wir bitten jetzt, wo das Jahr
noch so jung ist, besonders auch für die, die
sich gern selbst darstellen, die in schönen Wor–
ten schwelgen, die im Geld schwimmen und
sich an ihrer Macht berauschen. Lass ihnen
DEIN Licht aufgehen, damit sie erkennen, was
ihnen wirklich dient zu ihrem Heil. Bewahre
auch uns, HERR, vor hohlen Worten und
Selbstüberschätzung.
Barmherziger Gott, für die, die es gut haben
bitten wir, dass sie gütig und großzügig seien
zum Wohle aller, die Hilfe brauchen aus nah
und fern. Wecke in uns die Kräfte, die heilen
und helfen in DEINEM Geist.
HERR unser Gott, sei bei den Jungen und Al-
ten, bei den Einsamen und Kranken, bei den
Sterbenden und Trauernden. Stell ihnen Men-
schen zur Seite, die sie stärken und stützen.
Barmherziger Gott, wir bitten für die Regieren-
den ebenso wie für die einfachen Leute: Lass
uns miteinander aus DEINER Gnade leben und
DEINE Gnade auch denen weitergeben, die
DU ganz besonders ins Herz geschlossen hast.
Erbarmender Gott, erhöre uns.
Amen.