Text: Offenbarung des Johannes 7,9 (Herrnhuter Losung vom 14.12.2022)

Der Seher Johannes schreibt: Ich sah, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm.

Gedanken zum Text:

Advent ist die Zeit der Erwartung und der Hoffnung, dass das Licht Gottes die dunkle Welt erleuchten möge, damit Gerechtigkeit und Frieden eine echte Chance bekommen. Diese Hoffnung wird in Bild – Worten weitergegeben, gesprochen von den biblischen Propheten meist in schwierigsten Zeiten. Dazu gehört auch diesestrahlende Vision des Verfassers der Offenbarung. Er stellt uns ein sehr helles Bild vor Augen, das freilich zeitgebunden ist: Der EWIGE auf dem Thron als der wahre Weltenherrscher, vor IHM im Thronsaal SEINE Getreuen. Kein Wort mehr von dem, der da in Rom gegenwärtig auf dem Thron saß, sich selbst für den „Weltenherrscher“ hielt und seinen Günstlingen im Thronsaal Audienzen gewährte. Auch wir heute sehen nach den leidvollen Erfahrungen der Geschichte und Gegenwart alle Arten von „Weltherrschern“ kritisch und erst recht ihre Günstlinge. Unsere Sorgen und Nöte sind andere als die des Sehers Johannes, aber auch wir sehnen uns nach dem hellen Licht Gottes in schwierigen Zeiten. In diesem Licht erkennen wir uns als SEINE Menschen – auf Augenhöhe, so, wie es der Seher Johannes in seiner Vision vom Thronsaal des EWIGEN beschreibt. Denn alle stehen vor Gottes Thron. Niemand muss sich klein machen, kein einziger muss sich in den Staub werfen, weder vor denen, die „näher dran“ sind am Thron noch vor dem EWIGEN selbst. Das war beim römischen Kaiser ganz anders und ist es immer noch bei den Despoten unserer Zeit. Da stehen nur die Hofschranzen und Helfershelfer der Macht vor dem Thron des Herrschers. Alle anderen ducken sich so schnell sie können, wenn ihnen ihr Leben lieb ist. Gott sei Dank muss sich bei uns niemand mehr ducken aus Angst vor der „Obrigkeit“, sofern er keine bösartigen Absichten hegt. Gut, dass der Seher Johannes uns einen „Einblick“ in den Thronsaal des EWIGEN schenkt. Denn zum einen nehmen wir das mit dem aufrechten Gang schon als selbstverständlich hin. Dabei könnten wir auch daran erkennen, dass dem EWIGEN die Sache mit dem Advent, mit der Ankunft SEINES Lichtes in der Welt, ernst ist. Zum anderen ist dieser Blick in Gottes Zukunft sehr tröstlich. Denn hier sehen wir uns wieder.

Foto: Privat (J. Reichmann)

Gedanken zum Bild:

Eine Meise sitzt an der Vogeltränke im vergangenen Winter, der längst nicht so kalt war wie der gegenwärtige. Das „Angebot“ wurde gern genutzt, nicht nur zum Trinken, sondern auch zum Baden. Damit ist es natürlich zurzeit nichts, denn die Tränke ist komplett durchgefroren. Im wahrsten Sinn des Wortes „harte Zeiten“ für die frei lebenden Vögel und Tiere überhaupt. Aber sie haben gelernt, sich darauf einzustellen, finden ihr Futter und nehmen die nötige Feuchtigkeit auf anderen Wegen auf. Erstaunlich, wie diese kleinen und zarten Tiere mit diesen widrigen Bedingungen zurecht kommen. Sie sind Überlebenskünstler. Das betrifft auch ihr nahezu perfektes „Alarmsystem“. So bald einer von ihnen eine der zahlreich herumstreifenden Katzen erspäht und warnt, sind sofort alle vom Futterplatz und der Tränke verschwunden. Zum Überleben gehört also auch schon im Tierreich bestenfalls Solidarität. Lange Zeit sind wir Menschen dem Irrtum aufgesessen, wir seien die einzigen intelligenten Lebewesen auf unserem Planeten. Der verband sich dann mit der nackten Habgier und heraus kam das, was uns heute fragen lässt: Wohin soll das alles noch führen? Wie wird das Leben in naher Zukunft aussehen? Werden wir uns von Wohlstandbürgern zu „Überlebenskünstlern“ wandeln müssen? Würden wir dann auch die Solidarität – christlich gesprochen die Nächstenliebe – endlich als Überlebensvorteil für alle erkennen und praktizieren? Hoffentlich, mit Gottes Hilfe, kann ich da nur sagen. Gott sei Dank ist diese Hoffnung begründet durch SEINE Zusage, auf die wir vertrauen.

Gebet:

HERR, unser Gott, wir danen DIR, dass DU uns DEIN Angesicht zugewandt hast in DEINEM Sohn Jesus Christus, dass DU uns Worte des Lebens schenkst und die Wärme DEINER Liebe.

Barmherziger Gott, DU reichst uns die Hand, wo wir sie verweigern. Du baust uns Brücken, wo wir Gräben ziehen. DU öffnest uns Türen, wo wir uns einmauern. Hilf, dass wir erkennen, wie DU zu uns unterwegs bist und wofür DEIN Herz schlägt.

HERR, unser Gott, öffne unseren Blick und weite die Herzen für die, die weinen, die Verängstigten, die Stillen und Ungefragten, die Wehrlosen, die Gedemütigten und Verzagten. Hilf uns, Ihnen mit DEINEM Licht zu helfen, neue Hoffnung und Zuversicht für ihr Leben zu gewinnen.

Barmherziger Gott, komm in unsere Welt und stärke alle, die Wege zum Frieden gehen. Sei besonders in diesen Tagen bei den Opfern aller Kriege unserer Welt. Bewahre und behüte uns in diesen schwierige Zeiten, schenke den Verantwortlichen Weitsicht für kluge, zukunftsfähige Entscheidungen und Mut, Schritte zum Frieden zu gehen .

HERR, unser Gott, schenke den Leidenden Kraft, den Sterbenden reiche DEINE väterliche Hand, tröste die Trauernden und bewahre die Fröhlichen vor Oberflächlichkeit. Lass uns erkennen, dass DU in die Welt gekommen bist, um uns den Weg zu zeigen durch den Tod ins Leben.

Barmherziger Gott, es ist dringend Zeit, dass DU in unsere Welt kommst, uns Mut und Kraft schenkst für den Weg DEINER Liebe, gerade jetzt in diesen Tagen des Advent und uns die Tür in DEINE Zukunft öffnest, die heute schon beginnt.

Erbarmender Gott, erhöre uns.

Amen.

Beten wir das Vaterunser:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN