Text: Hebräer 2,15 (Lehrtext der Herrnhuter Losungen vom 14 .4.2023)

Christus erlöste die, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten.

Gedanken zum Text:

Wir kommen von Ostern her, haben das Fest der Auferstehung Christi gefeiert und Erinnerungen gesammelt an manch schöne Gottesdienste oder Veranstaltungen. Eine davon ist der traditionelle „Emmausweg“ zwischen Ranis und Krölpa, über den auch in der Lokalzeitung ein gelungener Artikel zu lesen war. In kurzen Worten stellte die Verfasserin auch den geistlichen Gehalt der Veranstaltung treffend dar, denn wer weiß schon noch – außer den kirchlichen „Insidern“, worum es beim Osterfest eigentlich geht? Da aber nicht jeder Zeitung liest, kann es durchaus vorkommen, dass auch Sie einmal nach dem „christlichen Inhalt“ von Ostern gefragt werden. Wie würden Sie antworten? Zumal die meisten höchstens für zwei Sätze (nicht zu lang) Geduld aufbringen? Wäre der Satz aus dem Hebräerbrief nicht eine gute Vorlage – zumindest für ein Gespräch mit denen, die echtes Interesse zeigen? „Christus erlöste die, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten.“ Das ist die ultimativ kürzeste Beschreibung von Ostern, in der alles Entscheidende gesagt ist: Die Furcht vor dem Tod beherrscht (meist versteckt) die Gedanken und das Handeln der Menschen, das ganze Leben lang und gerade auch dann, wenn sie so tun, als wäre das Gegenteil der Fall. Dann zeigt sie sich in der Angst, zu kurz zu kommen, etwas zu verpassen oder nicht genügend beachtet zu werden. Ihren Ausdruck findet diese Angst unter anderem in der immer heftigeren Unversöhnlichkeit, die an vielen Stellen zu Tage tritt. Hier Beispiele aufzuzählen, ist müßig, da wohl jeder davon leider mehr als genug Geschichten erzählen kann. Aber, sagt der Hebräerbrief, die Furcht vor dem Tod hat ihren Überwinder gefunden. Christus hat sie in SEINER Auferstehung überwunden, den Tod besiegt und alle, die IHM vertrauen, von der Furcht vor dem Tod befreit, erlöst“, wie es in der schönen alten Sprache heißt. Ostern ist Befreiung, Erlösung aus der Angst und Eröffnung eines neuen Horizontes: Wenn ich Christus dem Auferstandenen vertraue, dann kann ich gar nichts verpassen, dann kann ich gar nicht zu kurz kommen, weil ER zu mir hält und mir den Weg in SEINE Zukunft öffnet. Denn ER beachtet mich ganz unbedingt. Das gibt mir die Kraft, die Geduld und hin und wieder auch den Mut, so zu handeln und zu reden, dass es gut ist, aufbaut und die Not wendet und vielleicht sogar Gnade bringt mit Gottes Hilfe. Dann ist für einen Augenblick lang Ostern – mitten im Alltag.

Gedanken zum Bild

Maria aus dem kleinen galiläischen Dorf Magdala muss eine angesehene Frau in der Gefolgschaft Jesu gewesen sein. Alle vier Evangelien überliefern ihren Namen. Bei Johannes ist sie die Erste, die nach der Auferstehung Christi das leere Grab vorfindet. Das unterstreicht ganz unbedingt ihre Bedeutung. Aber was wissen wir von ihr? Ehrlich gesagt: Nichts als ihren Namen und ihren Herkunftsort. Damit kommen wir aber nicht weiter. Denn „Maria“ war zu ihrer Zeit der Renner unter den weiblichen Vornamen in ihrer Heimat. Es hießen so viele Mädchen und Frauen Maria, dass wir davon ausgehen können: Sie war auch in dem kleinen Ort Magdala nicht die einzige mit diesem Namen. Wie sie aussah, wie alt sie war, als Jesus sie von ihrem Gebrechen heilte und sie sich der Jesusbewegung anschloss, wissen wir nicht. Das lässt auch das Bild offen. Was aber sicher ist: Sie ist eine der mutigen Frauen gewesen, die Jesus bis zum Ende SEINES Leidensweges begleiteten. Sie erfuhren als erste von SEINER Auferstehung und es gingen ihr und den anderen Frauen die Augen auf. Sie konnten Vertrauen fassen in dieses unvorstellbare Wunder, und durch ihre Verkündigung trugen sie maßgeblich zur Entstehung der ersten Christengemeinde in Jerusalem bei. Während die Jünger sich noch versteckt halten mussten, um nicht als Anhänger des „Staatsfeindes“ Jesus ebenfalls standrechtlich verurteilt am Kreuz zu sterben, konnten die Frauen im Schatten des männerzentrierten römischen Machtapparats bereits in ihrem Umfeld die frohe Botschaft weitersagen. Es ist auch sicher anzunehmen, dass Maria aus Magdala und die anderen Frauen Leitungsfunktionen in der ersten Gemeinde innehatten. Gleichberechtigung war hier in der Nachfolge Jesu selbstverständlich. Leider sollte es viele Jahrhunderte dauern, bis das in christlichen gemeinden wieder neu entdeckt wurde und nach und nach auch gelebt wird. Auch das ist Auferstehung mitten im Leben.

Gebet:

Barmherziger, DU Gott des Lebens, DU hast DEINEN Sohn Jesus Christus von den Toten auferweckt, damit auch wir in Hoffnung und Zuversicht leben können. Dafür danken wir DIR und preisen DEINEN Namen.

HERR, lebendiger Gott, DEINER Liebe zu vertrauen befreit uns aus der Enge unserer Furcht, unserer Angst vor dem Tod in ihren vielen Gesichtern. Wir bitten DICH um wache Augen, dass wir die Spuren der Auferstehung auch in unserem Leben wahrnehmen und wertschätzen.

Barmherziger, DU Gott des Lebens, wehre den unversöhnlichen Gedanken und Taten, den überheblichen Urteilen in unserem Zusammenleben. Schenke DU Weitsicht und Verständnis füreinander und zeige Wege zum Frieden im Großen und im Kleinen auf, wo wir versagen.

HERR, lebendiger Gott, wir bitten DICH, nimm von uns unsere Müdigkeit, unser Misstrauen und schenke uns belebende Erfahrungen, dass Gewalt und Tod nicht DEIN letztes Wort sind.

Barmherziger, DU Gott des Lebens, wir bitten DICH, überwinde mit DEINER Liebe den Hass und den Neid, der das Leben der Menschen zur Hölle macht. Lass uns das Geheimnis von Ostern mitten in unserem Alltag entdecken, wenn Versöhnung geschieht.

HERR, lebendiger Gott, nimm uns hinein in DEINEN Sieg des Lebens über den Tod und lass uns mit DIR auf dem Weg in DEINE Zukunft gehen. Stehe denen bei, die die letzten Wege ihres Lebens gehen müssen und bewahre sie in DEINER Ewigkeit. Tröste die Trauernden mit DEINER Nähe.

Erbarmender Gott, wir vertrauen DIR. Christus, der Auferstandene, ist unser Licht. In SEINEM Namen rufen wir zu DIR: Erhöre uns. Amen.