Wie feiert man eigentlich im anderen Ländern Weihnachten?! Diese Frage stellt man sich immer wieder, insbesondere wenn man die internationalen Weihnachts-Hits, hoch und runter hört, bekommt man zum Beispiel bei „Feliz Navidad“ schon immer etwas Fernweh!

Aber wie ist Weihnachten eigentlich bei unseren nördlichen Nachbarn? Vielen fällt da sofort Schweden und ein großes Möbelhaus mit aus dem Fenster fliegenden Weihnachtsbäumen ein :-). Wir haben heute einen Erfahrungsbericht von Tina Pfeiffer aus ihrer Wahlheimat Oslo…

Wir wünschen viel Spaß beim lesen:


Jul i Norge – Weihnachten in Norwegen

In Norwegen heit Weihnachten „jul“. Das norwegische Weihnachtsfest basiert auf christlichen Traditionen mit Einflüssen von der norrønen Sonnenwendfeier und dem Mittwinterfest (Jól/ Jólablót) am 12. Januar.

Die Vorweihnachtszeit ist hier im Norden die dunkelste Zeit des Jahres. Am 21.12., dem Tag der Wintersonnenwende, geht die Sonne in Oslo um 9.18 Uhr auf und bereits um 15.12 Uhr wieder unter. Dieser Tag spielt im Bewusstsein vieler Norweger deshalb eine wichtige Rolle und wird oft oft mit dem Satz „nå går det mot lysere tider“ kommentiert, der darauf hinweisen soll, dass man jetzt wieder lichteren Zeiten entgegen geht. Auch im übertragenen Sinne. Licht spielt deshalb bei der Feier des Weihnachtsfestes in Norwegen eine wichtige Rolle. Bereits am 13.12. feiern Kindergarten- und Schulkinder das Luciafest mit einem Umzug mit Kerzen und Gesang und dem gelben Hefegebäck „Lussekatter“. Dieser Brauch stammt ursprünglich aus Schweden und geht zurück auf die katholische Heilige Lucia von Syracus und symbolisiert den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit. Es wird hier auch viel Wert auf Weihnachtsbeleuchtung und Kerzen gelegt. Am ersten Advent wird an vielen öffentlichen Orten der „julegran“ (Weihnachtsbaum) offiziell entzündet. Gerne mit Weihnachtsliedern, Gebäck und „gløgg“ (meist alkoholfreies Getränk, das an Glühwein erinnert). Genau wie in Deutschland zündet man an jedem Adventssonntag eine weitere Kerze an.

Auch Weihnachtsgebäck spielt eine wichtige Rolle. Traditionell werden zu Weihnachten sieben Sorten Plätzchen gebacken. Auch „pepperkaker“ (Pfefferkuchen) werden gebacken. Die haben allerdings mit den deutschen Lebkuchen nicht viel gemeinsam und erinnern mehr an Spekulatius. Traditionell wird in der Vorweihnachtszeit seit Wikingerzeiten auch Bier gebraut, gerne am 8. Dezember. Dieses dunkle und würzige Bier wurde früher in einem Fass aufbewahrt, das mit einem Kreuz versehen war um böse Mächte wie „die wilde Jagd“ davon abzuhalten es leer zu trinken. Heute gibt es unzählige Sorten „juleøl“ (Weihnachtsbier) im Supermarkt zu kaufen. Eine andere wichtige Tradition ist der „julevask“ (der Weihnachtsputz), bei dem ähnlich wie bei uns im Frühjahr das Haus von oben bis unten blitzblank geputzt wird.

Das eigentliche Weihnachtsfest startet in Norwegen bereits am 23.12., dem „lille julaften“ („kleiner Heiligabend“). Da wird in vielen Familien „julegrøt“ zubereitet. Reisbrei, der mit Zucker, Zimt und Butter gegessen wird. In diesem Brei wird eine Mandel versteckt und der glückliche Finder bekommt ein Marzipanschwein geschenkt. Aus den Resten bereitet man gerne „riskrem“ (Reiscreme) zu, die mit roter Soe am Heiligabend zum Dessert gerreicht wird. Dann sitzen alle zusammen und schauen „Dinner for One“ (!) im Fernsehen.

