von Pfarrer Jörg Reichmann Pößneck
Schriftwort: Psalm 23 (Neue Genfer Übersetzung)
Ein Psalm Davids. Der Herr ist mein Hirte, darum leide ich keinen Mangel.
Er bringt mich auf Weideplätze mit saftigem Gras und führt mich zu Wasserstellen, an denen ich ausruhen kann.
Er stärkt und erfrischt meine Seele. Er führt mich auf rechten Wegen und verbürgt sich dafür mit seinem Namen.
Selbst wenn ich durch ein finsteres Tal gehen muss, wo Todesschatten mich umgeben, fürchte ich mich vor keinem Unglück, denn du, Herr, bist bei mir! Dein Stock und dein Hirtenstab geben mir Trost.
Du lädst mich ein und deckst mir den Tisch selbst vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, um mich zu ehren,und füllst meinen Becher bis zum Überfließen.
Nur Güte und Gnade werden mich umgeben alle Tage meines Lebens, und ich werde wohnen im Haus des Herrn für alle Zeit.
Gedanken zum Schriftwort:
Psalm 23 ist der ohne Zweifel bekannteste Text unserer Bibel überhaupt, weil seine Worte die Gewissheit vermitteln, nach der sich wohl jeder Mensch im Innersten sehnt: In allem, was mir Sorgen macht, was mir widerfährt, was ich aushalten und überstehen muss, kenne ich den EINEN, auf den ich mich absolut verlassen kann. Der es immer gut mit mir meint und zu mir hält, ohne wenn und aber. Wie viel Kraft und Mut aus diesen Worten erwachsen kann, liegt in diesen Krisenzeiten auf der Hand, selbst für viele, die mit Kirche und Glauben nicht viel anfangen können. Und zum anderen berührt dieser Psalm Menschen zum Beispiel in Trauergottesdiensten , weil er ehrlich mitten aus dem Leben spricht. Auch dem, der dem HERRN so vertrauen kann wie der Beter des Psalms, bleiben auf seinem Lebensweg die dunklen Täler der Todesschatten nicht erspart. Aber, so kann man es ganz einfach sagen: „Auch die tiefsten Täler sind nach oben offen“ – und der gute Hirte, dessen Sonntag wir eben gefeiert haben, sieht, wie es seiner Herde geht, steht ihr bei und führt sie heraus.
Foto: privat (J. Reichmann)
Gedanken zum Bild:
Der Kirschbaum blüht über und über, die Bienen summen, die Sonne lacht – was für eine Pracht! Und wie verletzlich – nur wenige Tage, dann sind die Blüten verschwunden. Doch wir wissen: Geduld lohnt sich. Im Herbst wird es eine gute Ernte geben, so hoffen wir. Drängeln nutzt nichts, macht höchstens alles zunichte, was seine Zeit braucht. Im Moment werden die Vorsorgemaßnahmen gelockert und langsam wird erkennbar, welche Belastung die Krise wirklich ist für die Familien, für die älteren Menschen und letztlich für das Zusammenleben in jedem Bereich der Gesellschaft. Die Menschen reagieren oft heftiger, sind selbst verletzlicher. Wie kann es mir gelingen, selbst gelassener zu bleiben? Mir helfen dazu die Worte des Psalms. Und wenn ich den blühenden Baum sehe, dann steht mir das Wort förmlich vor Augen: Du, HERR, lädst mich ein und deckst mir den Tisch selbst vor den Augen meiner Feinde. Es müssen ja nicht gleich Feinde sein – gestresste Leute sind auch nicht leicht zu ertragen und wie oft bin ich das selbst. Der HERR aber hat Platz für uns alle an seinem Tisch. Gott sei Dank!
Gebet:
Hüter des Lebens, Du siehst, wie oft wir uns abgehängt fühlen in einer Welt, deren Probleme uns oft überfordern.
Du weißt, wie leicht wir uns verirren in trübe Gedanken, in leeres Gerede, in achtloses Tun.
Wir bitten Dich: Suche uns, wenn wir nicht mehr wissen, wohin wir gehören. Finde uns, wenn wir uns verkriechen. Du, unser Hirte, rufe uns in Deine tröstliche Nähe.
Du guter Hirte, stille unseren Mangel an Liebe. Erquicke unsere müde Seele, die oft keine Ruhe findet.
Leite uns auf gute Wege und tröste uns in dunklen Stunden.
Lass uns Deine Freundlichkeit schmecken und mach uns Dein Haus des Lebens zur Heimat. Amen
Beten wir das Vaterunser:
Vater unser im Himmel
geheiligt werde Dein Name
Dein Reich komme
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden
Unser tägliches Brot gib uns heute
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit
Amen
Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
AMEN