Text: Lukas 12,32 (Lehrtext der Herrnhuter Losungen vom 20 .4.2023)
Jesus spricht: Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.
Gedanken zum Text:
Das Fest der Auferstehung unseres HERRN liegt nun schon wieder zwei Wochen zurück. Im Kirchenjahr sind wir mitten in der „österlichen Freudenzeit“, in der der „Sonntag vom guten Hirten“ ein wichtiger „Meilenstein“ ist. Denn jeder, der der Kirche nicht völlig fremd ist, kennt es, das vertraute Bild von Gott und Christus als dem guten Hirten und der Gemeinde als SEINER Herde. Das ist ein stärkendes und tröstendes Bild, von dem sich jeder und jede ganz persönlich angesprochen fühlen kann, wie es der 23. Psalm beschreibt. Dennoch fällt mir auf: Es stammt aus einer ganz anderen Zeit. Damals sahen die Menschen noch sehr oft von Hirten geleitete Herden über die Weidegründe ziehen. Heute braucht´s keinen Hirten mehr. Ein transportabler Elektrozaun hält die Herde zusammen. Damals hatten die Leute nur gute Gedanken, wenn sie an eine Herde dachten. Denn die war Lebensgrundlage für viele. Heute hat „Herde“ einen abwertenden Klang, weil das längst in Vergessenheit geraten ist. Dem Wort „Schaf“ geht es genau so. Als Lukas sein Evangelium schrieb, meinte „Herde“ noch „die Anvertrauten“, die zum Hirten, zu Christus, gehören. Als „Herde“ angesprochen zu werden war eine Ehre. Viele gehörten nicht zur Herde Christi – die Jünger, ein paar Frauen, sehr viel mehr Neugierige und Zaungäste natürlich auch – aber insgesamt keine „Massen“. Die Christen kamen nur auf einen „Minimalen Anteil“ an der Bevölkerungszahl und das machte ihnen Angst. Wie würde es weitergehen mit der Kirche, mit ihnen selbst? Wenn die Herde Angst hat, ist der Hirte gefragt. Sonst gerät sie in kopflose Panik und verliert völlig die Orientierung. Der Hirte muss sie beruhigen und gleichzeitig einen Ausweg aus der Not weisen. Genau das tut Jesus hier, schreibt Lukas. ER sagt: Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben. Wenn die Angst Macht gewinnt beim Blick in die Gegenwart, haben wir nur wenige Möglichkeiten: Entweder uns in eine verherrlichte Vergangenheit zu träumen oder in eine „Parallelwelt“ zu flüchten. Beides kann sehr unterhaltsam und beruhigend sein, bindet aber auch die Kraft. Jesus befreit mit SEINEM Wort aus den Bindungen. ER lässt SEINEN Horizont über unserer Angst aufgehen: – von der Zukunft her zu denken und zu vertrauen. Denn Die Zukunft ist das Reich, das Gott uns gegeben hat – und von daher kommt unsere Kraft für die Gegenwart.
Gedanken zum Bild
„Die Augen sind der Spiegel der Seele“, hat mal jemand vor langer Zeit gesagt. Jeder Gesichtszug ist mit etwas Training beherrschbar – bis hin zum „Pokerface“. Die Augen sind es nicht. Sie zeigen immer, was im Inneren eines Menschen gerade „los“ ist. Bei Freude, Staunen, Begeisterung und Glück können die Augen richtig „strahlen“, so wie auf dem Bild. Die Collage entstand für eine Bibelarbeit zum Ende der Geschichte der Emmaus – Jünger, als diese zu den anderen nach Jerusalem zurückkehren. Sie waren dem Auferstandenen begegnet und hatten IHN schlussendlich auch erkannt, als ER mit ihnen das Brot teilte. Ihre Augen werden so gestrahlt haben, als sie den anderen von ihrem Erlebnis berichteten. Solche wunderbaren Erfahrungen, in denen wir spüren, wie nahe uns der HERR ist, gibt es in jedem Leben. Nur erkennen wir sie meist erst sehr viel später und sagen zuerst: „Glück gehabt!“ „Fällt“ dann aber der „Groschen“, sollten wir es machen wie die Emmaus – Jünger: den Menschen, die uns wichtig sind, davon erzählen. Denn wir alle brauchen gute Nachrichten, stärkende Erfahrungen und Gelegenheiten, uns mit anderen gemeinsam freuen zu können – gerade wenn der Blick in die Welt zurzeit nur wenig Anlass zur Freude gibt – abgesehen vom Blick in die erwachende Natur. Aber die lässt sich in diesem Jahr auch noch Zeit und die ersten werden schon wieder ungeduldig. Aber heißt es nicht im Volkslied: „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus…“? Wenn es dann soweit ist, dann werden die Augen der Menschen strahlen, auch derer, die nie auf den Gedanken kommen würden, dass es ein Gottesgeschenk ist, das Erwachen der Natur miterleben zu können. Ist das nicht schön?
Gebet:
Lebendiger Gott, wir danken DIR, dass DU auf den Straßen unseres Lebens mit uns gehst und uns den Weg weist in DEINE Zukunft. Auch wenn wir die festen Straßen verlassen, Umwege gehen oder auf Abwege geraten bist DU uns nahe und machst uns Mut zur Umkehr zu DIR.
HERR Jesus Christus, DU eröffnest uns den Weg zum Leben. Darum bitten wir DICH für alle, die ohne Rücksicht auf andere ihr Ziel ansteuern, die alle aus dem Weg drängen, die ihren Plänen hinderlich sind, ob im Kleinen oder im Großen: Weite ihren Verstand und ihr Herz, dass sie lernen, die Welt auch mit den Augen der anderen zu sehen.
Heiliger Geist, wir bitten DICH für alle, die am Sinn ihrer Wege zweifeln und sich überfordert fühlen von den Aufgaben ihres Lebens: Schenke ihnen DEINE Kraft, dass sie neue Freude am Leben finden können. Stelle ihnen Menschen zur Seite, die sie unterstützen und begleiten.
Lebendiger Gott, wir bitten um DEINE Nähe und DEINEN Trost für alle, die in dern Kriegen dieser Welt zu leiden haben – junge Menschen, die auf Gleichaltrige schießen müssen, alle, die vor den Gräueln fliehen und die Ungezählten, die alles verloren haben.
HERR, Jesus Christus, wir bitten dich für alle, die im Alltagstrott verlernt haben, die Zeichen DEINER Nähe in ihrem Leben zu entdecken oder die sich in ihren Weltsichten verschanzt haben. Weite ihren Horizont, ihren Verstand und ihre Herzen, dass sie neu sehen lernen.
Heiliger Geist, wir bitten dich für alle, die sich bemühen, glaubwürdig als Christen zu leben, DEIN Wort durch ihr Leben erfahrbar zu machen in Trost und Beistand für andere. Stärke die Schwachen und die Trauernden und reiche den sterbenden DEINE väterliche Hand.
Dreieiniger Gott, DU führst uns auf rechter Straße um DEINES Namens willen. So preisen wir DICH heute und immer – bis in Ewigkeit. Amen