Der Heilige Abend („julaften“) wird im ganzen Land um 17 Uhr durch die Kirchenglocken eingeläutet und im Kreise der Familie gefeiert, wobei das Festessen im Mittelpunkt steht. Gottesdienste finden deshalb meist relativ früh (mit Krippenspiel) oder sehr spät statt. Das Festmahl fällt üppig und deftig aus. Je nachdem aus welcher Gegend in Norwegen man stammt, isst man entweder „juleribbe“ (gegrillter Schweinebauch), „pinnekjøtt“ (gesalzene und getrocknete Lammrippchen auf Birkenzweigen gedämpft), gekochten Kabeljau oder „lutefisk“ (in einer Lauge aus Birkenasche gewässerter Trockenfisch mit geleeartiger Konsistenz). Dazu gibt es unter anderem oft Weihnachtswürstchen und -klopse, Rot- oder Weikraut, Rosenkohl, Kohlrübenstampf, Kartoffeln, Dörrpflaumen, gebratene Äpfel und Preiselbeermarmelade. Getrunken werden meist Weihnachtsbier und Aquavit. Danach geht man singend um den Weihnachtsbaum herum (wenn Baum und Wohnzimmer das zu lassen) und anschlieend werden die Geschenke verteilt und ausgepackt. Man lässt dann den Abend ruhig ausklingen.

Besonders auf dem Lande ist es üblich, kleine Portionen vom julegrøt und juleøl für die „Unterirdischen“ vor die Tür, in die Scheune oder in den Stall zu stellen. Vergisst man dies, verärgert man die „nissene“ (helfende Kobolde/ Heinzelmännchen), die sich mit Streichen rächen oder den Hof verlassen. Auch die Tiere bekommen einen Schluck juleøl in die Krippe gegossen.

Den ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag verbringt man in Norge meist mit Besuchen bei Familie und Freunden und Skitouren oder Spaziergängen an der frischen Luft.

Die Zeit zwischen den Jahren wird hier „romjul“ genannt. Ähnlich wie in Deutschland haben viele Leute frei, weshalb in der Stadt oft viel los ist. Man geht aus und trifft Freunde oder man fährt auf seine Hütte im Gebirge zum Skifahren. In kleineren Orten gibt es oft auch noch die vorchristliche/ norrøne Tradition „julebukk“ (Weihnachtsbock) zu gehen. Kinder verkleiden sich mit Masken, gehen singend von Haus zu Haus und erbetteln sich Süigkeiten. Auch sonst sind mit dieser Zeit viele Bräuche und Aberglaube verbunden. Die Weihnachtszeit endet in Norwegen am 6. Januar, dem Heiligen Dreikönigstag.


In diesem Türchen:

Brief aus Norwegen…

Morgen Kinder wirds was geben…


Brief aus Norwegen!

Festvorbereitungen und was für mich zu Weihnachten gehört

Also hier muss ich vielleicht damit anfangen, dass ich Weihnachten am liebsten zu Hause bei meiner Familie in Krölpa verbringe. Damit sind für mich auch unzählige Traditionen verbunden. Ich lebe allerdings in Oslo in Norwegen. Letztes Jahr hat mich die Pandemie dann quasi dazu gezwungen, mir ein paar neue Traditionen hier in Oslo zu schaffen. Allerdings beeinflusst durch die Restriktionen. Generell kann man sagen, dass meine persönlichen Festvorbereitungen eine ziemlich bunte Mischung aus norwegischen und thüringischen Bräuchen und Traditionen sind.

