Text: Römer 8, 38+39 (aus dem Predigttext des Silvestertages)

Paulus schreibt: Ja, ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch unsichtbare Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch gottfeindliche Kräfte, weder Hohes noch Tiefes, noch sonst irgendetwas in der ganzen Schöpfung uns je von der Liebe Gottes trennen kann, die uns geschenkt ist in Jesus Christus, unserem HERRN.

Gedanken zum Text:

Finden wir uns, unser Erleben im zu Ende gehenden Jahr in diesen Zeilen wieder? Oder zerren sie nicht gewaltig an uns, diese „gottfeindliche Kräfte“, besonders die Angst? Vielleicht wird das Jahr 2022 in die Geschichtsbücher eingehen als ein Jahr der Angst. Die Angst greift um sich. Das ist nicht nur mein subjektiver Eindruck aus den Gesprächen mit den Menschen. Eine der vielen Umfragen zum Jahresende hat es bestätigt: 2 von 3 Deutschen haben Angst vor dem nächsten Jahr, der weiteren Entwicklung, der Gefahr der Ausweitung dieses unseligen Krieges. Bei den Männern knapp über die Hälfte der Befragten, bei den Frauen erschreckende 70%. Dazu kommt die Angst, zu kurz zu kommen oder zu wenig wahrgenommen zu werden in den so genannten sozialen Medien. Die scheint in besonders krasser Form in diesem zu Ende gehenden Jahr eine ganze Reihe von Leuten der so genannten „Letzten Generation“ erfasst zu haben. Ich bin entsetzt darüber, wie diese mit ihrem „Aktionismus“ die Glaubwürdigkeit der gesamten Klimaschutzbewegung zerstören. Angst ist eben doch kein guter Ratgeber, sondern führt immer wieder zu Fehlentscheidungen, zu aller erst zu Misstrauen, dann auch zu Missgunst und ganz bestimmt zu heftigen Missverständnissen. Nicht zuletzt: Seit Corona nehmen die Angsterkrankungen in Deutschland deutlich zu, stellen die Fachleute fest. Die gegenwärtige Krise tut ihr Übriges. Was kann uns Halt geben, trösten, aufrichten, einen Sinn finden lassen für unser Leben in dieser Zeit? Sind wir bereit, mit Paulus alles auf Gottes Liebe zu setzen? Für ihn war klar: In allem, was uns hält und trägt und tröstet, in allem, was uns hilft in Krisen und Bedrohungen, ist Gottes Liebe als die eine große, gute Macht gegenwärtig. Und diese Liebe Gottes ist stärker als jede andere Macht. Gottes Liebe hält stand, sie bleibt. Sie hält uns auch dann, wenn andere Mächte uns zu überwältigen scheinen. Gottes Liebe hält uns auch im Sterben und im Tod, sie verbindet Lebende und Tote, sie sorgt dafür, dass nichts und niemand verloren geht. Lasst uns in diesem Vertrauen wandern durch unsere Zeit, von einem Jahr zum anderen.

Foto: Privat (J. Reichmann)

Gedanken zum Bild:

Wieder einmal hat unsere Erde die Sonne einmal umrundet und ein Jahr geht zu Ende. Der tägliche „Lauf“ der Sonne zeigt uns: Unwiderruflich ist jetzt Vergangenheit, was eben noch Gegenwart war. Wir blicken zurück: Was bleibt von diesem Jahr 2022? Nein, ich denke nicht an die medialen Jahresrückblicke der Sensationen und Katastrophen. Ich denke an eine persönliche Rückbesinnung: Haben sich Ihre Erwartungen und Hoffnungen erfüllt? Konnten sie Menschen begegnen, die Ihnen wichtig sind und denen auch Sie wichtig sind? Wer oder was hat Sie gestärkt, aufgebaut, ermuntert in diesem Jahr? Wofür und wem können Sie in diesen Tagen dankbar sein? Solch ein persönlicher Rückblick ist gut für die Seele und auch für das Miteinander, das in diesen Zeiten unter besonderer Spannung steht. Natürlich wird es auch einiges geben, das offen blieb oder das Sie sich gern anders gewünscht hätten, das Sie herausgefordert oder belastet hat. Manche wichtige Entscheidung ist vielleicht noch nicht gefallen oder hat nicht die erhoffte Lösung gebracht. Sicher ist es auch mit manchen Menschen nicht einfacher geworden, eben weil niemand „über seinen Schatten springen kann“, wie der Volksmund treffend sagt. All diese Erfahrungen und Gedanken und Entscheidungen am Ende des Jahres in Gottes Hand zu legen, kann Kopf und Herz erleichtern und auf ganz neue, hilfreiche und hoffnungsvolle Ideen bringen. Die Sonne dieses Jahres geht in den Nachmittagsstunden des Silvestertages unter – und sie wird am Morgen des Neujahrstags wieder aufgehen. In uralten Kulturen ist die Sonne ein Symbol für die EWIGEN selbst, dessen Liebe auch das neue Jahr hell und warm machen wird.

Gebet:

HERR, unser Gott, ein Jahr geht zu Ende und wir halten inne und schauen zurück. Wir danken DIR für alles und jeden, der ode das uns Freue bereitet hat und für jeden glücklichen Augenblick.

Barmherziger Gott, alles was offen blieb, was uns schmerzte, die Zweifel und die Unsicherheit, die Angst und die Sorgen legen wir in DEINE liebevollen Hände. Führe zu einem guten Ende, was uns nicht gelungen ist, wo wir nicht über unseren Schatten springen konnten.

HERR, unser Gott, am Ende des Jahres blicken wir zurück, um zu bewahren, was uns trägt und loszulassen, was unsere Kräfte noch bindet und unsere Seele bedrückt. Schenke uns neue Kraft und frischen Mut, Kraft und Zuversicht für das neue Jahr.

Barmherziger Gott, wir blicken in diesen Tagen auch zurück auf eigenes Versagen und eigene Schuld. Wir haben manches nicht gesagt oder getan, was wir hätten sagen oder tun sollen. Ode wir haben Dinge gesagt oder getan, die wir nicht hätten sagen oder tun sollen und damit Menschen gekränkt oder verletzt. Wir bitten HERR, um DEINE Vergebung.

HERR, unser Gott, sei uns nahe in diesen letzten Tagen des alten und den ersten Tagen des neuen Jahres, unseren Freunden und auch denen, die uns fremd bleiben. Sei bei den Jungen und Alten, bei den Einsamen und Kranken, bei den Sterbenden und Trauernden. Stell ihnen Menschen zur Seite, die sie stärken und stützen.

Barmherziger Gott, wir bitten für die Regierenden ebenso wie für die einfachen Leute: Lass uns miteinander aus DEINER Gnade leben und DEINE Gnade auch denen weitergeben, die DU ganz besonders ins Herz geschlossen hast.

Erbarmender Gott, erhöre uns.

Amen.

Beten wir das Vaterunser:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN