Text: Johannes 7,37 (Lehrtext der Herrnhuter Losung für den 9. Juli 2022)
Jesus spricht: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!
Gedanken zum Text:
„Durststrecken“ gibt es viele im Leben – das kann jeder bestätigen, der nicht mit einem „goldenen Löffel im Mund“ geboren wurde. Doch auch die „materiell Bessergestellten“ sind nicht davor gefeit. Wir alle kennen Zeiten, in denen die Seele austrocknen kann, weil die Arbeit immer mehr wird oder die Sorgen um die Zukunft ständig wachsen und der Durst nach guten Nachrichten, nach Entlastungen und Friedensbotschaften schon so lange nicht mehr gestillt werden konnte. Wem die Seele ausdörrt, der lebt in der Gefahr, dass ihm das Herz versteinert. Was Menschen mit versteinerten Herzen anrichten können, wenn sie über Waffen oder Energieträger verfügen, das erleben wir gerade in längst vergessenem Ausmaß. Es ist aber weder ehrlich noch angebracht, mit dem Finger nur auf „die da oben“ zu zeigen. Denn die Dürre der Seelen und Herzen begegnet uns im alltäglichen Leben mehr als uns lieb sein kann –
und Vorsicht! Sie ist mindestens genauso ansteckend wie das Coronavirus. Wer durstig ist, hat meistens auch keine guten Abwehrkräfte, weil der Körper sehr empfindlich auf den Flüssigkeitsmangel reagiert. Mit der Seele verhält es sich entsprechend. So wundert es nicht, dass der Markt überschwemmt wird von Angeboten zur Stillung des Seelendurstes. Vieles soll Wunder wirken, manches ist klebrig und süß,
anderes ist so schnell durchschaut, dass es schnell langweilig wird. Ob das alles den Durst
der Seele wirklich stillen kann – nach innerem Frieden, nach Geborgenheit, nach Gerechtigkeit? Durst in diesem Sinne haben zurzeit wohl alle, die auch nur ein bisschen nachdenken über das Leben. Aber auf die Idee, mit ihrem Durst zu Jesus zu gehen, kommen zumindest in unseren Breiten nur wenige. Woran das wohl liegen mag, fragen sich die Experten und finden die verschiedensten Gründe. Vielleicht liegt das ja
aber auch daran, wie Menschen Kirche und Gemeinde heute erleben. Denn gleich im nächsten Satz nach unserem sagt Jesus im Johannesevangelium: Wer an MICH glaubt, von dem werden Ströme quellfrischen Wassers ausgehen. (Johannes 7,38, Übersetzung Jörg Zink).
Das kann uns einerseits zu denken geben und andererseits aber auch Mut machen, Gemeindeleben auch unter den gegenwärtigen Herausforderungen einladend zu gestalten.
Gedanken zum Bild:
Der Burgsee in Bad Salzungen mit Wasserfontäne und Blick auf die Stadtkirche, das Wasser
gekräuselt vom frischen Wind – wohl dem, der an diesen heißen Tagen an solch einem kühleren Plätzchen verweilen kann. Kaum zu glauben, dass die Felder und Wälder schon in der näheren Umgebung seit vielen Wochen nach Wasser schrien, hätten sie eine Stimme. „Dürre – Sommer“ ist das passende Wort, der dritte
nun schon seit 2019 und 2020. Erinnert das nicht an die „sieben fetten und die sieben dürren Jahre“ der Josefsgeschichte im 1. Buch Mose? Natürlich nicht 1:1, denn an fetten Jahren waren es bei uns deutlich mehr als sieben.
Hoffen wir, dass es nicht entsprechend viele dürre Jahre werden! Schließlich stecken wir mitten drin im „Klimawandel“, wie die Daten und Fakten belegen. Dieser Klimawandel ist nicht der erste und wird nicht der letzte sein.
Wer überleben will, muss sich anpassen, wie die Erd- und Menschheitsgeschichte zeigt – muss bereit sein, geprägte und lieb gewordene Lebensgewohnheiten und Lebensweisen infrage zu stellen, zu verändern oder gar aufzugeben und sehr viel dazu zu lernen. Werden wir das wollen und können, wo wir doch am liebsten alles zerreden, nur um uns nicht ändern zu müssen? Zumal: Einen „Masterplan“, mit dem
alle Sorgen vom Tisch wären, gibt es dafür nicht. Den kann kein Politiker und kein Welterklärer aus der Tasche ziehen. Alle entsprechenden Versuche sind krachend gescheitert oder endeten in Katastrophen. Also hilft nur noch beten?! – Das ist überhaupt die beste Idee!
Denn schließlich geht es um die Zukunft – und die ist nun einmal Gottes Reich. Da kann ER alles richten und wir fast nichts, wenn wir ehrlich sind. Das macht Hoffnung und lässt uns „gottgetrost“ leben, wie es einer der Reformatoren schon vor 500 Jahren treffend ausdrückte.