Von Pfarrer e.v. Reichmann Pößneck

Schriftwort: 1. Petrus 1,3 (Wochenspruch)

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeborenen hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“

Liebe Schwestern und Brüder!

Der erste Sonntag nach Ostern trägt den schönen, aber merkwürdigen Namen Quasimodogeniti – wie die neugeborenen Kinder – oder auch „der weiße Sonntag“. Ganz früher wurden an diesem Sonntag unmittelbar nach dem Osterfest die Menschen getauft, die sich als Erwachsene für den Lebensweg im Glauben entschieden hatten. Da die Täuflinge feierliche Kleider in der Christusfarbe weiß trugen, erklärt sich der eine Name des Sonntags. Der lateinische Name leitet sich direkt vom Glauben ab: Durch die Taufe beginnt unser Leben mit Jesus Christus. Die Getauften sind also die neugeborenen Kinder Gottes, auch wenn sie schon eine Weile auf dieser Welt lebten.

Das klingt und ist völlig anders als die Wiedergeburtslehren östlicher Religionen, in denen die Seele eine fast endlose Zahl von Wiedergeburten und Existenzen überstehen muss, in denen sie sich immer wieder neu zu bewähren hat. Das Ziel ist, nicht mehr wiedergeboren werden zu müssen, sondern endlich eingehen zu können in die große Weltseele wie ein Wassertropfen in den Ozean. Ebenso weit entfernt von den neugeborenen Kindern Gottes sind sämtliche esoterischen Ansichten von Seelenwanderung und Wiedergeburt. Der erste Sonntag nach Ostern möchte uns erinnern, dass auch wir sagen dürfen: Ich fühle mich wie neugeboren, weil mich die Kraft der Auferstehung Christi im Innersten berührt hat und mir Hoffnung schenkt, die stärker ist als der Tod. Eine Wiedergeburt in der Hoffnung – wie sehr sehnen wir uns danach in unserer Zeit voller Schwere und Probleme. Spüren wir als Christen etwas von der Osterhoffnung? Schaffen wir es in der endlos scheinenden Pandemie und den anderen Sorgen dieser Welt, der Hoffnungskraft des Glaubens zu vertrauen, der lähmenden Angst oder der bleiernen Gleichgültigkeit zu widerstehen? Wie kann die Hoffnung wiedergeboren werden? Der Schreiber des Petrusbriefs findet die Antwort: Gott selbst bringt in uns die Hoffnung zur Welt. Es ist wie bei einer Geburt. Gott hat in uns die Hoffnung wieder lebendig gemacht – und wir sind nun diejenigen, die die Hoffnung auf die Welt, zur Welt bringen, sie für andere konkret und spürbar werden lassen. Welche Lebensmöglichkeiten tun sich da auf für uns und unsere Mitmenschen, aber auch welche Verantwortung liegt da auf unseren Schultern! Denn was heißt Hoffnung zur Welt bringen anderes als das Leben eben nicht von dem her zu betrachten, was zu Ende oder was verloren geht, sondern von dem her, wie Gott neu Leben schenkt.

Konkret in unserer Lage, in der die Nerven zunehmend blank liegen, kann das bedeuten: Sich nicht dem um sich greifenden Frust hinzugeben, sondern gerade jetzt einander mit Freundlichkeit und Respekt und Rücksichtnahme zu begegnen auch wenn man nicht einer Meinung ist – wozu auch immer. Die Kraft und den Mut dazu.

Foto: Privat (J.Reichmann)

schenkt uns Gott selbst. Wenn ein Mensch in dieser lebendigen Hoffnung lebt, sich dafür öffnet, was Gott in uns zum Leben bringt, dann kann daraus ein befreiendes Lebensgefühl entstehen. Verbundenheit, auch Humor und ein Missachten der Grenzen, wenn die Grenzen lebensfeindlich sind, all das darf sein, wenn ich das Leben von der lebendigen Hoffnung her sehe, die Gott in mir zur Welt gebracht hat.

Dann werde ich mich selbst, meine Mitmenschen und auch die Natur um mich herum ganz anders und neu wahrnehmen können: Als geliebte Geschöpfe Gottes, die durch SEINE Gnade leben können.

Amen

Gebet:

HERR unser Gott, es tut uns so gut zu hören, dass die Hoffnung und das Leben siegt. DIR zu trauen, schenkt uns die Weite, die wir zum Leben brauchen.

HERR, barmherziger Gott, schenke im Lande und in unseren Gemeinden und Häusern Großmut und Verständnis füreinander, damit wir beieinander bleiben und zueinander finden.

HERR, lebendiger Gott, begegne mit DEINER Liebe allen, die bedrückt sind, die sich fürchten vor ihren Mitmenschen, die ihren Weg suchen in dieser verwirrenden Welt und schenke ihnen Zuversicht.

HERR, tröstender Gott, nimm die Verzweifelten, die Hoffnungslosen, die Sterbenden und die Trauernden an DEINE Hand und stehe ihnen bei.

HERR, Dreieiniger Gott, gib DEINEN Geist in alles Leben, das DIR widerspricht, damit neu werde DEINE Schöpfung.

Erbarmender Gott, erhöre uns. Amen

Beten wir das Vaterunser:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

in Ewigkeit.

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN