Text: Jesaja 6, 3b (aus dem Predigttext des Sonntags)

Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!

Gedanken zum Text:

Wie reden wir von Gott? Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!das rufen die Engel mit sechs Flügeln, die Serafim, in der großartigen Vision des Jesaja. Wir sind keine Engel, jedenfalls keine geflügelten Wesen aus himmlischen Sphären. Wir sind ganz normale Menschen. Die meisten von uns sprechen nur äußerst selten außerhalb der Gemeinde von Gott. Das liegt in der Regel daran, dass sie nicht nach IHM gefragt werden. Wozu auch, wenn die erdrückende Mehrheit die Frage: „Woran glaubst du?“ ohne langes Nachdenken so beantwortet; „Ich glaube an mich selbst.“ Nichts gegen ein gesundes Selbstvertrauen, das auch die Fähigkeit zur Selbstkritik einschließt. Aber nur sich selber glauben, also vertrauen zu können, führt das nicht am Ende zur Selbstsucht, an der unsere Gesellschaft krankt? Ergibt sich dennoch einmal die Gelegenheit, von jemandem zu Glaubensdingen gefragt zu werden, geraten nicht wenige in Verlegenheit. Denn die Erfahrung sagt: Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Das Interesse meines Gegenüber wird nur für eine kurze Antwort ausreichen, wenn es hoch kommt für eine Minute. Seine Geduld wird nicht reichen für längeres Nachdenken meinerseits oder mühsames Suchen nach Worten oder eine zu komplexe Antwort. Eine einfache Antwort, die trotzdem alles sagt – ist die überhaupt zu finden, wenn es um Gott geht? Ich denke, die Engel geben sie uns mit ihrem Lobpreis: Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! Der Vorteil dieses Satzes für uns ist auch: Er lässt sich gut merken, weil wir ihn ja aus der Kirche kennen. Natürlich würde mich mein Gegenüber erst einmal verwundert oder erstaunt ansehen, und ich sollte besser noch so oder so ähnlich umgehend hinzufügen: Heilig ist Gott der Schöpfer. Das sehen wir an der Schönheit SEINER Schöpfung jeden Tag. Heilig ist Christus, in dem uns Gott erleben lässt, dass er keinen von uns verloren gibt, sondern mitnehmen möchte in SEINE Zukunft. Heilig ist der Geist Gottes, der überall zu spüren ist, wo Menschen sich auf Augenhöhe begegnen und sich bemühen, miteinander in Frieden zu leben. Und das erkennen auch heute immer mehr Menschen überall auf der Welt, auf allen Kontinenten. Übrigens: Der Wortlaut ist das Eine. Genau so wichtig ist, wie wir miteinander sprechen. Wie sagt doch gleich Paulus: „Wenn ich mit Menschen – und mit Engelszungen redete und hätte die Liebe nicht…(1. Korinther 13,1)

Gedanken zum Bild

Zum Pfingstfest fanden in unserer Region in den evangelischen Kirchen die Konfirmationsgottesdienste statt, in denen die Jugendlichen klar und deutlich vor Gott und der Gemeinde sagen: Ja, ich bin evangelischer Christ. Dabei hätten sie auch kürzer sagen können: Ja, ich bin Christ. Ich sage Ja zu meiner Taufe. Denn »Evangelisch sein« heißt wörtlich übersetzt »von der guten Nachricht, der Botschaft der Liebe Gottes, leben«. Daraus leben schließlich alle Christen. So ist „evangelisch“ keine trennende Konfessionsbezeichnung mehr, sondern genau genommen sogar der „kleinste gemeinsame Nenner“, das verbindende Glied zwischen allen Auslegungstraditionen der Heiligen Schrift. Wir alle können leben von der guten Nachricht, dass Gott uns geleitet in unserem Leben. Wir können erleben, dass uns SEIN Wort Kraft und Halt gibt. Diese Erfahrung teilen wir mit vielen Generationen vor uns. Wie weit das zurückreicht, können wir an den schönen alten Kirchgebäuden in unseren Städten und Dörfern sehen. Manchmal, wie auf diesem Glasfenster aus dem altarraum der Pößnecker Stadtkirche, haben sie uns auch wörtlich weiter gegeben, was ihnen in den Herausforderungen des Lebens Halt und Orientierung gab. Zwei ältere Herren schauen zu uns in die Gemeinde. Sie sind unschwer zu erkennen als Martin Luther und Philipp Melanchthon. Dazwischen das Spruchband: „Gottes Wort und Luthers Lehr vergehen nun und nimmer mehr“. Das war zum Zeitpunkt der Entstehung des Fensters noch klar konfessionstrennend gemeint. Aber das waren ganz andere Zeiten als heute. Da hätte sich niemand vorstellen können, dass gegenwärtig alle Konfessionen gemeinsam in unserer Region auf einen Bevölkerungsanteil von großzügig gerechnet 15 % kommen. Da wird es allerhöchste Zeit, das Verbindende unter uns zu suchen und zu fördern. Die Traditionen sind dabei durchaus hilfreich – wenn wir aus ihnen lernen und uns wertschätzend mit ihnen auseinandersetzen.

Gebet:

HERR, DU heiliger Gott, DICH beten wir an.
Alle Lande sind DEINER Ehre voll, so heißt es in der Heiligen Schrift und so ist es noch heute und wird sein, so lange es Menschen gibt. In allen Sprachen der Menschen erklingt DEIN Lob, wird DIR gedankt für die Schönheit DEINER Schöpfung, dringen Bitten und Klagen in DEIN Ohr. Dort, wo uns die Worte fehlen und die Stimme versagt, lauschen wir nach DEINER Stimme, DEINEM heilenden Wort, DEINER helfenden Hand.

HERR, Jesus Christus, DICH beten wir an. DU siehst und leidest mit, weil wir in einer Welt leben, die ihre innere Ordnung zu verlieren scheint, in der Gewalt über das Recht und das Mitgefühl triumphiert, in der Kriege toben und DEINE Schöpfung immer noch und immer wieder zerstört wird, um kurzfristigen Gewinn zu machen. Wir lauschen nach DEINER Stimme, sehnen uns nach Erfahrungen DEINER Nähe, die Hoffnung schenken und Kraft und Mut, lähmende Denkweisen und Verhaltensmuster zu verlassen.

HERR, Heiliger Geist, DICH beten wir an. DU hörst und leidest mit, wo Lüge und Verblendung, Hass und Verachtung Menschen von sich selbst entfremden. Wir lauschen auf DEINE klärende Kraft und bitten DICH für unsere Schwestern und Brüder in den Anfechtungen der Zweifel, in Verfolgung und den Widersprüchen des Lebens.

HERR, dreieiniger Gott, DICH beten wir an. Wir nehmen wahr und leiden darunter, dass DEIN heiliger Name noch heute missbraucht wird, um Kriege für die Macht und die Gier der Menschen zu führen oder um Ungleichheit unter Menschen zu rechtfertigen. Lass uns in den Gemeinden so miteinander und füreinander leben, dass DEIN Name geheiligt wird. Erbarme DICH unser. Amen