(Erntedank 2020 – Krölpa, Foto: Thalmann, privat)

Am 1. Sonntag im Oktober feiern wir den Erntedanktag. Unsere Kirchen werden mit verschiedenen Erntedankgaben geschmückt und es ist ein Fest für die Sinne miteinander einen Gottesdienst zum Erntedank zu feiern. In den meisten Kirchengemeinden werden mit den gesammelten Erntedankgaben Einrichtungen oder Tafeln unterstützt. So kommen die Gaben auch noch anderen Menschen zu Gute.

Der Erntedanktag ist ein Tag, an dem wir uns erinnern, dass es nicht selbstverständlich ist, was wir täglich erleben: dass wir zu Essen und zu Trinken, ein Dach über dem Kopf, eine Arbeit oder Beschäftigung und Kleidung haben. Ein Tag auch an dem wir uns bewusst machen, wie vieles wir nicht aus eigener Kraft bewirken, sondern andere Menschen daran beteiligt sind und es auch Dinge gibt, die wir nicht oder nur wenig beeinflussen können, wie zum Beispiel, dass etwas auf den Feldern wächst, dass es Regen und Sonnenschein gibt. In einem alten Erntedanklied heißt es: „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand: der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und gedeihen drauf. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt, ihm dankt, drum dankt, ihm dankt und hofft auf ihn.“ Wir danken Gott auch für die Gaben und Möglichkeiten, für die Kraft, die Ideen und die Fantasie, die er in uns hineingelegt hat, die wir nutzen in der Arbeit, aber auch in unseren Mußestunden. Danken kommt vom Denken. Wer sich darauf besinnt, wie viel ihm anvertraut ist, wird dankbar. Natürlich kann ich auch dankbar werden, wenn ich über die Vielfalt der Formen, Früchte und Farben staune und mich daran erfreue.

Mancher fragt sich auch ganz persönlich, was „seine Ernte des Jahres“ ist. Das heißt, sie besinnt sich darauf, was gelungen ist, was er Schönes erlebt hat, was bewerkstelligt wurde oder was jemand geschafft hat und welche Gaben und Möglichkeiten er oder sie dazu bekommen hat. Solcher „Erntedank“ meint nicht, dass ich mir selbst auf die Schulter klopfe, sondern mir auch bewusst werde, was mir (von Gott) anvertraut ist und durch welche Erfahrungen ich wachsen und lernen durfte.

Dankbarkeit zu empfinden, verändern Menschen, schafft wiederum Freude, Staunen und Glück. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die uns dazu führen können. Eine schöne Blume, der saftige Apfel, die große Kartoffel aus dem Garten, das selbstgemalte Bild des Enkelkindes oder die Erinnerung an ein schönes Erlebnis.

„Die Theologin Dorothee Sölle (30.09.1929- 27.04.2003) hat es als geistliche Übung bezeichnet, am Tag drei Dinge zu finden, für die sie Gott danken kann. Drei Dinge sind manchmal ganz leicht – an anderen Tagen fällt es sogar schwer, einen einzigen Grund zum Danken zu finden.“ (Quelle: Kirchenjahr evangelisch)

Vielleicht probieren Sie es einmal aus und entdecken selbst, wie Dankbarkeit Sie selbst und Ihr Leben und Ihren Alltag verändert.

Einen so gesegneten Erntedank wünscht allen Leser*innen

Ute Thalmann