Text: Psalm 138, 7 (Herrnhuter Losung vom 16.7.2022)

HERR, wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickst DU mich.

Gedanken zum Text:

Die großen Ferien rücken immer näher Das Schuljahr ist zweifelsohne auf der Zielgeraden. „Notenschluss“ und „Wandertage“ heißen die erlösenden Worte für die Kinder und Jugendlichen, die sich auf den Sommer freuen. Den Erwachsenen geht es ähnlich: Endlich raus aus dem Hamsterrad, entspannen, neue Kraft tanken, mal frei über die Zeit verfügen können, eine „erquickliche Zeit“ erleben, um dieses schöne alte Wort mal zu verwenden. Diese Freude kann uns niemand nehmen. Aber leider: Eingetrübt ist sie auch im Jahr 2022. Das liegt sicher nicht an uns. So viel Unfrieden in der Welt, der uns bedrohlich nahe kommt. Die Ukraine ist nur der Gipfel des Vulkans, auf dem wir alle leben. Auch Corona ist noch längst nicht besiegt, sagen die Experten. Hätte jemand ahnen können, dass wir nach nur 30 Jahren wieder lernen müssen, mit der Angst zu leben, „mitten in ihr zu wandeln“? Es ist ein Teufelskreis: Angst macht unsicher und Unsicherheit macht Angst, verwirrt, lässt Rufe nach „einfachen Lösungen“ immer lauter werden. Da aber jeder einigermaßen denkende Mensch spürt, dass es diese Patentrezepte nicht gibt, muss wenigstens ein „Schuldiger“ her – wahlweise Regierung, Bundestag, NATO, Putin…Wie hieß es bei der letzten Fußball – WM: Wir haben in Deutschland 80 Millionen Bundestrainer. Jetzt drängt sich mir der Eindruck auf: Heute haben wir mindestens so viele Bundeskanzler. Der Unterschied ist: Beim Fussball meinten alle, sie wüssten, wie die Mannschaft hätte spielen müssen, um weiter vorn zu landen. Heute wird nur gemotzt, was nichts hilft gegen die Angst. Wirklich helfen gegen die Angst kann nur Vertrauen, zuallererst auf Gott. IHM alle Sorgen ans Herz zu legen, auch die Ängste. Was dann geschieht, übersetzt Luther mit: „so erquickst DU mich.“ Gott selbst ist es also, der uns aus dem Hamsterrad der Angst herausholt, uns durchatmen lässt und neue Kraft schenkt. Erholung, Urlaub für die Seele pur – mehr noch: für den ganzen Menschen, damit der Blick wieder frei wird für die Spuren SEINER Gnade, die wir so leicht übersehen.

Wald in Thüringen

Foto privat (J. Reichmann)

Gedanken zum Bild:

Bei diesem Bild sollte man genauer hinschauen – wie im richtigen Leben. Was auf den ersten Blick erscheint wie die Aufnahme eines stimmungsvollen, sommerlichen Waldstücks, nett anzusehen, aber sonst… ist eigentlich viel mehr. Haben Sie den großen Felsen im Hintergrund wahrgenommen – und vor allem die Kiefern, die an seiner Abbruchkante wurzeln? Ein Wahnsinn, oder? Am Abgrund Wurzeln zu schlagen, in die Höhe zu wachsen, der Gefahr zu trotzen, weil da genug ist – sicher nicht viel, aber gerade genug, damit der Kiefersamen seine Lebenskraft entfaltet. Das, was da ist, reicht aus, um Leben zu ermöglichen, Halt zu geben und Kraft. Erstaunlich, wie hoch die Kiefern schon gewachsen sind! Das ist viel mehr als ein einfacher Blick in eine eindrückliche Landschaft. Das ist eine Naturaufnahme, die zum Hoffnungsbild wird, gerade in unseren Zeiten. Sie stellt uns zum einen vor Augen, wie wenig es eigentlich braucht zum Leben, wie anspruchslos das Leben seine Kraft entfalten kann. Zum anderen erinnert sie uns: Auf die Wurzel und den Wurzelgrund kommt es an. Ist die Wurzel stark genug, und der Grund, der sie hält, dann ist auch ein kräftiges Leben am „Abgrund“ möglich. Menschen „wurzeln“ in sehr verschiedenen Gründen. Familie, Beziehungen, Freundeskreis. Die beste Wurzel ist allerdings zweifelsohne das Vertrauen in in das Fundament der Liebe Gottes. Die hält stand, auch wenn die ärgsten Stürme um den Felsen toben. Damit wir das auch spüren können, feiern wir miteinander Gottesdienst und empfangen Gottes Segen.