Text: Römer 1, 16 (aus dem Predigttext zum Sonntag)

Paulus schreibt: Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben…

Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht;“ Ach Paulus, wenn du wüsstest! Du kannst dir ja gar nicht vorstellen, was bei uns los ist! Mit Menschen, die sich schämen, egal weswegen, haben wir es heute fast überhaupt nicht mehr zu tun. Immer mehr scheinen überhaupt nicht mehr zu wissen, wie das sich anfühlt, sich zu schämen oder was das ist, Scham. Das krasse Gegenteil ist der Fall: Schamlosigkeit überall, Frechheit siegt, dreist und übergriffig zu sein gilt als normal – in der Umgangssprache genauso wie im Supermarkt und erst recht auf der Straße. Aber nicht nur das: Sehr viele Leute haben Spaß daran, andere zu beschämen – oder freuen sich, wenn andere beschämt werden – wie die immer neuen Staffeln bestimmter „Talente – Shows“ im TV eindrücklich zeigen. Aber sonst, Paulus, einfach klasse, wie du auf den Punkt bringst, wozu das Evangelium gut ist. „Selig“ macht es, übersetzt Luther. Für mich meint er damit: Wir möchten spüren, wie unsere Wirklichkeit von Gott in Ordnung gebracht wird, wie seine Gerechtigkeit mit Macht unter uns wirkt und alle mit einschließt. Angesichts unserer Wirklichkeit bleibt das eine Hoffnung gegen den Augenschein. Aber das war es wohl zu allen Menschenzeiten. Untergehen oder verschwinden wird diese Hoffnung, dieses Vertrauen allerdings nie. Denn sie ist Gottes Werk, von dem der Lehrer des Paulus einmal sagte: „Ist’s Menschenwerk, wird’s untergehen, ist es aber Gottes Werk, so könnt ihr es nicht hindern!“ Das Evangelium findet seinen Weg und wirkt immer auf dem Weg der Liebe, der nur ganz selten laut wird und nur dort, wo es um das Wohl anderer geht. Das kann mit klaren Worten sein, die im Evangelium wurzeln oder auch mit geduldigen Ohren oder tatkräftigen Händen. Dafür braucht sich weiß Gott niemand zu schämen. Da hast du vollkommen recht, Paulus. Auch wenn´s mitunter mehr als mühsam ist – Gott wird es zu einem guten Ende führen – auch eine Übersetzung für „selig machen“.

Gebet:

Barmherziger Gott, wir danken DIR für alle Wohltaten an Leib und Seele, die DU uns schenkst, die uns ermöglichen zu leben und uns zu freuen an den kleinen Wundern DEINER Freundlichkeit, die unsere Seelen für den Alltag stärken.

HERR, unser Gott, wir bitten DICH, dass sich die Quelle DEINER Barmherzigkeit finden lässt von allen, die Halt suchen, die Hilfe brauchen, um die Last ihres Lebens zu tragen oder die nach Zielen fragen, für die es sich zu kleben lohnt.

Barmherziger Gott, wir bitten DICH, erhelle mit DEINEM lebendigen Geist die Herzen und Sinne all derer, die Verantwortung tragen und Entscheidungen zu fällen haben und auch derer, die ratlos verstummen angesichts der Schrecken in der Welt oder die sich verführen lassen zu zerstörerischem Tun oder Denken.

HERR, unser Gott, wir bitten DICH, sei mit DEINER Liebe und durch uns als DEINE Boten allen Traurigen, Ängstlichen, Kranken und Sterbenden nahe und gib uns Geduld mit allen, die zweifeln oder verbittert sind. Schenke uns offene Augen, empfindliche Ohren und einfühlsame Sinne, damit wir uns in aufrichtiger Herzlichkeit begegnen, die Trost spenden kann und Lebensfreude wachsen lässt.

Barmherziger Gott, wir bitten DICH um Worte und Taten, die DEINER Liebe würdig sind. Hilf uns mit Geduld und Ausdauer und Vertrauen in DEINE Liebe zu tun und zu leben, was dem Frieden dient und dem Miteinander, nicht nur in den Kirchen und Gemeinden, sondern in unserer Gesellschaft und in der Welt.

HERR, unser Gott, für die, die es gut haben bitten wir, dass sie gütig und großzügig seien zum Wohle aller, die Hilfe brauchen aus nah und fern. Wecke in uns die Kräfte, die heilen und helfen in DEINEM Geist.

Erbarmender Gott, erhöre uns.

Amen.

Gedanken zum Bild:

Schön und verwirrend zugleich ist dieses Bild, finden Sie nicht auch? Die Baumkronen sind beleuchtet vom strahlenden Licht der Sonne, die Stämme aber und die Wiese davor liegen im tiefen Schatten. Der Himmel darüber ist fast wolkenfrei. Würde das Bild seinen besonderen Reiz, seinen „Zauber“ verlieren, wenn Sie wüssten, dass der tiefe Schatten durch einen Hügel entsteht, der sich hinter dem Betrachter befindet, hoch genug, dass die flach stehende Sonne gerade so „darüber“ scheint? Also kurz die alte Frage: Zerstört das Wissen das Geheimnis? Falls dieses „Geheimnis“ angsteinflößend ist, tut es das auf jeden Fall – und das ist auch gut so. Anders sieht es bei staunenswerten Geheimnissen aus, die uns erfreuen oder berühren wie solch ein Licht – und Schattenspiel. Da hilft das Wissen, die Tiefe des Geheimnisses besser zu erspüren – hier in unserem Fall zum einen die immerwährende Schönheit der Schöpfung und zum anderen auch deren Einmaligkeit. Es mag ähnliche Momentaufnahmen geben, aber sie werden nie gleich sein – und selbst vom gleichen Ort im gleichen Winkel gesehen sieht nur wenige Minuten später alles ganz anders aus. Kostbar ist jeder Augenblick, weil er nicht festzuhalten ist, wie die Zeit unseres Lebens. Sie ist viel zu schade, um sie mit Nichtigkeiten zu vergeuden oder gar in Zank und Streit zu vertun. Aber das wird einem wohl erst wirklich bewusst, wenn man in einem solchen oder ähnlichen Moment des besonderen Lichtes kurz den Kopf aus dem Alltag heben kann. Sehr häufig werden diese Momente im allgemeinen Trubel nicht sein können, das ist so. Aber umso wichtiger ist es, sie hin und wieder auch ganz gezielt zu suchen, gerade auch in unserer Zeit der leider überwiegend bedenklichen Nachrichten. Ich kann diese seltenen Momente in der Natur finden oder auch in der Begegnung mit lieben Menschen. Da gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Ich empfinde sie immer als Geschenk und danke dem Schöpfer dafür, leise oder laut. Da kann es schon mal passieren, dass ich ein fröhliches „halleluja“ (Lobt den HERRN!) auf den Lippen habe.