Text: 1. Mose 27,28 (Monatsspruch Juni)

Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein in Fülle.

Gedanken zum Text:

Gute Wünsche kennen wir viele. Meist ist es die Gesundheit, die auf der Wunschliste für einen lieben Menschen ganz oben steht. „Gesundheit ist das Wichtigste“, so heißt es immer wieder. Vielleicht ahnen ja die Menschen, die anderen Gesundheit wünschen, dass diese ein wertvolles Geschenk ist, ein Geschenk, das nur Gott geben kann. Menschen können sorgsam damit umgehen, sie bis zu einem gewissen Grad erhalten oder sogar zurück gewinnen. Aber sie bleibt ein Geschenk Gottes. In manchen Arztpraxen hängt ein Schild, auf dem zu lesen ist: „Medicus curat, Deus savat.“- „Der Arzt kuriert, Gott rettet.“ Denn Gesundheit ist ein Segen, der das Leben leicht und schön machen kann. Der Monatsspruch ist auch ein Segenswunsch, der aber einen viel weiteren Blick hat als der Gesundheitswunsch. Zugegeben: Er klingt in seiner Formulierung altertümlich, fast romantisch. Er schließt in schönen Bildern gesprochen die Lebensgrundlagen ein, Wasser und fruchtbare Böden, auf denen genügend Getreide zur Ernährung und Wein zur Freude wachsen können. Die haben wir doch, so meinen wir – jedenfalls bisher. Na gut, die beiden vergangenen Dürrejahre könnten uns beunruhigen. Aber vielleicht waren die ja die Ausnahme, vielleicht aber auch nicht. Dann erleben wir mehr und mehr eine Welt wie die, aus der dieser Segen ursprünglich stammt, in der Wasser und Getreide wertvoller waren als Erdöl und Geld. Diesen Segen sprach im alten Israel der Vater zum Ende seines Lebens seinem erstgeborenen Sohn zu, den er damit einsetzte als seinen offiziellen Nachfolger in der Verantwortung für das Überleben der Familie. Denn wer Verantwortung übernehmen muss und ihr gerecht werden will, der kann das nicht allein aus eigenen Kräften schaffen. Der ist angewiesen auf den Segen Gottes. Im Monatsspruch hören und lesen wir alle diesen Segenswunsch, für jede und jeden von uns. Als Gesegnete müssen wir uns unserer Verantwortung stellen, die mit Blick auf die Gegenwart um einiges umfassender scheint als die der erstgeborenen Söhne im alten Israel. Wir brauchen nicht nur für das Überleben der eigenen Leute den Segen Gottes, sondern für alle. Um ihn lasst uns zuallererst bitten, statt „Schuldige“ an unserer Krise und den noch nicht abzusehenden Folgen unserer Lebensweise zu suchen oder in effekthaschenden Aktionsmus zu verfallen. Er wird uns die Kraft und den Mut geben, unserer Verantwortung wirklich gerecht zu werden.

Gedanken zum Bild

Gott gebe dir… Korn … in Fülle.“ Der alte Isaak hatte sicher nicht dieses riesige Getreidefeld vor Augen, das sich gefühlt bis zum Horizont erstreckt, als er seinen ersten Sohn Esau segnete – und dabei von seinem Zweitgeborenen Jakob betrogen wurde. Aber das ist eine andere Geschichte. Nein, solch ein Riesenfeld hätte er sich nicht vorstellen können. Zu seiner Zeit und erst recht in seinem Land mit meist kargen Böden waren die Felder im Vergleich zu diesem winzig. Es wäre auch unmöglich gewesen, ein Feld dieser Größe von Hand zu bearbeiten. Das geht nur mit großen, effizienten Maschinen. Damals hatten die meisten Menschen noch nicht einmal Zugtiere für den Pflug. Pferde waren Reittiere für die ganz Reichen. Das Futter der Weidengründe in der kargen Steppenlandschaft reichte nur für Schafe und Ziegen – und die zogen keinen Pflug, ebenso wenig wie die Esel oder die wenigen Kühe, die sich nur Wohlhabende leisten konnten. Also wurden die Felder von Menschen mit Hacken bearbeitet. Das ist für uns heute unvorstellbar. Aber jede Entwicklung hat auch ihren Preis. Die kleinen Felder früher hatten Raine mit Hecken oder Büschen, manche auch niedrige Steinmauern. Die dienten nicht nur der Abgrenzung zum Nachbarn, sondern hatten noch weitere wichtige Aufgaben: Sie bremsten den Wind und hielten das Regenwasser zurück, verhinderten, dass der fruchtbare Boden weggeblasen oder weggeschwemmt wurde. Wie sinnvoll das ist, wurde uns in diesem Frühjahr wieder bewusst, als ein Starkregen gehörige Mengen Erde von den riesigen Feldern auf Straßen und Wege spülte und sie für viele Stunden unpassierbar machte. Ob Raine und Hecken allein dies hätten verhindern können, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass manches, was die „Alten“ wussten, heute zu Unrecht belächelt oder vergessen wird. Das macht mich nachdenklich.

Gebet:

HERR, unser Gott, wir danken DIR, dass DU uns Menschen DEINEN Segen verheißt, wenn wir DEINEM Wort folgen, uns einsetzen für den Frieden und die Gerechtigkeit unter uns und DEINE Schöpfung bewahren. Stärke unsere Geduld und unsere Einsicht, damit wir auf DEINEM Weg bleiben. So schnell verirren wir uns oder erstarren in Ratlosigkeit, finden nicht heraus aus Selbstsucht und Schuld. Erbarme DICH, HERR.

HERR, Jesus Christus, wir danken DIR für DEINE unendliche Liebe, mit der DU uns begegnest, uns annimmst wie wir sind und uns neue Wege öffnest. Wir bitten DICH, birg in DEINER Liebe alle, die sich selbst verloren haben in Angst und Verzweiflung, die, die wir verloren gegeben haben oder die den falschen Propheten hinterher laufen. Hilf den Gefallenen auf und stärke die Erschöpften und Gedemütigten, die Gefangenen und alle, die der Willkür der Mächtigen ausgeliefert sind. Erbarme DICH, HERR.

HERR, heiliger Geist, wir danken DIR, dass DEINE Kraft uns immer wieder Mut und Zuversicht schenkt für die Herausforderungen des Lebens. Stärke die Schwachen und schenke Einsicht den Zweiflern, öffne Herzen und Sinne für neue Erfahrungen mit DIR und DEINEM Wort, belebe und leite alle, die DIR vertrauen und an DIR festhalten in dieser Zeit. Erbarme DICH, HERR.

HERR, dreieiniger Gott, wir danken DIR, dass DEIN Wort unsere Welt verwandelt, DEIN Sohn uns DEINE Nähe erfahren lässt und DEIN Heiliger Geist uns zueinander führt. Wir bitten DICH, sei nahe allen, die DIR vertrauen trotz Not und Gefahr; für die, die DICH suchen in aller Welt. DU findest uns und gibst uns Heimat im Vertrauen zu DIR. Komm uns entgegen,
sei mit uns und unseren Kindern. Bereite allen, die zu DIR gehören, den Tisch DEINER Liebe und lass uns gemeinsam DEINEN heiligen Namen loben.

Erbarme DICH, heute und alle Tage bis zum Ende dieser Welt, DU EWIGER. Amen