Text: Psalm 33, 13+15+16 (Vers 16 Losung
vom 13. Möärz 2022


Der HERR schaut vom Himmel und sieht alle
Menschenkinder. ER gibt Acht auf alle ihre
Werke. Einem König hilft nicht seine große
Macht; ein Held kann sich nicht retten durch
seine große Kraft.

Gedanken zum Text:
Manch einer denkt wirklich, er kann sagen und machen, was er will und niemandem ist er Re-
chenschaft pflichtig – nur, weil er die Macht dazu hat. Das kann im Kleinen zu ärgerlichen
Nachbarschaftsstreitigkeiten oder bedauerlichen Familienzwisten führen. Wozu das im
Großen führt, müssen wir gerade erleben. Allen, die der Kriegspropaganda nicht völlig hö-
rig sind, stockt der Atem. Wer kann diesem entfesselten Wahnsinn Einhalt gebieten?, so fragen
sich wohl die meisten Menschen auch bei uns.
Ja, jetzt in dieser Situation zähle ich mich selbst auch zu den „besorgten Bürgern“, hätte
ich bis gestern auch noch gesagt. Besorgt, wo das noch alles hinführen soll; besorgt, ob es
denn endlich bald Waffenstillstandsverhandlungen gibt, die mehr als nur bescheidene Ergeb-
nisse bringen; besorgt, ob den Opfern dieses menschenverachtenden Krieges wenigstens et-
was geholfen werden kann durch Hilfsgüter, Spenden, Aufnahme von Flüchtlingen. Ja, in
diesem Sinn bin ich auch jetzt noch ein „besorgter Bürger“. Aber ich benutze den Begriff
nicht. Denn die ihn für sich in Anspruch nehmen, beginnen auch schon wieder zu tönen:
„Die lassen wieder alle rein und dann bleiben die alle hier und was soll die Spenderei, wir ha-
ben doch selbst genug Arme…“ lautstarker O – Ton eines maskenlosen Kunden an der Kasse
eines Discounters. Ich wollte ihn nicht fragen, was für ihn das Wort „Mitmenschlichkeit“ be-
deutet. Ich befürchtete, er hätte keine Antwort gewusst – und er ist längst nicht der Einzige.
Wer kann diesem bornierten Wahnsinn Einhalt gebieten? Eins ist sicher: Menschen können es
offensichtlich nicht für immer, den großen und den kleinen Wahnsinn aus der Welt schaffen.
Von daher ist das Wort aus Psalm 33 für mich ein starkes Hoffnungswort. Zum einen, weil es
mir sagt, dass der HERR im Himmel auch die Opfer dieses brutalen Krieges sieht, ihr Leid
kennt, mit ihnen geht und ihnen beisteht – und zum anderen: Der HERR segnet alle, die Wege
zum Frieden suchen, die helfen, wie und wo sie können, die beten, die spenden, die ganz kon-
krete Hilfe leisten. Und schließlich steht vor IHM jeder in der Verantwortung, sein Leben
nach dem Maßstab der Liebe Gottes zu führen.
Ausnahmslos jeder und jede. Es gibt also doch EINEN, der dem Wahnsinn Einhalt gebieten
kann – wenn ER denn gehört würde. Das wiederum ist unser Auftrag.

Gedanken zum Bild:
Ein abgestorbener Baum, totes Holz. Auf den ersten Blick nichts Besonderes, weder schön
noch nützlich. Noch nicht einmal mehr als Feuerholz zu gebrauchen, diese halb vergammelte
Baumleiche. Warum macht die keiner weg?
Die passt doch nicht ins saubere Dorfbild! Und außerdem erinnert die doch wie ein erhobener
Zeigefinger an den unerbittlichen Lauf der Zeit, an die unausweichliche Vergänglichkeit und
den sicheren Tod. Diese Gedanken lassen wir doch am liebsten gar nicht an uns heran. Si-
cher, der tote Baum ist trotz allem ein viel weniger bedrohliches Bild als die entsetzlichen
Kriegsnachrichten, aber die Botschaft bleibt:


Die Zeit, unsere Zeit, ist begrenzt – und es kommt allein darauf an, was wir daraus machen. Nicht materiell, denn das ist genau so vergänglich. Das einzige, was wirklich bleibt,
ist die Liebe, wie wir unsere Zeit miteinander und füreinander gestalten. Übrigens: Für die
Menschen, die an dem toten Baum nicht einfach nur vorbei laufen, die genauer hinschauen,
erschließt sich noch eine weitere Botschaft voller Hoffnung auf die Kraft des Lebens. Haben
Sie sie entdeckt, die vielen Eingangslöcher zu Spechthöhlen im toten Stamm? Gern hätte ich
den prächtigen Buntspecht an einer von ihnen mit aufs Foto gebannt, doch er flog ein paar Se-
kunden zu früh davon. Nichts geht sinnlos verloren in Gottes Schöpfung, so lautet die Bot-
schaft. Alles ist geborgen in SEINEN Händen.
Auch das ist ein Trost in dieser Zeit.

Gebet: In dieser Zeit beten wir besonders für den Frieden. Von daher sind die nachfolgenden
Anregungen auch ähnlich denen seit dem 27. Februar. Bitte ergänzen Sie möglicherweise ei-
gene Anliegen und Formulierungen.

HERR, unser Gott, himmlischer Vater, nun ist eingetreten, was wir befürchtet haben: Es ist
Krieg in Europa. Menschen leiden, werden verletzt, müssen aus ihrer Heimat fliehen, sterben
– und wir spüren unsere Hilflosigkeit angesichts der sich überstürzenden Ereignisse.
HERR, unser Gott, wir bitten DICH von Herzen um ein Ende dieses Krieges, um gelingen-
de Verhandlungen, um Schadensbegrenzung und Versorgung aller Geschädigten. Zeige uns,
was wir tun können, um zu helfen. Segne alle, die Beistand leisten, auf welche Weise auch im-
mer.

HERR, unser Gott, bewege DEINE Gemeinden und Kirchen, dass sie aus der Kraft DEINES
Wortes für den Frieden wirken in unserer Welt, ihre Türen öffnen für die Friedensgebete und
den Sorgen und Nöten der Menschen Raum geben.

HERR, unser Gott, verändere das Denken und
Handeln derer, die in dieser Welt verblendet
sind von Macht und Habgier und schenke allen,
die Verantwortung tragen, den Mut, sich einzu-
setzen für Gerechtigkeit und Chancengleich-
heit.
HERR, trockne die Tränen, vertreibe die Angst,
wandle den Hass in Verständnis und gegenseiti-
ge Achtung. Eröffne uns allen DEINE Zukunft.
Schenke uns DEIN Erbarmen, dass durch uns
Menschen aufatmen können. Zeige uns, wo DU
uns brauchst. Schenke uns Geduld und Ausdau-
er, Verständnis und Kraft.
Erbarmender Gott, lass DEIN Licht des Lebens
leuchten, dass es hell werde um uns und durch
uns im Vertrauen auf DEINE Liebe.
Amen

Zu Abschluß beten wir das Vaterunser!