Text: Galater 5, 1a+5+6b

Zur Freiheit hat Christus uns befreit!….Wir aber warten auf die Gerechtigkeit, die Gott für uns bereithält, und diese Hoffnung verdanken wir dem Geist Gottes; sie ist uns aufgrund des Glaubens geschenkt….Das einzige, was zählt, ist der Glaube – ein Glaube, der sich durch tatkräftige Liebe als echt erweist.“

Gedanken zum Text:

Das Reformationsfest ist in den mitteldeutschen Bundesländern ein arbeitsfreier Feiertag (der in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt…). Arbeitsfrei haben alle, unabhängig ihrer Konfessions- oder Religionszugehörigkeit. Interessant wäre, einmal die Leute zu fragen: Was genau feiern wir eigentlich am Reformationsfest? Mit etwas Glück würden wir auf jemanden treffen, der noch aus dem Geschichtsunterricht weiß: Das hat irgendetwas mit Martin Luther zu tun. Und mit noch deutlich mehr Glück weiß jemand sogar noch, dass Luther an eben jenem Tag seine 95 Thesen zum Ablasshandel veröffentlicht hatte, die eine öffentliche Diskussion zur Glaubens- und Lebenspraxis der damaligen Amtskirche auslösen sollten. Das geschah tatsächlich auch, jedoch mit einem Ergebnis, das Luther selbst in keiner Weise beabsichtigt hatte: Es kam einige Zeit später zur Spaltung der Kirche. Die „Lutheraner“ waren und sind in der Folge als eigenständige Konfession unterwegs. Von daher ist der Reformationstag für die evangelisch – lutherischen Christen nach Ostern, Pfingsten und Weihnachten der höchste Feiertag im Kirchenjahr. Gott sei Dank kam es in den vergangenen Jahren wieder zu einer Annäherung der verschiedenen christlichen Konfessionen. Dabei wurde immer klarer, dass uns viel mehr miteinander verbindet als uns trennt. Und das trifft auch auf den reformatorischen Grundgedanken zu, den Martin Luther beim eifrigen Studium der Bibel herausarbeitete, unter anderem auch aus dem Galaterbrief: Das einzige, was zählt, ist der Glaube – ein Glaube, der sich durch tatkräftige Liebe als echt erweist.“ Kein Christ kann sich im Himmel einen Ehrenplatz verdienen, keine Konfession kann behaupten, die einzig von Gott geliebte zu sein. Einzig das Vertrauen in Gottes Liebe kennzeichnet das christliche Leben, erkennbar für Christen und Nichtchristen durch „tatkräftige Liebe“. Diese Liebe im alltäglichen Miteinander der Menschen zu leben, das ist die Aufgabe aller Konfessionen und Christenmenschen gerade auch in unserer Zeit.

Motiv im Mittelfenster des Chorraums der Stadtkirche St. Bartholomäus in Pößneck Foto: Privat (J.Reichmann)

Gedanken zum Bild:

„Gottes Wort und Luthers Lehr´vergehen nun und nimmermehr“ – so lautet der Spruch im Mittelfenster des Chorraums der Pößnecker Stadtkirche, flankiert von den Bildnissen Martin Luthers und Philipp Melanchthons. Abgrenzung gegenüber vor allem der römisch – katholischen Konfession ist diesem Bildwerk bis heute abzuspüren. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert, als noch nicht der Hauch einer ökumenischen Bewegung aufeinander zu vorstellbar gewesen ist. Jede Konfession trat mit dem Anspruch an, einzige rechtmäßige Vertreterin der göttlichen Wahrheit auf Erden zu sein. Das war nicht nur theologisch äußerst fragwürdig, sondern hatte auch ganz lebenspraktische Konsequenzen: Bis tief ins vergangene Jahrhundert hinein waren zum Beispiel „Mischehen“ etwas Außergewöhnliches und in manchen Gegenden Deutschlands war es fatal, der „falschen“ Kofession anzugehören. Ganz zu schweigen von den Gemeinden kleinerer Kirchen, die lange Zeit um Anerkennung ringen mussten. Dem HERRN sei Dank, dass da inzwischen viel Bewegung hinein gekommen ist. Sicher auch bedingt durch die Entkirchlichung der Gesellschaft rücken die Christenmenschen mehr zusammen als früher. Denn nur sie wissen: Es gibt keine gottlose Zeit.

Gebet:

HERR unser Gott, wir danken DIR, dass Du uns DEIN Wort schenkst, das so anders ist als alles, was wir von uns hören lassen, DEIN göttliches Wort, das uns Hoffnung schenkt für die Zukunft unserer Welt und unseres Lebens.

HERR, wir danken DIR für DEINE Güte und hilf uns, dass sie nicht verdorben werde durch unsere menschliche Begrenztheit. Hilf uns, DIR zu vertrauen und erleuchte uns durch DEINEN Geist.

HERR, wir bitten DICH um die Kraft und die Geduld, Geplagten zu helfen, die Last ihres Lebens zu tragen, den Verbitterten neue Wege zu zeigen und den Schuldigen mit DEINER vergebenden Liebe zu begegnen.

HERR, unser Gott, schaff Frieden dort, wo Menschen einander misstrauen und keine Schritte aufeinander zu wagen, bewege die Herzen der Hartherzigen durch DEINE Liebe und schenke den Ratlosen gute Ideen.

HERR, unser Gott, belebe DEINE Kirchen und Gemeinden in ihrer Vielfalt durch unser Vertrauen in DEINE Liebe und durch unsere Bereitschaft, zu tun, was DU willst, zu DEINEM Lob und wehre allem, was in uns DIR widerstrebt.

Erbarmender Gott, erhöre uns. Amen

Beten wir das Vaterunser:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN