Text: Hebräerbrief 4, 12+13 (Predigttext des Sonntags)

Denn eines müssen wir wissen: Gottes Wort ist lebendig und voller Kraft. Das schärfste beidseitig geschliffene Schwert ist nicht so scharf wie dieses Wort, das Seele und Geist und Mark und Bein durchdringt und sich als Richter unserer geheimsten Wünsche und Gedanken erweist. Kein Geschöpf ist vor Gott verborgen; alles liegt offen und ungeschützt vor den Augen dessen da, dem wir Rechenschaft geben müssen. (Neue Genfer Übersetzung)


Gedanken zum Text:

Wer hat uns was zu sagen? Wem hören wir zu? Nach wessen Wort richten wir unsere Entscheidungen im Leben aus? Wie bedeutungsvoll diese Fragen nicht nur für den einzelnen sind, hat die Pandemie in aller Schärfe ans Licht gebracht. Denn an den darauf gefundenen Antworten sind leider vielerorts Freundschaften zerbrochen, sind sich Familienangehörige fremd geworden und erkaltet das Klima des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Bräuchte es da nicht endlich einmal ein Machtwort? Ein Wort, das unüberhörbar durchdringt, das weder windelweich diskutiert werden kann noch brutal niedergebrüllt, das allen einleuchtet und Klarheit schafft, worauf es wirklich ankommt – nicht nur jetzt im Augenblick, sondern ganz grundsätzlich? Das braucht es wohl. Aber das kann kein Menschenwort sein. Denn das bliebe in unserer Zeit der selbst ernannten Experten und Besserwisser keinesfalls unwidersprochen – und sei es drum, im Netz „follower“ zu sammeln. Bleibt also das Gotteswort. Aber das will doch kaum einer mehr hören! Kein Wunder, denke ich, wenn ich den Abschnitt aus dem Hebräerbrief lese. Gottes Wort eignet sich kaum als beschaulicher, mit Blümchen umrankter Eintrag ins Poesiealbum. Wer lässt sich schon gern wirklich in die Karten gucken, hinter die gestylte Fassade, mitten ins Herz sozusagen? Das weisen wir in der Regel doch eindeutig von uns – oft mit dem neudeutschen Satz: „Das kann ich nicht gut hören.“ (Eigentlich: Das will ich nicht hören!) Kritik, und sei sie noch so begründet und gut gemeint, ist kaum mehr jemand bereit anzunehmen, von Menschen nicht und von Gott erst recht nicht. Dass ER der Richter sein könnte, der Rechenschaft verlangt, ist aus dem Blickfeld geraten. Vorsicht: Um einem gewaltigen Irrglauben vorzubeugen: Der Hebräerbrief schwingt hier nicht die Moralkeule! Denn wenn der HERR Rechenschaft verlangen wird, dann stellt ER nur eine, die entscheidende Frage – die Vertrauensfrage. Das hat der Apostel Paulus ein für allemal festgestellt und Martin Luther entdeckte es wieder im Römerbrief. Dort heißt es: „Aufgrund seines Glaubens wird der Gerechte das Leben erlangen.“ (Römer 1,17, Basis Bibel)

Foto privat (J. Reichmann )

Gedanken zum Bild:

Am Abend des 30. Januar fand zeitgleich zum lautstarken „Spaziergang“ auf dem Markt ein stilles Gedenken für die Menschen statt, die in unserem Landkreis an Corona oder in Zusammenhang mit dieser Erkrankung verstorben sind. Dabei entzündeten viele der ungefähr 60 Teilnehmer Kerzen. Im Nachklang zu dieser sehr würdevollen Andacht habe ich die damals entzündeten 42 Kerzen ergänzt um weitere 244, um für jeden amtlich registrierten, an Corona verstorbenen Menschen (Stand 30.1.2022) ein eigenes Gedächtnislicht zu entzünden. Ganz bewusst habe ich die Kerzen auf dem Steinaltar unter dem großen Pest – Kruzifix und in Beziehung zur Figur der heiligen Radegunde von Thüringen platziert. Denn so werden sie viel mehr als ein Gedächtnis an die Verstorbenen. Sie werden zur stillen Fürbitte – nicht nur für die Toten, sondern auch für die Lebenden. Dass der HERR ihnen und uns Frieden schenken möge, den Frieden der Herzen und den Frieden SEINER Ewigkeit. Für den Frieden der Herzen können wir mit SEINER Hilfe auch etwas tun. Deshalb möchten wir zum Montag, dem 21. Februar, um 18.00 Uhr zum Friedensgebet in unsere Stadtkirche einladen, selbstverständlich offen für alle und in ökumenischer Verbundenheit.

Gebet:

HERR, unser Gott, himmlischer Vater, wir danken DIR für DEIN Wort des Lebens, mit dem DU jede und jeden von uns ansprichst. Hilf, dass wir DICH heraushören aus den vielen Worten um uns herum und in unseren Ohren.

HERR, unser Gott, DU verheißt, dass DEIN Wort wirkmächtig und befreiend ist. Hilf, dass es uns innerlich neu werden lässt, aufweckt aus Trägheit und immer gleichen Gedankenkreisen.

HERR, unser Gott, bewege DEINE Gemeinden und Kirchen, dass sie nach DEINEM Wort leben, dass sie aus der Kraft DEINES Wortes wirken in unserer Welt.

HERR, unser Gott, verändere mit DEINEM Wort das Denken und Handeln derer, die in dieser Welt verblendet sind von Macht und Habgier und schenke allen, die Verantwortung tragen, den Mut, sich einzusetzen für Gerechtigkeit und Chancengleichheit.

HERR, DEIN Wort möchte Zukunft eröffnen, Wege bahnen und Trost schenken. Zeige uns, wo DU uns brauchst. Schenke uns Geduld und Ausdauer, Verständnis und Kraft, offene Ohren zu haben für die Sorgen und Nöte der Menschen.

Erbarmender Gott, lass DEIN Licht des Lebens leuchten, dass es hell werde um uns und durch uns im Vertrauen auf DEINE Liebe.

Amen

Beten wir das Vaterunser:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN