Text: Psalm 27,1 (Herrnhuter Losung vom 26.2.2022)

Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?


Gedanken zum Text:

Dieser Tage im Empfangsbereich einer Arztpraxis in der Region stutzte ich: Mobiliar und selbst die Lampen waren mit einer üppigen Karnevalsdekoration aus metallisch glänzenden Luftschlangen und Girlanden liebevoll verziert. Ach ja, dachte ich, eigentlich erreicht die „5. Jahreszeit“ gerade ihren Höhepunkt! Einerseits freute ich mich, daran erinnert zu werden, auch spürte ich die Sehnsucht nach unbeschwertem Leben und Feiern in mir aufsteigen. Andererseits beschlich mich im gleichen Augenblick ein ganz banges Gefühl – aber ganz bestimmt nicht wegen der Pandemie. Sicher, wir werden an deren Folgen wohl noch eine lange Weile zu tragen haben. Aber viel bedrängender das, was kein vernünftiger Mensch im 21. Jahrhundert noch für denkbar gehalten hätte: Ein offener Eroberungskrieg in Europa, geführt vom größten Land der Welt gegen einen kleinen Nachbarstaat. Eine finstere, furchterregende Vorstellung, was vorgehen mag in den Köpfen der Kriegstreiber, wie viele unschuldige Menschen sinnlos sterben müssen und wohin das alles führen kann. Nein, die Zeit für unbeschwerten Karneval und Faschingstreiben sieht wahrlich anders aus. Bei dem, was da gerade inszeniert wird, bleibt einem das Lachen im Halse stecken und selbst der schwärzeste Humor findet keine Pointen mehr. Zu bedrückend die Erkenntnis, dass Vernunft und Menschlichkeit in der Geschichte der Menschheit immer wieder dem Machtrausch und der Gier zum Opfer fallen. Was kann da noch helfen gegen Mutlosigkeit und Resignation? Da hilft nur noch beten. Gottvertrauen, aus dem die flehentliche Bitte entspringt, der HERR möge die Gedanken der Verantwortlichen erhellen und ihre Herzen erwärmen. Das mag naiv klingen und unbeholfen, aber ist ER allein es nicht, der Wunder tun kann und von dem geschrieben steht, dass ER erfüllt, worum man ihn von Herzen bittet – auf SEINE Weise? So erzählen es seit Urzeiten Menschen, wie der Beter des Psalms, dessen Schicksal wir nicht kennen. Aber er hinterließ uns ein Wort seiner Glaubenserfahrung, das auch uns in unserer beunruhigenden Gegenwart stärken kann:

Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?

Foto privat (M. Reichmann )

Gedanken zum Bild:

Ein friedliches, bezauberndes Bild, dieses Leberblümchen am Wegesrand. Zart wächst es zwischen den welken Laubblättern hervor. Das tut den Augen gut, die gestresst sind von den vielen beängstigenden Bildern aus unserer aufgewühlten Zeit mit ihren immer neuen Hiobsbotschaften und tiefen Verunsicherungen. Wer das Leben kennt, der weiß, dass es an sich schon gespickt ist mit Herausforderungen – aber was da im Moment auf uns einstürmt, das hat es lange nicht in solcher Wucht gegeben. Da fällt es zunehmend schwer, sich zu wehren gegen die Verengung des Blickes auf das Schreckliche, auszubrechen aus den Gedankenkreiseln, wie es denn weitergehen wird mit uns und der Welt oder den Kopf über dem Wasser zu halten des Meeres der Gleichgültigkeit. Es sei denn, wir nehmen sie ganz bewusst wahr, diese meist unscheinbaren Bilder der Hoffnung und der Zuversicht, die uns die kleinen Wunder des Lebens zeigen. Der israelische Dichter Shalom Ben Chorin hat einmal einen Liedtext verfasst, der auch im evangelischen Gesangbuch für Thüringen zu finden ist und in unsere Zeit passt wie kaum ein zweiter. Darin heißt es:

„Freunde, dass der Mandelzweig/ wieder blüht und treibt, /ist das nicht ein Fingerzeig, /dass die Liebe bleibt?

Dass das Leben nicht verging,/ so viel Blut auch schreit,/ achtet dieses nicht gering/ in der trübsten Zeit.

Tausende zerstampft der Krieg/, eine Welt vergeht./ Doch des Lebens Blütensieg/ leicht im Winde weht.

Freunde, dass der Mandelzweig/ sich in Blüten wiegt,/ bleibe uns ein Fingerzeig,/ wie das Leben siegt.“ (EG Thüringen und Bayern Nr. 659)

Gebet:

HERR, unser Gott, himmlischer Vater, wir danken DIR für die langen Jahrzehnte des Friedens in unserem Teil der Welt. Generationen wissen von Kriegen nur noch aus den Geschichtsbüchern und den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern.

HERR, unser Gott, wir erschrecken zutiefst, wie wenig selbstverständlich und wie gefährdet dieser Friede auf einmal geworden ist. Wir bitten DICH für alle Menschen, die hart dafür arbeiten, dass dieser Frieden erhalten bleibt.

HERR, unser Gott, bewege DEINE Gemeinden und Kirchen, dass sie aus der Kraft DEINES Wortes für den Frieden wirken in unserer Welt, ihre Türen öffnen für die Friedensgebete und den Sorgen und Nöten der Menschen Raum geben.

HERR, unser Gott, verändere das Denken und Handeln derer, die in dieser Welt verblendet sind von Macht und Habgier und schenke allen, die Verantwortung tragen, den Mut, sich einzusetzen für Gerechtigkeit und Chancengleichheit.

HERR, trockne die Tränen, vertreibe die Angst, wandle den Hass in Verständnis und gegenseitige Achtung. Eröffne uns allen DEINE Zukunft. Schenke uns DEIN Erbarmen, dass durch uns Menschen aufatmen können. Zeige uns, wo DU uns brauchst. Schenke uns Geduld und Ausdauer, Verständnis und Kraft.

Erbarmender Gott, lass DEIN Licht des Lebens leuchten, dass es hell werde um uns und durch uns im Vertrauen auf DEINE Liebe.

Amen

Beten wir das Vaterunser:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN