Text: Jesaja 40, 3+10 (Wochenspruch)

Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig.

Gedanken zum Text:

Diese Zusammenstellung zweier Verse aus dem Jesajabuch erscheint widersprüchlich: Wozu all die Anstrengung eines Wegebaus für Gott? Darauf ist ER doch gar nicht angewiesen, ob nun äußerlich oder innerlich. Schließlich ist ER der allmächtige Schöpfer. Wenn ER kommt, dann kann sich IHM nichts und niemand in den Weg stellen. ER kommt „gewaltig“, sagt der Prophet. Von Zeichen an Sonne, Mond und Sternen lesen wir in den Evangelien, von den Kräften des Himmels, die ins Wanken geraten und von Furcht und Entsetzen bei den Menschen. ER schafft sich Bahn, ohne Zweifel – und in diesen kosmischen Bildern denken die Menschen darüber. Der EWIGE selbst hatte allerdings eine ganz andere Idee. Nix mit Blitz und Donner, Sternenchaos und Massenpanik, sondern genau das Gegenteil: Ein neugeborenes Kind armer Leute am Rande der Wüste, geboren unter widrigen Umständen. Dem hatte niemand Bahn gemacht, da war alles improvisiert, statt menschenwürdiges Quartier die Stallhöhle, statt Kinderbett die Futterkrippe. So hat sich Gott entschieden, in die Welt zu kommen – weil ER aus sich wiederholender Erfahrung weiß, dass uns der Wegebau nicht wirklich gelingt. Allerdings möchte ER schon, dass auch wir uns bewegen, uns auf den Weg machen, wenn ER kommt. Sich auf den Weg zu machen ist einfacher, als einen Weg zu bauen. Allerdings braucht es auch dazu einen Impuls, weil es doch viel bequemer ist, dort zu bleiben, wo man sich auskennt – jedenfalls wenn keine triftigen Gründe dagegen sprechen. Es braucht also einen Impuls zum Aufbruch, ein Zeichen, damit wir die Gelegenheit nicht verpassen. Unser Schöpfer kennt uns besser als wir selbst es je könnten. ER weiß genau, welches Zeichen für uns passt, was nötig ist, um uns hin zu IHM in Bewegung zu bringen: Denen, die wie die Hirten nichts anderes mehr sehen und denken können als Arbeit, schickt er ein helles Licht am Nachthimmel samt Engelschor. Ein unübersehbares Zeichen, das den Alltag so gewaltig übersteigt, dass erst der Blick und dann die Häupter sich erheben. Anderen, wie den drei Weisen, genügt das ungeklärte Rätsel eines fernen Sterns, dessen Spur sie immer weiter verfolgen, bis sie ankommen bei IHM. Beiden gemeinsam ist allerdings, dass diese Zeichen nur in der Nacht, in der Stille deutlich zu erkennen waren. Wir dürfen gespannt sein, welche Zeichen ER für uns heute bereit hält, die uns zu IHM führen. Machen wir uns also auf den Weg durch den Advent zur Krippe hin.

Foto: Privat (J. Reichmann)

Gedanken zum Bild:

Im Winter zeichnet das Licht der tief stehenden Sonne scharfe Kontraste und ganz besondere Stimmungen. In der kalten, klaren Luft sind zarte Einzelheiten bis in die Ferne erkennbar. Im Vordergrund jedoch „verschwinden“ die Details. Was direkt vor uns liegt, bleibt „unsichtbar“. Ein Bild, das so ganz anders ist als unsere Erfahrung. Denn sehen wir sonst nicht am besten, was unmittelbar vor unseren Augen liegt oder geschieht und dafür nicht, was „weiter weg“ ist, zeitlich oder räumlich? Das ist unsere Natur und zur Orientierung nicht nur im Gelände auch äußerst sinnvoll. Hin und wieder erleben oder empfinden wir aber auch, dass das, was wir direkt vor uns haben, ziemlich dunkel und undurchsichtig ist, uns belastet, bedrückt oder sogar Angst macht. Besonders jetzt im Krisenjahr teilen viele diese Erfahrung – und gehen sehr unterschiedlich mit ihr um. Die einen meckern und klagen und fordern und protestieren. Die große Mehrheit denkt rein praktisch und ist darauf bedacht, wenigstens persönlich irgendwie durchzukommen. Was sich breit macht, ist eine tief gehende Verbitterung. Davor schützen kann nur ein Perspektivwechsel: den Blick vom Vordergrund zu lösen und voller Gottvertrauen ins Licht zu schauen, das in die Ferne weist. Dann sehe ich plötzlich einen Weg, den ich vor meinen Augen gar nicht erkennen konnte, sehe, dass es weiter geht und sogar wohin der Weg führt, hin zum Horizont, unter dem hellen Himmel. Ich werde staunen: Durch diesen Blick wirkt dann auch das, was vor mir liegt, nicht mehr ganz so bedrohlich und finster. Übrigens: Wenn das Winterwetter einmal eher trübe ist – auch das Licht der Adventskerzen hilft uns, weiter zu schauen als auf das, was vor Augen ist.

Gebet:

Barmherziger Gott, DU kommst in unsere Welt mit DEINER Liebe und DEINER Hoffnung. Dafür danken wir DIR und loben DEINEN Namen jeden Tag neu. Denn DU bist es, der unser Leben hell macht.

HERR, unser Gott, wir bitten DICH für die vielen Unzufriedenen, die Misstrauischen, die Verzagten und Verbitterten, die Müden und Erschöpften, dass DEIN Licht ihren Seelen Hoffnung schenke und DEINE Zuversicht in ihren Herzen Raum finde.

Barmherziger Gott, schenke uns Frieden in allem, was wir reden und Demut für alle Gedanken, die wir übereinander haben. Schenke uns auch Geduld, um alle Zeichen der Hoffnung zu erkennen, die DU uns gibst in diesem Advent.

HERR, unser Gott, komm in unsere Welt und belebe DEINE Gemeinden. Bewahre und behüte uns in diesen schwierige Zeiten, schenke den Verantwortlichen Weitsicht für kluge, zukunftsfähige Entscheidungen und Mut, Schritte zum Frieden zu gehen .

Barmherziger Gott, schenke den Leidenden Kraft, den Sterbenden reiche DEINE väterliche Hand, tröste die Trauernden und bewahre die Fröhlichen vor Oberflächlichkeit.

HERR, unser Gott, es ist dringend Zeit, dass DU in unsere Welt kommst, uns Mut und Kraft schenkst für den Weg DEINER Liebe, gerade jetzt in diesen Tagen des Advent und uns die Tür in DEINE Zukunft öffnest, die heute schon beginnt.

Erbarmender Gott, erhöre uns.

Amen.

Beten wir das Vaterunser:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN