Text: 1. Korinther 15, 12 (Aus den liturgischen
Texten zum Ostersonntag)
Paulus schreibt: Wenn Christus gepredigt wird, dass ER von den Toten auferweckt ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten?
Gedanken zum Text:
Kaum zu glauben: Diese Frage stammt nicht aus einer aktuellen Diskussion, wie zeitgemäß und modern die Kirche heute sein müsste und welche „alten Zöpfe“ in ihrer Botschaft dem entgegen stünden. Da wäre mit Sicherheit das Thema „Auferstehung“ ganz weit oben auf der Liste der „Erneuerer“ oder „Berater“. Denn der „praktische Nutzen“ der Auferstehung bezieht sich nicht auf dieses Leben und entzieht sich außerdem unserer wissenschaftlichen Erkenntnis. Da sollte die Kirche ihre Botschaft doch besser auf die Nächstenliebe fokussieren. Da weiß jeder, worum es geht und was es einem vielleicht sogar selber bringen könnte im Bedarfsfall. Nächstenliebe ist „kompatibel“ mit der Erfahrungswelt und dem Denken der Menschen. Auferstehung nicht. Von ihr könnte die Kirche ja wieder reden, wenn es ihr besser geht. Wenn der Restzustand nach den jahrzehntelangen, radikalen „Einsparungen“ nicht mehr als immer weiter zu minimierender Kostenfaktor, sondern als schützenswerte Basis verstanden wird, ohne die der ganze Überbau sinnfrei in der Luft hängt, ja dann kann sie auch wieder von Auferstehung reden, die Kirche. Bis dahin sollte sie dieses Thema lieber auf Eis legen – da wäre das leidige Glaubwürdigkeitsproblem auch gleich mit eingefroren, würden die „Berater“ sagen. Aber was kommt dann? Die Auferstehung liegt auf Eis, gehen wir endgültig zur „Tagesordnung“ über? Gibt es für Kopf und Herz nur noch den Augenblick statt den Ausblick? Geht es nur noch darum, irgendwie anständig aufs Ende hin zu leben, statt vom Ende her mit Hoffnung gegen den Augenschein dem Leben neue Wege zu öffnen? Aber genau darin lag doch die „Anziehungskraft“ der esten Christengemeinden – dass sie von der Auferstehung her kamen und völlig neue Formen des Zusammenlebens der Menschen als Brüder und Schwestern ermöglichten, mitten in der erdrückenden Härte der Sklavenhaltergesellschaft.

Die Gemeinden wuchsen rasant. Das Unmögliche wurde möglich, das Unfassbare für die Menschen wunderbar erlebbar. Ohne die Auferstehung wäre das alles nicht geschehen. Von wegen: Ihr „praktischer Nutzen“ bezieht sich nicht auf dieses Leben. Das zu verkündigen und konsequent zu leben, rät der Apostel Paulus nicht nur den Christen in Korinth.

Gedanken zum Bild

Kräftige Farben und starke Kontraste fallen zuerst ins Auge in diesem Bild. Das Blau legt sich wie ein Vorhang über fast die gesamte Bildfläche. Doch von oben her reißt es auf, so wie der Vorhang vor dem Allerheiligsten im Jerusalemer Tempel zerriss, als Jesus am Kreuz starb. Doch dann, nur kurze Zeit später, erzählen die Jünger: Der HERR sei ihnen erschienen. Auferstanden, lebendig sei ER. Alle sind begeistert, können das Wunder kaum fassen. Nur einer nicht: Thomas, der auch „der Zwilling“ genannt wird. Der war nicht dabei gewesen. Die Schrift sagt nicht warum – ist auch nicht wichtig. Wichtig ist nur: Thomas kann´s niht glauben. Er weiß, dass sich unsere Sinne täuschen lassen – auch die Augen, auf die wir uns in der Regel am meisten verlassen. Das ist wie mit dem Bild. Was sehen Sie? Flächen nd Farben oder mehr? Und wenn ja, wie würden Sie es beschreiben? Könnten wir uns darüber austauschen, würden wir über die Vielfalt der Deutungen staunen. Nein, Thomas will sich nicht täuschen lassen. Er will begreifen, im wahrsten Sinn des Wortes. Er will den eigenen Finger in die Wundmale Jesu legen. Er denkt: Wenn der Auferstandene „echt“ ist, muss er ja die Wunden seiner Folter noch am Leibe haben. Seine Hand tastet vorsichtig auf dem Bild an der Stelle, wo der große Nagel in die helle Fläche sticht. Das Evangelium erzählt, dass der Auferstandene ihm beim nächsten Treffen mit SEINEN Jüngern diesen Wunsch gewährt, obwohl Thomas IHN längst erkannt hat. Hinter dem „Vorhang“ seiner Zweifel leuchtet der Name des EWIGEN auf. Jesus nimmt ihn beim Wort, sein Bedürfnis nach Sicherheit. Aber dann sagt ER: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Grenzenlose Sicherheit kann es nicht geben, grenzenloses Vertrauen schon – und darauf allein kommt es an.

Gebet:

HERR, unser Gott, wir danken DIR, dass DU es Ostern werden lässt in unserer Welt, dass DU Hoffnung schenkst, wo Menschen Angst vor der Zukunft haben, dass DU uns mit DEINER Liebe umfängst, wo wir der Vergangenheit nachtrauern.

Barmherziger Gott, wir bitten DICH, stärke unser Vertrauen in DICH und befreie uns aus unseren Bedenken und Zweifeln. Lass uns leben aus DEINER Gnade, lieben aus DEINER Fülle, teilen und uns einsetzen für DEINE Gerechtigkeit.

HERR, unser Gott, DU lädst uns ein zum Siegesfest des Lebens über den Tod. Wir bitten DICH für alle Leidenden in unserer Nähe und in der Ferne. Wir bitten DICH für die Opfer der Kriege und Naturkatastrophen und tragischen Unfälle, die ihre Lebensfreude verloren haben. Lass sie neu Mut und Kraft schöpfen können durch DICH.

Barmherziger Gott, wir bitten DICH, überwinde mit DEINER Liebe den Hass und den Neid, der das Leben der Menschen zur Hölle macht. Lass uns das Geheimnis von Ostern mitten in unserem Alltag entdecken, wenn Versöhnung geschieht.

HERR, unser Gott, nimm uns hinein in DEINEN Sieg des Lebens über den Tod und lass uns mit DIR auf dem Weg in DEINE Zukunft gehen.

Barmherziger Gott, hilf uns, den Ort zu finden, an dem DU uns brauchst, damit wir denen nahe sind, zu denen DU uns gesandt hast. Lass DEIN Osterlicht leuchten durch uns für alle, die DU uns anvertraut hast.

Barmherziger Gott, wir bitten DICH, bring Frieden in unser Reden und Handeln, segne die Schweigenden. Reiche den Sterbenden DEINE väterliche Hand und führe sie in DEINE Ewigkeit.

Erbarmender Gott, erhöre uns. Amen.