„Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe.“ (aus der Liturgie des Pfingstfestes)
Sieben Wochen nach dem Passahfest – dem Fest der ungesäuerten Brote – feiern Juden das sogenannte „Wochenfest“. Die griechische Bezeichnung für dieses Fest war Pentekoste (=der 50. Tag). Der Name Pfingsten leitet sich davon ab. Das Wochenfest war eines der drei großen jüdischen Wallfahrtsfeste. Ursprünglich war es ein Erntefest (Weizenernte). Dieses wurde zum Gedächtnisfest des Bundesschlusses am Sinai, als Gott Mose das Gesetz gab. Für jüdische Familien war es Brauch, zu diesem Fest zum Tempel in Jerusalem zu pilgern. Christen haben an diese Tradition angeknüpft und feiern am 50. Tag nach Ostern das Pfingstfest. Mit dem Pfingstfest schließ die Osterzeit im Kirchenjahreskalender, zugleich erinnert sich die christliche Gemeinde an jeden Sonntag (im Gottesdienst) an die Auferstehung Jesu. Im Neuen Testament finden wir die Pfingstgeschichte in der Apostelgeschichte 2,1-4:Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
Die Bilder der Pfingstgeschichte kann man nicht wortwörtlich verstehen. Zungen von Feuer wären ja nicht nur den Menschen, sondern auch dem Gebäude zur Gefahr geworden. Wir sagen, wenn uns etwas gefällt oder begeistert: „Ich bin Feuer und Flamme!“ Manchmal ist es auch umgekehrt, da habe ich zu nichts Lust. Da scheint mit ein bisschen Feuer zu fehlen: inneres „Feuer“, neuer Schwung. So ähnlich, wie den Jüngern Jesu zu Pfingsten. Solches „Feuer“ – so glauben wir als Christen- ist die Gabe des Heiligen Geistes- in diesem „Feuer“ wirkt Gott.
Hintergrund für die Pfingstgeschichte war, dass Jünger Jesu (Schüler) nach seinem Tod in Jerusalem geblieben waren und sich dort aus Angst vor Verfolgung versteckt hielten. Eben an diesem Festtag traten sie heraus und erzählten anderen von ihrem Glauben an Jesus Christus, den Auferstandenen. Menschen, die dies wahrnahmen, verstanden die Botschaft, obgleich sie aus verschiedenen Ländern und Nationen stammten. Dieses Geschehen verstanden sie als eine Wirkung von Gottes Geist. Die kleine Gruppe der Anhänger Jesu vergrößerte sich, denn die Botschaft war überzeugend und war der Grund, dass sich Menschen danach taufen ließen.
Das Pfingstfest nennt man auch das „Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes“ – oder im Volksmund der „Geburtstag der weltweiten Kirche“.
Erstmals wurde das Pfingstfest als christliches Fest um 130 n. Chr. gefeiert. Seit dem 6. Jahrhundert gilt die Taube als Symbol für das Pfingstfest und den Heilige Geist.
Ein Deckengemälde in der Dorfkirche zu Friedebach erinnert an die biblische Pfingstgeschichte.
(Foto: Ute Thalmann, privat- Kirche Friedebach – Deckengemälde- Ausgießung des Heiligen Geistes)
Bräuche an Pfingsten:
Da das Pfingstfest im Frühling liegt, lädt es zu einem Pfingstausflug ein. Familien gehen in die Natur, wandern und halten Picknick. Auch Gottesdienste unter freiem Himmel sind beliebt – in unserer Region an der Kirchenruine Würzbach (zwischen Freienorla und Langenorla/ Waldstück nahe der Schimmersburg). Üblich sind Konfirmationen zum Pfingstfest.
In manchen Dörfern ist es Brauch, die Häuser mit jungen Birken zu schmücken. Auch Verliebte stellten sich Birken vor das Haus. Der „Liebesmaien“ wurde mit buntem Krepppapier geschmückt oder mit einem Herz aus Karton oder Holz versehen, auf dem der Name der/des Geliebten stand und blieb einen Monat vor dem Haus stehen und wurde danach von dem/der entsorgt, der/ die ihn aufgestellt hat. Als Zeichen der Anerkennung wurde die entsprechende Person zum Essen eingeladen.
Menschen schenken einander Pfingstrosen (Rosen ohne Dornen).
Als Pfingstbrauch ist das Ringstechen bekannt:Es handelt sich um ein altes Reiter (Ritter)-spiel, bei dem ein Ring an einem Baumast befestigt wurde. Mit einem Stab versuchten die Reiter im Trab einen Stab durch den Ring zu werfen. Wer die meisten Treffer hat, wurde Pfingstkönig.
Ein weiterer Brauch ist es, dass Eltern ihren Kindern „Pfingstbuschen“ bereiteten: meist aus frischen Birkenzweigen mit bunten Schleifen oder weißen Bändern verziert und eingeflochtenen Tauben aus Gebäckteig.
Ähnlich, wie beim „Strohbär“ (am Fastnachtsdienstag in Orlamünde) wurden in einigen Regionen Deutschlands (zwischen dem Siegerland und Thüringen) Maimänner oder Laubmänner durch den Ort geschickt. Dabei wurde eine Person in Laub eingebunden und unter Begleitung von Jugendlichen durchs Dorf geführt und von den Bewohnern Tribut (in Form von Wurst, Eiern und Speck und Getränken) gefordert.
Pfingstochsen sind mit Blumen geschmückte Ochsen, die die Kühe beim Weideauftrieb anführen. In manchen Regionen geschieht der Auftrieb auf die Weiden/ Almen um das Pfingstfest herum, da in dieser Zeit in bergigen Gegenden nicht mehr mit Schnee und Frost zu rechnen war.
„Herausgeputzt wie Pfingstochsen“ bezeichnet man Menschen, die in festlicher Kleidung spazieren gehen.
In Gegenden, wie Bayern, wird derjenige als „Pfingstochse“ bezeichnet, der am Pfingstsonntag am längsten schläft. Er wird dann auf eine Schubkarre geladen und durchs Dorf gefahren.
In unserer Region (Herschdorf, Gräfendorf u.a.) hat sich das Hammelkegeln im Dorf eingebürgert. Man trifft sich am Pfingstfest und kegelt. Mitunter gibt es als Preis einen Hammel oder ein Lamm.