Text: Lukas 11, 9+10

Jesus Christus spricht: Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet. Denn jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, findet, und wer anklopft, dem wird geöffnet.

Gedanken zum Text:

Bitten, suchen und anklopfen – dazu fordert uns Jesus auf in diesem Abschnitt aus dem Lukasevangelium. Macht man heute nicht mehr, oder? Statt zu bitten wird gefordert, statt zu suchen wird erwartet, dass alles jederzeit bereit steht, statt anzuklopfen wird mit der Tür ins Haus gefallen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: Es gibt tatsächlich noch ein paar wenige Kinder, für die die Worte „Bitte“ und „Danke“ keine Fremdwörter sind. Gesucht wird auch, zurzeit besonders nach preiswertem Speiseöl, habe ich den Eindruck, oder auch nach dem richtigen Partner fürs Leben. Angeklopft wird vor allem an Amtsstuben und Sprechzimmern. Aber sonst sind bitten, suchen und anklopfen ziemlich aus der Mode gekommen, finden Sie nicht auch? Nun ermahnt Jesus uns allerdings hier nicht zu einem höflichen Umgang miteinander. ER spricht vom Beten. SEINE Jünger hatten IHN dabei beobachtet und wollten nun wissen, wie das „richtig“ geht. ER antwortet ihnen mit den Worten, die wir als „Vaterunser“ kennen und macht ihnen anschließend Mut, beim Beten „dran zu bleiben. Offensichtlich gab es schon damals nicht wenige, die dachten oder sagten: „Beten bringt doch nichts.“ Das ist heute leider nicht anders. Eigentlich müssten gegenwärtig die Kirchen voll sein zu den Gottesdiensten und Friedensgebeten. Denn wenn wir Menschen es offensichtlich nicht hinbekommen, vernünftige Wege zum Frieden zu gehen, dann kann doch wirklich nur noch ein Wunder helfen – oder der erleuchtende Geist Gottes. Den brauchen wir in unserer Gegenwart wieder einmal ganz besonders nötig, wie immer in erschütternden Krisenzeiten. Von diesem Geist spricht Jesus, den sollen wir bitten um Beistand, den sollen wir suchen, statt uns alles mögliche andere einzubilden oder einreden zu lassen und dem sollen wir Tür und Tor öffnen. Denn eigentlich ist ER es, der immer wieder geduldig bei uns anklopft, nicht nur an der Kirchentür. Wer aus zeitlichen oder anderen wichtigen Gründen leider nicht in die Kirche kommen kann, der kann Gottes anklopfen ja auch ganz privat in einer ruhigen Minute hören. Darauf vertraue ich.

 

Landschaftsbild Kirche Pößneck

Foto privat (J. Reichmann)

Gedanken zum Bild:

Ein erster Gedanke, als ich dieses Motiv entdeckte: Stopp, nicht weiter gehen. Anhalten, denn solch ein „Durchblick“ ist etwas ganz besonderes. Ist das nicht ein Bild zum Träumen? Der schützende Raum der Bäume in sattem Grün, der gleichzeitig dem Bild den „Rahmen“ gibt. Den Blick zieht es förmlich hinaus auf die sonnendurchflutete Landschaft und hinauf in den weiten, offenen Himmel, der alles andere als eintönig blau ist. Alles ist klar zu erkennen auf dieser Momentaufnahme, die unwiederholbar ist. Denn schon nach wenigen Augenblicken wird sich das Licht verändert haben, ganz abgesehen von den Wolken. Das Besondere wahrnehmen und den Durchblick bekommen – das hängt ganz unmittelbar zusammen, ja bedingt einander. Dabei bedeutet „Durchblick“ nicht, alles erklären und auf jede Frage eine Antwort zu haben. In diesem Sinne werden wir Menschen wohl niemals den „Durchblick“ haben. Denn unser menschliches Erkennen und Verstehen hat Grenzen – im Kleinsten und im Größten sowieso, aber auch oft genug im alltäglichen Zusammenleben, wie jeder Mensch mit Lebenserfahrung bestätigen kann. Der „Durchblick“, der mir bei diesem Bild aufging, ist ein anderer: Man kann es nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich verstehen, als „Blick in die Zukunft“ sozusagen. Denn der „Himmel“ ist ja nicht nur die Atmosphäre mit ihren Wolkengebilden, sondern steht auch als Bild für das Reich Gottes, die Zukunft, die allein in Gottes Hand liegt. Es ist die Zukunft, die wir schon spüren können heute in unserer Gegenwart. Denn das Licht kommt vom Himmel her – genau wie auf dem Bild.