Text: Choral „Geh aus mein Herz und suche Freud“, Strophe 1+2+7

1. Geh’ aus mein Herz und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit an deines Gottes Gaben! Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.

2. Die Bäume stehen voller Laub das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide. Narzissen und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide.

8. Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.

Gedanken zum Text:

Jetzt ist er da, der Sommer und mit ihm die Zeit der Überfülle. Das empfinden wohl die allermeisten so, wenn auch die Vorlieben, diese Jahreszeit zu verbringen, ganz verschieden sein mögen. Schließlich ist Sommer…, was in deinem Kopf passiert“. So stellt jedenfalls die Band Wise Guys in einem ihrer Lieder fest. Übrigens, Musik: Der Sommer ist neben Weihnachten wohl die „Hauptsaison“ für musikalische Angebote aller Art. „Musiksommer“ und „Orgelsommer“ sind gut besuchte Veranstaltungen. Konzerte gibt es für jeden Geschmack und überall ist Musik auf privaten Partys zu hören. Hin und wieder wird auch wirklich echt gesungen, meist in kirchlichen Veranstaltungen. Dort ist das Lied „Geh aus mein Herz…“ mit seiner fröhlichen Melodie ungeschlagen der „Sommerhit“ Nummer 1, obwohl es eigentlich schon längst ein „Oldie“ ist. Der Text stammt von Paul Gerhardt, einem berühmten Liederdichter und es klingt sehr nach guter alter Zeit, oder? Dabei wissen wir: Keineswegs waren jene Zeiten die „guten alten Zeiten“. Um sich herum und in seinem eigenen Leben hatte der Liederdichter viel mit unsäglichem Leid und Schmerz zu tun. Als er dieses Lied dichtete, war der 30jährige Krieg gerade mal seit fünf Jahren vergangen. Die Folgen des Krieges waren noch überall zu spüren. Bittere Armut herrschte auf dem Land, Seuchen wüteten. Es gab immer noch zerstörte Ortschaften, Hunger und Not. Aber der Sommer kam und das Leben brach sich in seiner ganzen Fülle Bahn. Dass Paul Gerhardt das trotz des Elends um ihn wahrnehmen und in solch schöne Worte fassen konnte, war und ist bis heute eine Gnade. Denn sein Lied öffnet auch unsren Blick für die Schönheit der Schöpfung und für unsere Aufgabe darin. Es lohnt sich, den ganzen Text einmal auf sich wirken zu lassen. Nur leider werden die 15 Strophen wohl kaum noch am Stück gesungen. Dafür fehlt uns die Geduld.

Gedanken zum Bild

Haben Sie sich nicht auch schon einmal gefragt, weshalb Paul Gerhardt die „Narzissen und die Tulipan“ in seinem Sommerlied besingt? Das sind doch Frühlingsblumen, deren Blütezeit jetzt schon längst vorbei ist, oder? Vor kurzem fand ich eine schlüssige Antwort auf diese Frage: Die heute weit verbreiteten Narzissen und Tulpen waren zu seiner Zeit teure Exoten, die sich nur die wirklich Reichen leisten konnten. Sie galten als die allerschönsten Blumen überhaupt und waren ausschließlich in den Schlossparks des Hochadels zu finden. Das muss den Dichter inspiriert haben, sie in seinem Lied als Beispiel der Schönheit der Natur zu „verewigen“. Unter diesem Blick ist die Blütezeit weniger von Bedeutung. Exoten im Garten sind heutzutage immer noch beliebt, zum Glück aber in der Regel deutlich preiswerter zu haben. So „schmücken“ sie heute „der schönen Gärten Zier“ vieler gärtnernder Mitmenschen. Schmuck und auf ihre Weise schön ist auch eine blühende Wiese, wie das Foto zeigt, mit Lupinen und Salbei. Hier zeigt die Natur in besonders eindrucksvoller Weise, „was sie kann“. Für Paul Gerhardt sind Wiesen noch aus einem ganz anderen Grund schön. In der fünften Strophe seines Liedes dichtet er: „Die Bächlein rauschen in dem Sand und malen sich an ihrem Rand mit schattenreichen Myrten; die Wiesen liegen hart dabei und klingen ganz vom Lustgeschrei der Schaf und ihrer Hirten.“Zu seiner Zeit waren alle Wiesen landwirtschaftliche Nutzflächen, die beweidet wurden oder deren Heu wertvolles Viehfutter für den Winter erbrachte. Heute werden viele Wiesen dafür „nicht mehr gebraucht“. Schön, dass dann solche Bilder möglich sind – bevor der Mäher darüber rattert.

Gebet:

HERR, unser Gott, wir danken DIR, dass DEIN Wort und DEIN Geist Leben schenkt. Wir bitten DICH, sprich DEIN mächtiges Wort zu den Machthabern, damit sie sich ihrer Verantwortung bewusst werden und alles in ihrer Macht stehende tun, um Frieden zu stiften und für Gerechtigkeit zu sorgen und die Schöpfung zu bewahren. Denn nur dafür allein dürfen sie nach DEINEM Willen Macht haben. Erbarme DICH, HERR, Schöpfer der Welt.

HERR, Jesus Christus, wir danken DIR, dass Du uns mit DEINER Liebe durchs Leben begleitest. Wir bitten DICH, sprich DEIN heilendes und tröstendes Wort zu den Kranken und Ängstlichen, zu den Trauernden und Einsamen. Schenke uns Geduld und die richtigen Worte, wenn wir sie begleiten und hilf uns, aufmerksam zuzuhören und auch das Schweigen auszuhalten, wenn jedes Menschenwort versagt. Lass uns Halt finden in der Gewissheit, dass DU uns durch DEINE Auferstehung das Tor in DEINE Ewigkeit geöffnet hast. Erbarme DICH, HERR und Heiland der Welt.

HERR, heiliger Geist, wir danken DIR, dass DEINE Kraft unsere Herzen und Sinne befreit von allem, was DEINER Liebe im Wege steht. Wir bitten DICH, sprich DU DEIN klärendes Wort zu allen, die sich in ihren Ideologien verfangen haben, zu allen, die sich auf Feindbilder „eingeschossen“ haben und weite ihren Horizont. Hilf, dass dass der Ungeist der Selbstsucht und der Besitzgier endlich in die Schranken gewiesen wird. Stehe den Opfern dieses Wahns in aller Welt bei. Erbarme DICH, HERR, DU unstillbare Lebenskraft.

HERR, dreieiniger Gott, wir danken DIR, dass DEIN Wort unsere Welt verwandelt. Wir bitten DICH, stärke uns, damit DEINE Gemeinden und Kirchen bei uns und in der Welt Heimat werden für alle, die DICH suchen und ganz besonders auch für unsere Kinder, die die Folgen unseres und ihres ungezügelten Raubbaus an der Natur werden tragen müssen. Schenke ihnen Halt im Vertrauen auf DEIN Wort. DU sprichst und die Hoffnung blüht auf. DU sprichst und Neues wird. Darauf vertrauen wir.

Erbarme DICH und sprich heute und alle Tage bis zum Ende dieser Welt, DU EWIGER. Amen