Text: Psalm 121,8 (Herrnhuter Losung für den 15. Juni 2022)
Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!
Gedanken zum Text:
Trinitatis, das Fest der Heiligen Dreifaltigkeit ist krönender Abschluss der festreichen Zeit im Kirchenjahr und gleichzeitig Start in den Sommer. Ferienzeit, Urlaub, bitte keinen Stress, sondern Erholung und Entspannung, das wünschen wir uns. Ob das gelingen wird, hängt nicht nur von uns ab, unseren finanziellen Grenzen und persönlichen Möglichkeiten. Das haben uns die Corona – Jahre eindrücklich gelehrt und jetzt auch noch dieser unselige Krieg. Aber Corona macht doch jetzt Pause und der Krieg dauert inzwischen schon so lange, dass er in den Nachrichten kaum mehr erwähnt wird. Der Mensch gewöhnt sich eben an alles, wie mal eine lebenskluge, alte Dame trocken bemerkte. Na gut, wenn´s das eigene Portemonnaie betrifft, dann vielleicht nicht. Oder doch? Seit Monaten Wucherpreise an den Tankstellen – und wer fährt wirklich weniger und vor allem langsamer? Wir wollen es einfach nicht lernen, weil´s ja alle anderen auch nicht machen. Das gilt für alle „Problemzonen“ des Lebens, einschließlich Gewalt und Krieg. Also alles wieder beim Alten? „N´schönen Urlaub! Komm gesund wieder!“, hören wir in diesen Tagen oder spätestens in den nächsten acht Wochen nicht nur einmal. Oft auch das lieb gemeinte „Pass auf dich auf!“ Gute Worte mit auf den Weg geben, das ist eine schöne alte Tradition und wenn von Herzen kommen, verbinden sie uns miteinander und geben mehr als nur ein gutes Gefühl. Andererseits gibt es nicht nur beim Geld eine Inflation und bei Lebensmitteln ein „Verfallsdatum“, so dass es in besonderen Situationen wie unserer Gegenwart andere Worte braucht. Worte die zeitlos sind, die über das Augenscheinliche und Gewohnheitsmäßige hinaus reichen, damit wir unsere Gegenwart neu sehen lernen. Ein solches Wort hat der Sänger des 121. Psalms vor langen Jahrhunderten schon geprägt. In der Übersetzung der Basisbibel klingt er so: Der HERR behütet dein Gehen und Kommen von heute an bis in alle Zukunft.
Ein Wunsch, eine Zusage, die in dieser Übersetzung schon zur Gewissheit geworden ist. Ein Wort, das uns ermuntert, das Leben einmal aus dieser Perspektive zu betrachten. Das ist sehr erholsam und entspannend, nicht nur im Sommer. Aber der bietet jenseits des Alltagstrubels wohl die beste Gelegenheit dafür.
Foto privat (J. Reichmann)
Gedanken zum Bild:
Eine Abendstimmung in diesen Tagen – der besondere Eindruck entsteht im Licht der untergehenden Sonne, das die Wolken „von unten“ zum Leuchten bringt. Nur einen ganz kurzen Moment lang so zu sehen, bleibt er doch im Gedächtnis, weil er auch geheimnisvoll wirkt. Mich erinnert er auch an das große Geheimnis der Schöpfung und des Schöpfers, das wir am Trinitatissonntag feiern. In solchen Augenblicken können wir es ein wenig erahnen. Erfassen, begreifen jedoch werden wir es nie wirklich können. Das auszuhalten, fällt uns schwer. Denn wir meinen, für alles eine Erklärung zu haben und wollen einfach nicht zugeben, dass jede menschliche Erkenntnis ihre Grenzen hat. Das betrifft nicht nur das Geheimnis Gottes. Ich kenne nicht wenige Leute, die sagen: „Geheimnisse kann ich gar nicht leiden!“ – und sie meinen damit eher die kleinen Geheimnisse des Lebens. Manchmal ist es die reine Neugier, die sie antreibt, nicht selten aber auch eine Angst, die sie misstrauisch werden lässt. Denn wer Geheimnisse „stehen lassen“ kann, wer nicht alles hinterfragen und kontrollieren muss, der braucht eine gehörige Portion Vertrauen. Vertrauen in Menschen aber kann enttäuscht und hintergangen werden. Diese Erfahrung haben wir wohl alle machen müssen. Es ist das Geheimnis der Liebe Gottes, dass ER unser Vertrauen in SEINEM Sohn Jesus Christus nie enttäuscht, auch wenn ER für uns unergründlich und geheimnisvoll bleibt. Oder anders gesagt: „Christen können enttäuschen – Christus nie.“