Text: Römerbrief 8, 1+2
So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
Gedanken zum Text:
Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes, den manche verstehen als Begeisterung für Gott. Schließlich waren da ja die Feuerflammen über den Köpfen der Jünger in der biblischen Pfingstgeschichte. Der Geist Gottes ist allerdings noch viel mehr, wie uns der Apostel Paulus erinnert. ER ist es nämlich auch, der uns einen kühlen Kopf verschafft: der uns zu unterscheiden lehrt zwischen dem, was gegen Gott, also Sünde, und was für Gott ist. Dabei meint Paulus mit „Sünde“ weniger die Einzeltaten, sondern eine Grundhaltung, die am Ende die Lebensgrundlagen aller bedroht. Dort, wo der Mensch nur noch sich selber sieht, gar nicht mehr ansprechbar ist auf das, was andere brauchen, dort verkommt das Leben zu einer Zerstörungsorgie, privat und öffentlich. Das erleben wir gerade wieder einmal „live“ in der Ukraine. Für Gott dagegen ist jeder Mensch, der über sich selbst hinaus sehen kann auf die anderen, deren Gaben und Grenzen und sich selbst mit ihnen verbunden weiß als Gottes Geschöpf in dieser Welt und der sein Leben, Denken und Handeln an Jesus Christus orientiert. Klingt erst einmal einfach, ist es aber nicht im täglichen Leben. Den Unterschied zwischen für und gegen Gott zu finden, ist anstrengend, denn das Leben ist verworren und die Menschen sind es noch viel mehr. Überall, wo Entscheidungen zu treffen oder Fragen zu klären sind, können wir irren oder schuldig werden. Und doch ist es sehr sinnvoll zu unterscheiden. Ein erster Schritt ist eine gesunde Selbstkritik und eine große Barmherzigkeit gegenüber den anderen.
Um das zu versuchen und durchzuhalten, brauchen wir den Heiligen Geist. Deshalb macht uns Gott IHN zum Geschenk. Übrigens: Dass Pfingsten noch nicht als „Geschenkefest“ vermarktet wurde, hat wohl auch etwas mit dem Geist des Festes zu tun. Denn dass alles und alle käuflich sein sollen, passt nicht zu gesunder Selbstkritik und großer Barmherzigkeit anderen gegenüber.
Foto privat (J. Reichmann)
Gedanken zum Bild:
Jetzt zum Pfingstfest werden die Kirchen in unserer Region wieder besonders festlich geschmückt, nicht nur zu den Konfirmationsgottesdiensten in den evangelischen Gotteshäusern. Vor manchen Portalen oder auch in den Altarräumen stehen auch festlich dekorierte Birken, die so genannten „Maien“. Wenn die Sonne durch die Fenster herein scheint, sieht es fast so aus, als würden sie selbst mit ihrem frischen Grün leuchten. Die Birken auf dem Bild sind allerdings mehrere Nummern zu groß, um als Kirchenschmuck dienen zu können. Nicht nur ihr Grün, auch ihre hellen Stämme sind ein wunderschöner „Beitrag“ zum Farbenspiel in der Natur. Wirtschaftlich gesehen allerdings sind Birken eher „nutzlos“. Ihr Holz eignet sich nicht zum Bauen. Sie wachsen sehr schnell und brauchen viel Wasser. Manche bezeichnen sie daher auch als „Schadholz“ und so mancher Gartenbesitzer mit gepflegtem Vier – Millimeter – Rasen um den Swimmingpool ärgert sich nicht zu knapp angesichts des „Drecks“, den Birken in seiner Nachbarschaft „machen“. Da hilft es auch nichts, dass die Birke auch als „Pionierpflanze“ zählt, die als eine der ersten Baumarten auf Brachflächen zu finden ist und dass sie von Naturkundigen auch als Heilpflanze geschätzt wird. Zu Pfingsten feiern wir den Geist Gottes, der zu unterscheiden lernen hilft, weil die Welt so verworren ist und die Menschen es noch viel mehr sind. Die Birken mögen dafür ein treffendes Beispiel sein, um einmal die Schöpfung in den Blick zu nehmen – was übrigens gerade auch zu Pfingsten sehr viele tun, unter anderem auch zu Freiluftgottesdiensten in unserer Region wie im Wurzbachgrund bei Langenorla. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Pfingstfest!