Text: Psalm 107,10+13+15 (Herrnhuter Losung vom 16.5.2023)

Die da sitzen mussten in Finsternis und Dunkel, gefangen in Zwang und Eisen, die dann zum HERRN riefen in ihrer Not und ER half ihnen aus ihren Ängsten: Die sollen dem HERRN danken für SEINE Güte und für SEINE Wunder, die ER an den Menschenkindern tut.

Gedanken zum Text:

Lese ich die ersten Worte dieser Psalmverse, geht mein Blick wie von selbst zurück in die Corona – Jahre. Besser kann doch unser Empfinden in dieser Zeit kaum ausgedrückt werden, oder? Plötzlich war es finster geworden, die hellen, unbeschwerten Jahre gehörten in nur wenigen Tagen der Vergangenheit an – und das Schlimmste: Wir saßen fest. Niemand war ausgenommen. Was die allernächste Zukunft bringen würde, war jetzt noch weniger vorhersehbar als sonst und blieb im Dunkel. Die Hygieneregeln schränkten unsere gewohnte Freiheit enorm ein. Ehrlich, am Ende haben wir uns doch mehr oder weniger alle als Gefangene der Pandemie gefühlt, oder? Wie sonst ist zu erklären, dass jetzt, nach dem Ende der Pandemie, zumindest auf dem Gebiet der „Events“ alles auf einmal „nachgeholt“ und stattzufinden scheint? Vor kurzem waren es in erreichbarer Entfernung zeitgleich vier größere Veranstaltungen, alle sehr gut besucht zur Freude der Organisatoren. Zu Pfingsten „brummt“ es auch wieder überall. Schön, dass das wieder möglich ist und gut, dass sich wenigstens dieses eine globale Problem von selbst soweit abgeschwächt hat, dass es uns nicht mehr in Angst und Schrecken versetzt. Was noch fehlt, daran erinnert der Beter des Psalms: Es fehlt der Dank für die Errettung aus dieser Not, der Gott dem HERRN gebührt – zumindest von denen, die um SEINE Hilfe gebeten haben in der Zeit der Not. Sind wir nicht viel zu schnell zur „Tagesordnung“ übergegangen, als das Schlimmste überstanden war? Oder waren es die Hiobsbotschaften des vergangenen Jahres, die uns den Dank im Hals stecken bleiben ließen? Oder beides? So richtig zum Durchatmen sind wir ja gar nicht gekommen, da war schon die nächste Krise da. Aber so ist das Leben, wenn wir ehrlich sind. Die schönen, fast sorgenfreien Zeiten darin sind das Besondere, nicht die Herausforderungen und Krisen. Klar wünschen wir uns das genau anders herum. Doch dann verlangen wir das Unmögliche und werden wohl nie zufrieden sein können mit dem, was wir zu leben haben. Das gelingt aus meiner Erfahrung nur dann, wenn ich darauf vertrauen kann, dass Gott mit mir geht und mit SEINEM belebenden Geist mir heraushilft aus allen Ängsten.

Gedanken zum Bild

Ein bisschen romantisch darf´s schon sein im Mai –und erst recht zu Pfingsten, oder? Schließlich wird er ja altertümlich der „Wonnemonat“ genannt. Allerdings sind unsere Auffassungen, was romantisch ist und was das ganze Gegenteil, so individuell wie wir selbst es sind. Die einen können beim Betrachten des Bildes anfangen zu träumen. Andere werden sofort sehen, dass das Gras hinter der alten Pforte ganz unbedingt bald gemäht werden muss. Erst dann können sie überhaupt von Romantik reden. Das kommt daher, dass Romantik maßgeblich durch unsere Empfindungen entsteht, die wir einfach „haben“. Warum die so sind, wie sie sind, können wir nicht erklären. Wenn wir doch einmal von ihnen sprechen, fallen der Mehrheit oft die Worte schwer. Oder wir drücken uns in Bildern aus: „Der Garten war ihr Paradies“, hörte ich neulich in einem Nachruf. Den Blick in diesen Garten stelle ich mir zwar ganz anders vor als auf dem Foto, aber ich weiß sofort, was mit „ihrem Paradies“ gemeint ist. Das war ihr ganz persönlicher, überschaubarer, schöner Rückzugsort zum Kraft Tanken. Hier war die Welt für sie noch in Ordnung. Dort hatte sie sich „wie im Himmel“ gefühlt. Das war ihr „Himmel auf Erden“, so wie ihn wohl jeder Mensch für sich sucht und hoffentlich auch findet, vollkommen zweitrangig, ob das ein Garten ist oder nicht. In diesen Tagen feierten wir auch „Himmelfahrt“. Dieses Fest schließt den Osterkreis im Kirchenjahr und möchte uns erinnern, dass es nicht nur den kleinen, persönlichen Himmel gibt, der ja auch irgendwann vergänglich ist. Der Himmel ist für alle, die Gott vertrauen können, unvorstellbar viel mehr – die Zukunft im Horizont Gottes. Das hat Er versprochen und durch Christus wahr gemacht, der uns mit SEINEM Geist die Freude am Leben schenkt.

Gebet:

HERR, unser Gott, wir danken DIR für all DEINE Güte und DEINE Wunder, die wir in den Herausforderungen unseres Lebens erfahren dürfen. Stärke unser Vertrauen in DEINE väterliche Nähe immer wieder neu. Sende DEINE himmlische Liebe zu allen, die sich einen festen Grund für ihr Leben wünschen.

HERR, Jesus Christus, DU siehst, wie Angst und Not die Erde verdunkeln. Sende dein himmlisches Licht zu allen, deren Leben vom Krieg bedroht ist, die mitten im Krieg nicht wissen, wie sie überleben sollen. Stärke den Mut aller, die Wege zum Frieden suchen, im Kleinen und im Großen.

HERR, Heiliger Geist, DU siehst, wie sich Trauer und Ohnmachtsgefühle unter den Menschen verbreiten, wie ihre Ängste sie bedrängen. Sende deine himmlische Kraft zu denen, die nach Atem ringen, den Hilflosen, den Verzweifelten und denen, die in die Fänge falscher Propheten geraten sind. Weise den Mächtigen den Weg, damit sie ihrer Verantwortung endlich gerecht werden.

HERR, dreieiniger Gott, DU sende DEINE himmlische Freude in unser Leben und auf unsere Welt. Lass alle Menschen ihren ganz persönlichen Himmel auf Erden erleben und uns festhalten an DEINER Verheißung, dass der Himmel über allen aufgeht. Wecke unsere Aufmerksamkeit, dass wir DEINE täglichen Wunder wahrnehmen im Gesang der Vögel, in der Vielfalt der Farben in der Natur und in den Gärten, im Lachen und Singen der Kinder. Sprich DEIN heilendes Wort zu uns, bewahre DEINE Kirchen und Gemeinden und behüte alle, die zu uns gehören – und auch besonders die, mit denen wir es schwer haben. Segne DEINE Welt – heute und alle Tage.