Text: Sacharja 8,17 (Losung 29. April 2022)
Keiner ersinne Arges in seinem Herzen gegen seinen Nächsten, und liebt nicht falsche Eide;
denn das alles hasse ICH, spricht der HERR
Gedanken zum Text:
Zeiten wie unsere Gegenwart machen nachdenklich, oder? Viel mehr jedenfalls als die un-
beschwerten Jahre vor der Pandemie und erst recht vor dem Krieg. Die alt Gewordenen wer-
den schmerzhaft erinnert an bedrohliche oder schreckliche Erfahrungen ihrer Kindertage. Die
Jüngeren und Jungen sind verunsichert, weil ihnen die Situation völlig fremd ist, in der sie
sich unvermittelt wiederfinden. Die meisten fragen sich immer wieder, warum es dazu kom-
men konnte und weshalb wir Menschen scheinbar überhaupt nichts aus unserer Geschichte
lernen wollen. Gerade das letzte Jahrhundert müsste uns doch gelehrt haben, dass es zum
Krieg viele Alternativen gibt, zum Frieden dagegen keine. Es scheint Teil unseres menschli-
chen Wesens zu sein, dass wir das immer wieder vergessen. Dann wird in guten Zeiten der
Friede einfach zur Selbstverständlichkeit und in schwierigen Zeiten versprechen wir uns Sicher-
heit durch Waffen und Aufrüstung, koste es, was es wolle. Das betrifft übrigens längst nicht
nur die „große“ Politik. Im täglichen Zusammenleben geht es genauso zu. Von eskalieren-
den Nachbarschaftsstreitigkeiten lesen wir in der Zeitung, die das Amtsgericht beschäftigen
oder wie vor Jahren mit Gewalt enden. Da gibt es zerstrittene Familien, in denen Geschwister
kein gutes Wort mehr füreinander haben oder Eltern und Kinder einander nicht mehr kennen
wollen. Jeder große Krieg hat auch kleine Brüder. Alle zusammen fangen im Herzen und im
Kopf an – meistens dann, wenn es den Leuten zu gut geht oder in einer echten Krise, wie wir
sie gerade erleben. Worauf es da besonders ankommt, wenn wir den Frieden wahren wollen,
sagt uns der HERR durch SEINEN Propheten Sacharja aus der Krisenzeit des Wiederaufbaus
nach der babylonischen Gefangenschaft: Keiner ersinne Arges in seinem Herzen gegen sei-
nen Nächsten, und liebt nicht falsche Eide; denn das alles hasse ICH, spricht der HERR.
Unfriede beginnt schon lange vor dem ersten Schlag mit Worten oder Taten. Aber Gott sei
Dank gibt es immer neben dem Plan A wie „Angriff“ auch den Plan B wie „Barmherzig-
keit“. Der HERR sagt klar, welcher in SEINEM Sinne ist.
Gedanken zum Bild:
Von Ostern her kommend führt unser Weg weiter durch die Zeit. Der zweite Sonntag nach
dem Fest trägt den schönen Namen „Misericordias Domini“ – „Die Barmherzigkeit des
HERRN“. Besser bekannt ist er als „Sonntag vom guten Hirten“. Menschen erfuhren seit ur-
alten Zeiten die Barmherzigkeit Gottes, fühlten sich durch IHN beschützt und geborgen. Da lag
es nahe, dieser Erfahrung ein Bild aus ihrer Lebenswelt zu geben: Das des guten Hirten, der
alles tut, damit es seinen Tieren gut geht, der sie auf dem richtigen Weg führt. Die Christen
der ersten Generationen nahmen dieses Bild auf und übertrugen es auf Christus. Denn auch
sie erlebten IHN als den guten Hirten, der sie sicher durch die oft unsicheren Wege und Täler ihres Lebens führte. Was es heißt, auf unsicheren Wegen unterwegs zu sein, hatten wir in den
letzten dreißig Jahren schon fast vergessen.
Wenn es Probleme gab, dann waren sie im Vergleich zu heute alle regelbar oder persönlicher
Natur. Aber jetzt sind wir uns überhaupt nicht mehr sicher, wo die Reise hingehen wird mit
uns. Wie weit wird es der Kriegstreiber noch treiben? Wie unverschämt werden die Wuche-
rer und Kriegsgewinnler noch an den Preisschrauben drehen? Was wird sein, wenn dieser
Krieg zu Ende ist? Darauf kann niemand eine sichere Antwort geben. Gott sei Dank können
wir uns orientieren am guten Hirten und auf SEINEM Weg bleiben. ER nimmt uns die
Furcht und führt uns in SEINE Zukunft, die ER verheißen hat