Ich fange zum Beispiel frühstens am 1. Adventswochenende an, den Weihnachtsschmuck hervor zu holen. Ab dann stelle ich auch immer den Radiosender „Jul 24/7“ im Auto ein – der spielt nämlich rund um die Uhr Weihnachtslieder. Meistens kommt dann auch immer ein Paket aus Deutschland, auf das ich mich riesig freue. Meine Eltern schicken mir immer einen riesen Vorrat an Lebkuchen und anderen Leckereien aus Nürnberg. Wenn das Paket nicht gerade beim norwegischen Zoll hängen bleibt, läutet das definitiv die Weihnachtszeit für mich ein. Eine andere Tradition für mich ist es geworden, den Weihnachtsmarkt im norwegischen Folkemuseum in Oslo an einem der Adventswochenenden zu besuchen. Das ist ein Freilichtmuseum und alle Häuser sind weihnachtlich geschmückt. Man kann hineingehen und Leuten in traditionellen Kleidern bei Weihnachtsvorbereitungen zu sehen, z.B. beim Bier brauen. Ausserdem gibt es Stände mit Handwerk und Weihnachtsschmuck (und deutschen Plätzchen und Stollen!). Ich backe auch immer eine Mischung aus deutschem und norwegischem Weihnachtsgebäck, möglichst sieben Sorten.

In normalen Zeiten setze ich mich dann kurz vor Heiligabend ins Flugzeug nach Berlin. Das ist für mich auch schon eine Tradition geworden: Seinen Koffer durch den Osloer Schneematsch zum Zug zu schleifen, am Hauptbahnhof in der völlig überfüllten Halle kurz den Sängern der norwegischen Staatsoper zu zuhören, mindestens einmal in der Fahrscheinkontrolle gestoppt zu werden, in der Abflughalle kurz nervös zu werden, weil das Gebäcksystem mal wieder streikt und schliesslich am Gate durchzuatmen und den jugendlichen Weihnachtssängern bei „Home for Christmas“ zu zuhören – man hat ja jetzt Zeit, weil der Flieger verspätet ist. Wieviel Charme das eigentlich hat, ist mir letztes Jahr klar geworden, als das alles nicht möglich war.

Für mich gehört zum Weihnachtsfest auch immer der Geburtstag meines Vaters – der hat nämlich am 23.12.. Da ist bei uns immer die Bude voll und ich treffe mal wieder die ganze Familie, die Nachbarn und Freunde. Man kann an diesem Abend manchmal sein eigenes Wort nicht verstehen und einen Sitzplatz muss man vielleicht auch erst ergattern, aber trotz stressiger Vorbereitungen finde ich das richtig toll! Das ist auch der Grund, warum wir den Weihnachtsbaum erst am Heiligabend aufstellen und schmücken. Für mich ist dann „richtig“ Weihnachten, wenn ich in der Krölpaer Kirche sitze, die Glocken läuten und das Weihnachtsevangelium gelesen wird. Irgendwie fällt dann der ganze Stress der Vorweihnachtszeit ab und ich finde wieder ein bisschen zu mir selbst.

Ich glaube wir feiern Weihnachten eigentlich ziemlich traditionell, aber seit einigen Jahren hat mein Bruder einen neuen Brauch bei uns eingeführt, der für mich richtig wichtig geworden ist. Nach der Bescherung gibt´s bei uns Feuerzangenbowle! Wir lassen dann den Abend ganz damit ruhig ausklingen, gucken andächtig in die Flammen und werden ein bisschen sentimental. Bis meine Mutter irgendwann aufspringt und ruft „Die Gans! Die muss aus dem Ofen!“. Alle Jahre wieder. Hoffentlich.


Morgen Kinder wirds was geben …

Gesungen vom Männerquartett DonViCanto, unter Leitung von Jonas Chudasch.


Wir sagen Danke…

Wir danken Jonas Chudasch für das Mitmachen beim Video.

Wir danken Thomas Hubich für die Musik für das Türchen.

Wir danken Tina Pfeiffer für den Beitrag.

Wir danken dem Männerquartett DonViCanto, unter Leitung von Jonas Chudasch .