Text: Psalm 91,1 (Wochenpsalm)
Wer unter dem Schutz des HÖCHSTEN wohnt, darf bleiben im Schatten des Allmächtigen.
Gedanken zum Text:
Wer alt genug ist, um sich erinnern zu können, der weiß: Zu DDR – Zeiten gab es ein groß aufgelegtes staatliches Wohnungsbauprogramm. Trocken, warm und sicher sollten die Menschen wohnen können. Dazu wurden an den Stadträndern die Neubauviertel aus dem Boden gestampft. In Pößneck zum Beispiel werden die Blocks nach und nach aufwendig saniert und zu bequemen Wohnungen umgebaut, die mehr als nur sicher, warm und trocken sind. Entsetzlich die Nachrichten, dass in nur knapp 1000 Kilometer Entfernung seit dem 24. Februar gar nichts mehr sicher ist, geschweige denn warm und trocken, dass Wohnviertel absichtlich beschossen und Umspannwerke gesprengt werden, dass Menschen in Massen flüchten vor der entfesselten Gewalt der brutalen Kriegsmaschine des größten Landes der Welt. Angst breitet sich aus, weit über die Grenzen des überfallenen Landes hinaus, was da wohl noch passieren könnte und wie viele Opfer am Ende zu beklagen sein werden. Aber die Angst ist keine gute Ratgeberin. Sie verengt den Blick und nimmt die Luft zum Atmen. Sie macht misstrauisch und hartherzig. Das haben wir in den letzten Monaten leider schon bei vielen erleben müssen. Da war es die Angst vor der unsichtbaren Gefahr des Virus oder der Nebenwirkungen, die zu den bedenklichsten Reaktionen führte. Jetzt ist es die Angst vor dem sichtbaren Krieg, die Gedanken und Gefühle verdunkelt. Was wir brauchen, ist ein Licht – Wort, das unseren Seelen gut tut, weil es unseren engen Horizont aufbricht. „Wer unter dem Schutz des HÖCHSTEN wohnt, darf bleiben im Schatten des Allmächtigen.“ Das ist solch ein Wort der Horizonterweiterung. Da werden sicher manche kritisch fragen: Wohnen denn die Menschen in der Ukraine zurzeit im Schutz des HÖCHSTEN? Ja, gerade sie, möchte ich antworten. Die Leidenden, die Verjagten, die Flüchtlinge, die Trauernden, sie sind doch Gott besonders nahe. Genau daran erinnern wir doch jedes Jahr in der vorösterlichen Passionszeit: Dass Jesus den Weg des Leidens ging, dass ER mit uns durchs Leiden hindurch geht und uns allen SEINE Zukunft eröffnet, auch gegen den Augenschein des Wahnsinns von Ungerechtigkeit, Krieg und Vernichtung. Und denen, die nicht direkt betroffen sind, ermutigt das Wort zu helfen, beizustehen, aufzufangen. Denn im Schatten des Allmächtigen ist Raum für alle.
Foto privat (J. Reichmann )
Gedanken zum Bild:
Die Aufnahme entstand im Anschluss an das Friedensgebet am 28. Februar in der Pößnecker Stadtkirche. Am Steinaltar im Hintergrund, auf dem die Kerzen für die Corona – Toten unseres Landkreises stehen, lehnt ein großes Balkenkreuz, das vor Jahren mehrfach beim Jugendkreuzweg in der Region mitgetragen wurde. An diesem Kreuz hatten die Teilnehmer des ersten Friedensgebets vom 21. Februar und der Jungen Gemeinde vom 25. Februar auf kleinen Zetteln geschriebene Klagen, Bitten und Gebetswünsche angenagelt. Das Friedensgebet vom vergangenen Montag stand unter dem Motto: „Licht ins Dunkel bringen“. Die Teilnehmer entzündeten kleine Kerzen und sprachen ihre Gebetsbitten für ein schnelles Ende des brutalen Krieges in der Ukraine dazu laut aus. Sicher können manche zweifeln, ob Friedensgebete gegen die rohe Gewalt helfen können. Die Älteren unter uns erinnern sich aber sehr wohl daran, dass die Friedensgebete in der untergehenden, zu jeder Gewalttat bereiten DDR das Schlimmste verhindert haben. Damals waren es Kerzen – und heute sind es wieder Kerzen. Das Bild macht deutlich, dass schon so wenige, kleine, brennende Kerzen den großen Altarraum der Stadtkirche wenigstens soweit erhellen, dass man sich problemlos darin orientieren kann. Sie bringen auf ihre sanfte Art Licht ins Dunkel. Genau diese Sanftheit und diese Wärme brauchen die Menschen jetzt, damit ihre durchs Kriegsgeschrei und Schreckensnachrichten gepeinigten Seelen wieder Vertrauen in die Kraft des Lebens und den Beistand Gottes fassen können. Das geschieht am besten gemeinsam, zu Beispiel jeden Montag um 18.00 Uhr in der Pößnecker Stadtkirche oder dienstags in Schleiz und in anderen Orten unserer Region.
Gebet:
HERR, unser Gott, himmlischer Vater, nun ist eingetreten, was wir befürchtet haben: Es ist Krieg in Europa. Menschen leiden, werden verletzt, müssen aus ihrer Heimat fliehen, sterben – und wir spüren unsere Hilflosigkeit angesichts der sich überstürzenden Ereignisse.
HERR, unser Gott, wir bitten DICH von Herzen um ein schnelles Ende dieses Krieges, um gelingende Verhandlungen, um Schadensbegrenzung und Versorgung aller Geschädigten. Zeige uns, was wir tun können, um zu helfen.
HERR, unser Gott, bewege DEINE Gemeinden und Kirchen, dass sie aus der Kraft DEINES Wortes für den Frieden wirken in unserer Welt, ihre Türen öffnen für die Friedensgebete und den Sorgen und Nöten der Menschen Raum geben.
HERR, unser Gott, verändere das Denken und Handeln derer, die in dieser Welt verblendet sind von Macht und Habgier und schenke allen, die Verantwortung tragen, den Mut, sich einzusetzen für Gerechtigkeit und Chancengleichheit.
HERR, trockne die Tränen, vertreibe die Angst, wandle den Hass in Verständnis und gegenseitige Achtung. Eröffne uns allen DEINE Zukunft. Schenke uns DEIN Erbarmen, dass durch uns Menschen aufatmen können. Zeige uns, wo DU uns brauchst. Schenke uns Geduld und Ausdauer, Verständnis und Kraft.
Erbarmender Gott, lass DEIN Licht des Lebens leuchten, dass es hell werde um uns und durch uns im Vertrauen auf DEINE Liebe.
Amen
Beten wir das Vaterunser:
Vater unser im Himmel
geheiligt werde Dein Name
Dein Reich komme
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden
Unser tägliches Brot gib uns heute
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen
Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
AMEN