Text: Apostelgeschichte 2, 46c (Auszug aus dem Tagestext zum 12.1.2023 im Rahmen der Ökumenischen Gebetswochen
Lukas schreibt über das Leben in der ersten Christengemeinde: Ihre Zusammenkünfte waren von überschwänglicher Freude und aufrichtiger Herzlichkeit geprägt.
Gedanken zum Text:
Die ökumenischen Gebetswochen am Anfang eines neuen Jahres haben in Pößneck Tradition, die nur durch die Corona – Pandemie unterbrochen wurde. In diesem Jahr lautet das Wochenthema: „Joy…damit meine Freude sie ganz erfüllt“. Jetzt und hier von Freude in ihrer Vielfalt zu reden, an sie zu erinnern und den HERRN um Freude zu bitten, ist ein wichtiges Hoffnungszeichen in unserer Gegenwart, in der viele sagen: „Ich kann mich gar nicht mehr wirklich freuen…“ Die Gestalter der Gebetswochen möchten die frohen Momente des Lebens als „Gegengewicht“ in den Fokus rücken. Dazu gehört auch die „Freude im Miteinander“, das Tagesthema zum 12. Januar. Wohl jeder weiß, wie gut es tut, wenn sich die „richtigen“ Leute zur rechten Zeit treffen, in „froher Runde“ wie man so schön altertümlich sagen kann. Ein gutes Essen, zu dem jeder etwas beiträgt, tut sein übriges und schon kommt Freude auf. Daran erinnern sich alle immer wieder gern, weil da das Gefühl von Zusammengehörigkeit und Verbundenheit ganz stark war. Manche Ältere sagen: Dieses Gefühl ist in den letzten Jahren selten geworden, weil in der „Ich – zuerst – Gesellschaft“ nur sehr wenig Platz dafür ist. Stimmt. Aber eine wehmütige Vergangenheitsverklärung bringt nicht weiter. Denn Fakt ist: Früher gab es die frohe Gemeinschaft auch nur in geschützten Räumen, argwöhnisch beobachtet und ausgehorcht von der „Firma“. Was dagegen wirklich Zukunft eröffnet, ist der Blick nach vorn: Was können wir tun, als Gemeinden und Kirche, als Menschen mit Herz und Seele, dass das Gemeinschafts- und Verbundenheitsgefühl neu belebt wird? Dass Menschen sich angenommen, verstanden und gestärkt fühlen in unserer Gemeinschaft, im „Miteinander“? Lukas gibt die Antwort. Mag sein, dass wir uns mit der überschwänglichen Freude zunächst einmal etwas zurückhalten sollten – zum Beispiel bis zum Ende dieses unseligen Krieges. Die aufrichtige Herzlichkeit ist das Gebot der Stunde.
Gebet:
HERR, unser Gott, DU Schöpfer der Welt, wir danken DIR dafür, dass wir im Zusammenleben der Menschen an vielen Orten und zu allen Zeiten die Spuren DEINER Barmherzigkeit entdecken können, gerade auch in Krisenzeiten.
Barmherziger Gott, wir sind unterwegs durch die Zeit, kommen von vielen Orten her und haben ganz verschiedene „Schwerpunkte“ oder Ziele im Leben. DU kennst sie alle und uns alle, weil DU uns geschaffen hast. Leite uns in aller Vielfalt auf DEINEM Wege.
HERR, unser Gott, wir bitten DICH, bewahre uns davor, Traurige zu übersehen, Stumme zu überhören und Ratlose zu übergehen. Schenke uns offene Augen, empfindliche Ohren und einfühlsame Sinne, damit wir uns in aufrichtiger Herzlichkeit begegnen, die Lebensfreude wachsen lässt.
Barmherziger Gott, wir bitten DICH um Worte und Taten, die DEINER Liebe würdig sind. Hilf uns mit Geduld und Ausdauer und Vertrauen in DEINE Liebe zu tun und zu leben, was dem Frieden dient und dem Miteinander, nicht nur in den Kirchen und Gemeinden, sondern in unserer Gesellschaft und in der Welt.
HERR, unser Gott, wir bitten DICH, höre auf die Kleinen und Unbeachteten, die auf ihre Art rufen. Sieh die Einsamen, die sich verkrochen haben und zeige den Verführten den Weg zu einem neuen Anfang. Achte auf die Sterbenden, die DEINE Hand suchen und leite sie in DEINE Ewigkeit.
Barmherziger Gott, für die, die es gut haben bitten wir, dass sie gütig und großzügig seien zum Wohle aller, die Hilfe brauchen aus nah und fern. Wecke in uns die Kräfte, die heilen und helfen in DEINEM Geist.
Erbarmender Gott, erhöre uns.
Amen.
Foto: Privat (J. Reichmann) Gemälde in der Stadtkirche zu Pößneck
Gedanken zum Bild:
Die Pößnecker Stadtkirche birgt so manchen Kunstschatz, der erst entdeckt werden will. Dazu gehört auch diese Ölgemälde des Heiligen Abendmahls aus dem 19.Jahrhundert. Es kann sich durchaus sehen lassen, meine ich. Dem Maler ist es auf besondere Weise gelungen, jenen Moment darzustellen, in welchem Jesus Brot und Wein segnete mit den Worten,die bis heute in der Feier des Abendmahls/ der Eucharistie gesprochen werden: „Das ist mein Leib“ und „das ist mein Blut…“ Meisterlich malt er die Reaktionen der Jünger, in denen sich die Betrachter wieder erkennen können: Ergriffen der eine, neugierig zugewandt der andere, glaubensgewiss und verkündigend der nächste, unsicher und zweifelnd, wieder ein anderer. Nur der eine Jünger links, der vor Schreck sein Gesicht verbirgt, scheint die ganze Tragweite der Worte Jesu zu erfassen: dass ER SEINEN Leib und SEIN Blut für die Jünger geben wird. Wo finden wir uns wieder in der Runde der Jünger? Sind es die unsicher Fragenden, die näher dran sind an uns, den Betrachtern? Das wäre sicher kein Zufall. Denn das Geheimnis des Glaubens ist für alle, die sich strikt auf ihre Vernunft verlassen, eine große Herausforderung. Um seine Weite zu spüren, braucht es auch Vertrauen. Ein Geheimnis stiftet immer auch Gemeinschaft eben dieser Vertrauten, beim Abendmahl also derer, die Christus vertrauen. Dabei sind die Vertrauten Christi solch ein „bunter Haufen“ wie die Jünger auf dem Bild, jeder mit seiner Eigenart, weil der HERR die Vielfalt liebt. Da hat jede und jeder seinen Platz am Tisch, auch wenn sie sich manchmal untereinander nicht unbedingt gut verstehen. Aber alle zusammen sind ja Gott sei Dank lernfähig: Sie können von Christus lernen.