Text: Psalm 66,20 (Wochenspruch der Woche nach Rogate)
„Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“
Gedanken zum Text:
Vor wenigen Tagen fand in und vor allem um das schöne Dorf Gössitz herum eine Flurbegehung statt. Dieses besondere Ereignis, zu dem nur alle zwanzig Jahre eingeladen wird, fand großen Zuspruch. Die Flurgrenzen des eigenen Heimatortes im wahrsten Sinn des Wortes „unter die eigenen Füße zu nehmen“, war einst in vielen Orten gute alte Tradition. Schön, dass sie in Gössitz nach den Jahren der staatlichen Ignoranz zu DDR – Zeiten wiederbelebt werden konnte. Denn Traditionen verbinden uns mit den Menschen, die vor uns lebten, mit ihrer Geschichte und Kultur. Sie helfen uns zu erkennen, wo wir „herkommen“, was uns Orientierung und Halt geben kann für unsere Gegenwart und was wir zu bewahren haben für die, die nach uns kommen werden. Kein Wunder, dass alte Traditionen in dieser verunsichernden Zeit für viele Menschen wieder interessant zu werden scheinen. Das war in den „fetten Jahren“ allerdings ganz anders. Da galt nur: „schneller, höher, weiter“, „reicher und schöner“ wenn´s geht auch noch dazu. Was „von früher“ war, galt nichts mehr. So sind viele Traditionen bei den meisten aus dem Blick geraten oder schlimmstenfalls ganz ausgestorben. Eine davon gehört zum Sonntag Rogate und der Woche, die mit ihm beginnt. „Rogate“ heißt übersetzt „bittet!“ oder auch „betet!“. An diesem Sonntag und in den Tagen seiner Woche fanden in früheren Zeiten vielerorts geistliche Flurbegehungen statt, die „Bittgänge“ für eine gute Ernte im Herbst des Jahres. Noch in den 1950er Jahren agitierte die Propaganda der SED gegen diese Tradition mit dem markigen Spruch: „Ohne Gott und Sonnenschein fahren wir die Ernte ein.“ Dass sie bis heute nicht wieder aufgenommen wurde, liegt wohl daran, dass wir in dem Teil der Welt leben, in dem eine Missernte keine Katastrophe für die Bevölkerung mehr darstellt. Wir haben dafür andere Probleme – und die nicht zu knapp. Von den Verantwortungsträgern wird erwartet, dass sie diese so bald wie möglich aus der Welt schaffen. Das ist eine riesige Herausforderung. Was ihnen ganz bestimmt helfen kann; Wenn wir nicht nur unsere Meinungsfreiheit ausgiebig nutzen, sondern auch in guter alter Tradition für sie beten. Dass Gott unser Beten hört, ist gewiss, wie schon der Beter unseres Psalmverses vor langen Jahrhunderten aus eigener Erfahrung sagen kann.
Gedanken zum Bild
Jetzt wird es endlich Frühling, freuen sich die meisten Mitmenschen. „…schau an der schönen Gärten Zier…“ heißt es in einem der bekanntesten Kirchenlieder. Manche schmälern diese Freude mit zerknirschter Miene und dem berüchtigten „Ja, aber“: „Ja, aber, das Unkraut wächst wie verrückt!“ Zugegeben: Für die Gartenbesteller – (es sei denn, sie nennen einen so genannten „Kies – Garten“ ihr eigen) – bricht jetzt wieder die Zeit der Mühe und Plage an, die angesichts der unbändigen Lebenskraft des „Grünzeugs“ ein immerwährender Kampf ist. Diesen Eindruck gewinne ich jedenfalls an jedem Sonnabend, wenn das ununterbrochene Konzert“ der Rasenmäher bis spät in den Nachmittag hinein inzwischen zur Grundmelodie im Kleinstadtleben geworden ist. In Abwandlung einer Liedzeile von Reinhard Mey könnte man sagen: „Einer mäht irgendwo immer…“ Zugegeben: Das Foto entstand auch auf einer gemähten Wiese. Aber ein Löwenzahn hatte sich wohl rechtzeitig „weggeduckt“ und konnte sogar zur Blüte kommen und Samen ausbilden. Vor dem Hintergrund des gekürzten Grases fällt mir auf, wie interessant und auch schön dieses „Unkraut“ ist. Das bringt mich zum Nachdenken. Ist nicht vieles, an dem wir achtlos vorüber gehen oder über das wir uns ärgern, nicht auf seine Weise „schön“, hat Qualitäten, die uns in der Regel entgehen, weil sie nicht in unser „Bild“ passen? Trifft das nicht auch auf Menschen zu, von denen wir unser „Bild“ im Kopf haben – schwierig, seltsam, umständlich, nervend, was auch immer? Ehrlich, das ist doch so: Die „Bilder“ im Kopf bestimmen unsere Wahrnehmung ganz stark mit und schränken sie mitunter sogar beträchtlich ein. Das betrifft nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch unsere Rede – und Handlungsmöglichkeiten im Umgang miteinander. Was wäre verloren, wenn wir versuchten, „die anderen“ einmal mit „anderen Augen“ zu sehen – als Mitgeschöpf, als Mitmensch, mit Grenzen und Schwächen, ja, aber eben auch mit Stärken und Möglichkeiten. Dann hat das „Ja, aber…“ einen ganz anderen, ermunternden Sinn.
Gebet:
HERR, unser Gott, wie viele Menschen hoffen in diesen Tagen auf unserer Welt auf Hilfe „von oben“, sehnen sich nach starken, vertrauenswürdigen „Leitfiguren“, die ihnen ein sicheres Leben garantieren. Schenke uns, HERR, DEINEN barmherzigen Blick auf die Menschen und die Welt, damit wir in Geduld und Aufmerksamkeit einander zuhören und durch DEIN Wort Hoffnung und Zuversicht empfangen können.
HERR, Jesus Christus, durch DEINE Auferstehung verbindest DU für uns Himmel und Erde. Schenke uns die Gewissheit, dass uns keine irdische Macht hindern kann, unseren Weg durch die Zeit mit DIR zu gehen. Stärke uns, zu denen zu gehen, die DEINEM Herzen nahe sind, obwohl sie DICH oft nicht kennen. Wir bitten DICH für alle, die im ständigen Streit mit ihren Mitmenschen leben, denen ihr Leben zur Last geworden ist, die erschöpft sind durch die ständige Sorge um liebe Angehörige, die trauern oder die lebensbedrohlich erkrankt sind.
HERR, Heiliger Geist, schenke uns die Ausdauer und die Kraft, mit DEINER Hilfe im Vertrauen auf Gottes Zukunft in unserer Gegenwart zu leben. Sei Halt und Hilfe allen, die DEINEN Ruf nach Recht und Gerechtigkeit in ihrem gleichgültigen oder ablehnenden Umfeld verkünden und dafür Nachteile oder sogar Verfolgung erleiden müssen. Segne ihr Vertrauen und ihren Glaubensmut und lass ihn für uns zum Beispiel werden.
HERR, dreieiniger Gott, hilf, dass wir in allen und in allem trotz aller Sorgen und Ängste DEINEN Atem spüren, mit dem DU uns am Leben hältst, auch in diesen Zeiten. Öffne uns die Augen und weite unsere Herzen, dass wir DEINE Gegenwart gerade auch überall dort erkennen, wo DU mit Menschen leidest und sie aufrichtest, wo DU Leben erhältst, das wir bedrohen. Dafür sei DIR Dank und Lob für alle Zeit und bis in Ewigkeit. Amen