Text: Jesaja 5, 20 (Monatsspruch November 2022)
Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!
Gedanken zum Text:
Warnungen werden in der Regel in den Wind geschlagen. Die Mutter oder der Vater ruft so laut es geht: „Halt an, da vorn ist die Straße!“ Doch das Kind rennt noch eine gefühlte Ewigkeit weiter, bis es endlich abbremst. Viele Forscher warnen: Mit den Folgen des Klimawandels werden die nächsten Generationen zu kämpfen haben. Doch wir haben andere Sorgen. Es geht uns doch gut, jedenfalls einigermaßen, und die Krise verlangt uns schon genug ab! Es geht uns doch gut – so reagierten einst auch die Bessergestellten und Wohlhabenden in Jerusalem auf die Warnung, die der Prophet Jesaja ihnen im Namen Gottes zu überbringen hatte. Was willst du denn, Jesaja, du Spaßbremse? Nicht eine der sieben Warnungen hatten sie gehört, geschweige denn, sich zu Herzen genommen. Immer weiter so – bis dann plötzlich gar nichts mehr ging. Hinterher waren sie klüger. Ach hätten wir doch nur dem Jesaja zugehört, hätten wir seine Warnungen beherzigt, vielleicht wäre ja dann doch alles anders gekommen. Damit die nachfolgenden Generationen nicht den gleichen Fehler machen, schrieben sie die Prophetenworte auf. So lesen wir und erschrecken: Kaum zu glauben, dass Jesaja die Warnung Gottes vor mehr als 2500 Jahren aussprach! Denn sie trifft ein riesiges Problem unserer Zeit genau auf den Punkt: „Fake News“, „alternative Fakten“, selbst ernannte „Experten“ sind von ernst zu nehmenden stimmen kaum mehr zu unterscheiden, weil vor allem in den „neuen Medien“ der größte Unfug nicht erst seit der Pandemie gleichberechtigt neben der fundierten wissenschaftlichen Aussage „steht“. Dazu kommt jetzt auch noch die „psychologische Kriegsführung“ der Propagandaeinheiten der Aggressionsarmee, die ihre Wirkung zeigt. Gut, böse, Licht, Finsternis, süß oder sauer – alles Ansichtssache. „Weh denen!“, sagt Jesaja in Gottes Namen, die das mit Absicht machen – und Jesus sagt: Eure Rede sei Ja ja, nein nein. Alles andere ist von Übel. Vielleicht herrscht auch deswegen so viel Unfriede in der Welt? Menschen brauchen Klarheit, wahre Worte, die Orientierung geben und Zukunft eröffnen. Das kann auch einmal eine gut gemeinte Warnung sein. Die ist übrigens etwas ganz anderes als eine Drohung – kann nur kaum noch einer unterscheiden in einer Zeit, in der sich am liebsten keiner mehr etwas sagen lassen will.
Foto: Privat (J. Reichmann)
Gedanken zum Bild:
Menschen brauchen klare Ansprache und unmissverständliche Orientierung, wenn sie zum Frieden finden wollen. In dieser Krypta eines bekannten Domes habe ich beides gefunden, obwohl hier kein Mensch ein Wort sprach während meiner Anwesenheit. Dafür „sprach“ der Raum selbst: Die wuchtigen, dunklen Säulen, die die Last des gesamten Gewölbes über ihnen tragen müssen, stehen mitten im Raum. Ungehindert bewegen kann ich mich nicht, muss sie umgehen, so wie ich mit den Lasten des Lebens „umgehen“ muss. Gott sei Dank ist dieser Raum nicht stockfinster. Die entscheidende
Blickachse, in der auch der Raum das Licht erhält, ist frei. Das Lichtspiel auf dem Steinboden erscheint wie ein Pfeil, der in meine Richtung weist. Das Licht kommt zu mir – aber nicht nur: Das helle Gewölbe nimmt es auf und scheint „nach oben“ zu zeigen und setzt sich an den Kapitelen der Säulen zu mir hin fort. Von „oben“ her bleibt es nicht dunkel, auch die unverrückbaren Lasten und Hindernisse des Lebens nicht. Schön, dass dieser eng wirkende Raum einen „Ausblick“ hat durch das Farbglasfenster. Zugegeben, es lässt nur wenig Licht in den Raum, bleibt mehr verschwommene Andeutung als konkretes Bild. Aber es ist da und zieht den Blick auf sich, bevor er die strahlend weiße Gestalt erfasst, die auf dem kleinen Altar steht. Hat er sie einmal entdeckt, wird dem Betrachter immer mehr bewusst, dass diese „Figur“ das eigentliche Zentrum des ganzen Raumes ist – Christus, der so „überirdisch“ hell strahlt, dass kein Zweifel bestehen kann: Hier ist der Auferstandene selbst im Raum, mittn im Leben mit seinen Lasten, Beschwernissen und Umwegen. Nur SEIN Licht ist es, das Orientierung geben kann auf dem Weg zu uns selbst und zu den anderen, damit endlich Frieden werde. Denn ohne inneren Frieden kann es keinen äußeren Frieden geben.
Gebet:
Barmherziger Gott, DEIN Geist führt uns Menschen zusammen und hilft uns, einander als Schwestern und Brüder zu erkennen, auch wenn unser Geist von Feindbildern und Vorurteilen nur sehr schwer lassen kann. Dafür danken wir DIR von Herzen.
HERR, unser Gott, schenke uns Mut und Kraft, auch gerade in der Zeit von Krieg und Krise miteinander Wege des Friedens zu suchen und Schritte aufeinander zu zu wagen. Wir bitten darum für uns und alle Menschen dieser Welt.
Barmherziger Gott, wir bitten für die Menschen, deren Welt durch Krieg und Krise zerbrochen ist und danken DIR für jede und jeden, der ihnen beisteht mit konkreter Hilfe, in großer Geduld und mit immer neuen Ideen.
HERR, unser Gott, sei DU den Menschen in ihren Lasten und Leiden des Lebens das Licht, das ihnen Orientierung und Hoffnung schenkt in allem, was kommen mag. DEIN Sohn Jesus Christus ist auferstanden, selbst der Tod hat keine Macht mehr, so vertrauen wir.
HERR, unser Gott, belebe DEINE Kirchen und Gemeinden durch DEINEN Geist, dass sie gemeinsam zu DEINEM Lob und zu DEINER Ehre in unserer Welt tätig sind in Nächstenliebe und Verkündigung.
HERR, unser Gott, befreie uns aus Angst und Resignation mit DEINER Liebe, die uns Hoffnung schenkt auf eine Welt voller Gerechtigkeit und Frieden, damit wir zu träumen wagen von DEINEM Reich, in dem keine Träne mehr geweint werden wird und Schmerz und Leid ein Ende haben.
Erbarmender Gott, erhöre uns.
Amen.
Beten wir das Vaterunser:
Vater unser im Himmel
geheiligt werde Dein Name
Dein Reich komme
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden
Unser tägliches Brot gib uns heute
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen
Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
AMEN